Der Traumgörge
Alexander Zemlinsky 1871–1942
Oper in zwei Akten und einem Nachspiel
Text von Leo Feld
Uraufführung 1980, Opernhaus, Nürnberg
In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Einführungen eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Holzfoyer und kurz vor der Premiere als Video
Am 24. März findet die 7. Kammermusik anlässlich der Premiere von Der Traumgörge statt.
Musikalische Leitung Markus Poschner
Görge AJ Glueckert
Prinzessin / Gertraud Zuzana Marková
Grete Magdalena Hinterdobler
Hans Liviu Holender
Marei Juanita Lascarro
Müller Magnús Baldvinsson
Pastor Alfred Reiter
Züngl Michael Porter
Kaspar Iain MacNeil
Mathes Mikołaj Trąbka
Wirtin Barbara Zechmeister
Märchenwelten, die lebendig werden: Utopien oder Alpträume?
Um die Wende zum 20. Jahrhundert erlebte Wien eine kulturelle Blüte epochaler Bedeutung. Dabei avancierten Sigmund Freuds Traumforschungen und seine Deutungen der Welt des Unbewussten zu den stärksten Inspirationsquellen für Literatur, Theater und Musik. Auch Görge, der Titelheld von Zemlinskys Oper, verarbeitet in seinen Träumen Ängste und Schicksalsschläge. Er lebt in der Welt seiner Bücher und verliebt sich in eine Traumprinzessin. Allerdings soll er Grete heiraten, eine bodenständige junge Frau, die sich von ihm mehr Realitätssinn wünscht. Doch Görge will sein Lebensmärchen verwirklichen und flieht. Er strandet als Trinker in einem Dorf und wird wieder als Außenseiter betrachtet. In Gertraud, die als Brandstifterin und Hexe verschrien ist, erkennt Görge seine Prinzessin wieder. Mit ihr kann er seinen Märchen lauschen, träumen, schweigen und spielen.
Die zentralen Themen der Oper, Ablehnung und Hass gegenüber Fremden, ziehen sich wie ein roter Faden auch durch die Biografie von Alexander Zemlinsky: In Wien erlebte er die ersten antisemitischen Ausschreitungen, die sich auch gegen Künstler*innen richteten. Eines der prominenten Opfer war Hofoperndirektor Gustav Mahler, der ihn mit der Komposition beauftragt hatte. Auch seine unglückliche Liebe zu Alma Schindler und sein Kummer flossen in Zemlinskys dritte Oper ein. Nach Mahlers Entlassung 1907 wurde die Premiere umstandslos gestrichen. So kam das Werk erst 1980 als Höhepunkt einer Zemlinsky Renaissance in Nürnberg endlich zur Uraufführung. Seine hochromantische Musik erinnert zwar an Wagner, Mahler oder Humperdinck, wirkt aber immer originell und inspiriert. Zemlinskys Partitur glänzt durch brillante Einfälle und raffinierte harmonische Konstellationen, die für expressive Momente in einer Geschichte über Außenseitertum, verzerrte Märchenwelten und Lebensalternativen sorgen.