(…) ein großer Abend und großer Saisonauftakt.
Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau
(…) Die Abstimmung zwischen Graben und Szene ist perfekt. Jens Daniel Herzog inszeniert ganz aus dem Geist der Musik, die Takeshi Moriuchi am Pult des Frankfurter Opern- und Museumsorchester mit großer Präzision herausfeilt. Das scharfe Blech und die satten Holzbläser in ihrer rhythmischen Akzentuierung lassen Igor Strawinsky, den Widmungsträger der Partitur, klar hervortreten. Großartig realisiert ist die katzenhafte, kammermusikalisch bis zu Solostimmen realisierte Begleitung. Ein Spiel der ausgefahrenen und wieder eingezogenen Krallen. Moriuchi realisiert eine mustergültige Wiedergabe von Henzes Vokalsinfonie als Traumprotokoll. Es ist ein homogen stimmiger Abend, an dem Musik und Szene perfekt Hand in Hand gehen. Wer eine kritische Auseinandersetzung mit unserer kriegerisch geladenen Gegenwart erwartet, wird in Frankfurt sicher enttäuscht. Aber er kann hier träumen. Das ist auch nicht verkehrt in Zeiten der realen Alpträume.
Bernd Künzig, SWR Kultur am Morgen
(…) Henze „entmilitarisiert“ (…) den Stoff, der Krieg dient ihm hier als Folie, vor der ein moralischer Konflikt des Prinzen ausgetragen wird. Musik schichtet Henze dabei sehr plastisch übereinander: Traum ist Traum, Kampf ist Kampf, innere Zerrissenheit ist innere Zerrissenheit. Dazu kommen Gesang und Spiel, eine Ensembleleistung, die fantastisch ist und eine sehr geschickte und eindrucksvolle Drehbühnen-Choreografie, die schwer zu beschreiben, aber wahnsinnig toll gemacht ist.
Natascha Pflaumbaum, hr2-kultur / Frühkritik
(…) Das Bühnenbild ist so karg eingerichtet, dass es ohne die musikalischen und schauspielerischen Aktionen der Künstler keinen Sinn ergeben würde. Mit ihnen ist ein Stück großartiges, bewegtes und bewegendes Musiktheater zu erleben. (…)
Andrea Richter, www.textor.online
(…) Unter den Solisten brillierten der slowenische Bariton Domen Križaj in der Titelpartie mit beklemmender Melancholie, der belgische Tenor Yves Saelens als eine Spur zu leutseliger Kurfürst von Brandenburg und Magdalena Hinterdobler als hoch emotionale Prinzessin Natalie von Oranien. Sie versucht beherzt, in die Speichen dieses militaristischen Räderwerks zu greifen, das ihr völlig fremd ist. Sonderapplaus gab es für Magnus Dietrich als unerschrockenem Freund Homburgs. Insgesamt eine kluge, zeitgemäße und mutige Auseinandersetzung mit diesem doppeldeutigen brandenburgischen Mythos – und das am Tag einer ähnlich aufwühlenden Landtagswahl!
Peter Jungblut, BR-Klassik / Leporello
(…) Eine Aufführung des Prinz von Homburg steht und fällt mit der Titelpartie. In Frankfurt liegt sie in den sicheren Händen von Ensemblemitglied Domen Križaj, dessen Bariton den Spagat zwischen Träumerei, Todesfurcht und Entschlossenheit jederzeit verlässlich schafft. Ihm zur Seite stehen der Kurfürst Yves Saelens und Magdalena Hinterdobler in der Rolle der (bei Bachmann aufgewerteten) Natalie, deren Sopran vollständig sicher durch die aberwitzig schwere Partie führt, sowie Annette Schönmüller als Kurfürstin mit starker, oft auch humorvoller Bühnenpräsenz.
Über den bösen Schluss – der Prinz wird mit verbundenen Augen zur „Hinrichtung“ geführt, als einziger nicht wissend, dass er begnadigt wurde – schreiben sich Kleist und Bachmann nonchalant hinweg. Bei Dostojewski kann man nachlesen, wie traumatisch eine Scheinhinrichtung nachwirkt. Regisseur Herzog schwindelt sich über die Perfidie nicht hinweg und zeigt eine Gesellschaft in arrogantem Spott. Nur Natalie wendet sich dem Demontierten noch einmal zu. In Staub mit allen Feinden der Liebe.
Christoph Becher, www.nmz.de (neue musikzeitung)
(…) Einhelliger Beifall für die erste Premiere der neuen Spielzeit an der Oper Frankfurt.
Andreas Bomba, Frankfurter Neue Presse