Presse

Pressestimmen

(…) Überstrahlt wird die (…) Inszenierung von Puccinis Musik, deren subtile Sü­ße (und Modernität) von Gastdiri­gent Pier Giorgio Morandi nicht verleugnet oder kleingehalten wird. Schwelgende Streicher, fei­ne Holzbläsermixturen, das in den Hymnen-Zitaten satt aufschwellende Blech sorgten für be­törende Klänge. Alexandra Marcellier rührt szenisch und gesang­lich als Cio-Cio-San an und stellt die fragile Gestalt, die von Selbst­täuschung zu Selbstaufgabe wan­delt, beeindruckend dar. Stefan Pop muss darstellerisch alles tun, Pinkerton als „hässlichen Ami“ vorzuführen, was freilich ein Kontrast zu seiner blendenden Te­norstimme ist. Kelsey Lauritano ist mit ihrem Mezzosopran, den sie mächtig aufblenden kann, ei­ne vortreffliche Suzuki, wie man auch Liviu Holender den hilflosen „guten Amerikaner“ Sharpless ohne Vorbehalte abkauft. Alfred Reiter beeindruckt mächtig als Bonze, Goro (Michael McCown) möchte man nicht nachts auf der Straße begegnen.

Markus Kuhn, Frankfurter Neue Presse

(…) Diese opulent ausgestattete, fesselnd inszenierte und hinreißend musizierte Produktion wirkt auch beim Wiedersehen zeitlos frisch und macht einfach gute Laune. Opernkenner kommen hierbei genauso auf ihre Kosten wie Opernanfänger, denen sie als ideale Einstiegsdroge empfohlen werden kann.

Michael Demel, www.deropernfreund.de


Gefährlich glitzernd gestaltet Nicholas Brownlee sein Debüt in der Titelpartie von Mozarts Don Giovanni an der Oper Frankfurt. Sein mächtiger Bassba­riton dominiert die Szene, setzt sich wüst über jeden Widerstand hinweg und lässt sich niemals zu verführerischem Schmelz herab.
Auf diese Weise unterstreicht er die Sicht von Regisseur Christof Loy auf die Figur, der bei der Premiere 2014 (…) Don Giovanni als älteren Mann und notorisch triebgesteuertes Raubtier in Szene setzte. (…)

Bettina Boyens, Frankfurter Neue Presse

(…) Ein faszinierender Tamerlano im vergangenen Winter, ein eleganter Orlando im Frühjahr, demnächst noch die Wiederaufnahme des pfiffig inszenierten Xerxes und nun ein herausragender Hercules, von dem sich bereits jetzt sagen lässt, dass er einer der Höhepunkte der Saison ist: Frankfurt mausert sich zur Händel-Hauptstadt.

Michael Demel, www.deropernfreund.de


Der Jubel wollte kein Ende nehmen, als Regisseur Barrie Kosky am Sonntagabend nach der Frankfurter Erstaufführung von Händels Oratorium Hercules gemeinsam mit der exquisiten Sängerriege, dem Chor und Dirigent Laurence Cummings vor den Vorhang in der Oper Frankfurt trat. Neben dem überaus wandlungsfähigen, lebhaft als Bürgerschaft und Kommentator die Handlung vorantreibenden Chor galten Mezzosopranistin Paula Murrihy als Hercules Ehefrau Dejanira die größten Ovationen. Gelang es ihr doch mit gewaltiger Stimme, packendem Sprechgesang und unbedingter Leidenschaft Dejaniras Gefühle von beginnender Eifersucht bis hin zu Tobsuchtsanfällen, Wahnsinn und tiefster Depression zu beglaubigen. Wie Kosky den nach ihr geifernden „Eifersuchtschor“ als ansteigende Hasswelle choreografiert hat, gehört zum Eindrücklichsten, was in dieser Saison an der Oper Frankfurt zu sehen ist. (…)

Bettina Boyens / Wieland Aschinger, www.musik-heute.de


(…) Für dieses barocke und doch moderne Musiktheater hat sich das Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter der präzisen Koordination von Laurence Cummings in ein intonationssicheres Händelensemble verwandelt. Es glänzt, brilliert, bebt und umarmt. Dieser zu Recht frenetisch bejubelte Abend ist großartiges, alle Sinne bewegendes Musiktheater.

Bernd Künzig, SWR 2 / Am Morgen

(…) Die aus Kirgistan stammende Katharina Konradi schleicht sich (…) raffiniert an den dramatischeren Teil des Programms an. Ihr Auftritt an der Seite des feinsinnigen Pianisten Ammiel Bushakevitz beginnt mit einem Mozart-Schubert-Mozart-Schubert-Teil, nach der Pause (Robert)-Schumann-(Clara)-Schumann. Der Abend gehört insofern zum laufenden Frankfurter „Mainly Mozart“-Festival. Leicht gehen ihre seine Lieder von der Hand, die gemütliche „Zufriedenheit“, die doch recht unsympathische „Warnung“, „Sperrt die Zuckerplätzchen ein! Sperrt die jungen Mädchen ein!“, na ja, aber Mozart und Konradi sind da ganz cool und kühl.
(…)
Als Tüftlerin zeigt sich Katharina Konradi im großartig durchgearbeiteten „Veilchen“. Drei Luisa-Songs, zwei von Mozart und einer von Schubert, erzählen überaus facettenreich (das Tragische neben dem Parodistischen) von Trennung und Liebesschmerz, ein fabelhaftes Feld für Konradi.
Ihre Stimme ist immer noch leicht bis ins Soubrettenhafte, aber so nuancenreich, dass sie auch ohne Spott und Ironie in fahle, düstere Gefilde vorstoßen kann. Und neben rareren Nummern auch Schumanns Liederkreis op. 39 vortragen kann, ohne die zahllose Konkurrenz fürchten zu müssen. (…)

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) Im zweiten Konzertteil stand mit dem Eichendorff-Liederkreis einer der bedeutendsten Liederzyklen Robert Schumanns auf dem Programm, der oft hinter der Dichterliebe zurückzustehen hat. Die Sängerin agierte sehr sensibel und einfühlsam, nicht nur in der berühmten „Mondnacht“, die sie mit samtigem Timbre zum Leuchten brachte. Lieder wie „Intermezzo“ oder „Auf einer Burg“, schließlich auch „Frühlingsnacht“ stellen ebenfalls Perlen in Schumanns Liedschaffen dar, die von Konradi und dem gefühlvoll intonierenden Klavierpartner Bushakevitz zum Glänzen gebracht wurden. In den beiden Zugaben blieb Konradi ihrer Linie treu: Schuberts „Gretchen am Spinnrade“ sowie „Nacht und Träume“ – das Richtige für den Nachhauseweg.

Matthias Gerhart, Offenbach-Post

Auch Strolche und Könige sind nur Menschen
Der Zar lässt sich fotografieren und Die Kluge: Ein extrem kurzweiliger Frankfurter Weill/Orff-Doppelabend

(…) Zwei kurze, prickelnde Opern über Wahrheit, Macht und womöglich auch Liebe, die eine viel unbekannter als die andere, in dieser Kombination überaus originell. Kurt Weill wollte mit der Buffo-Oper Der Zar lässt sich fotografieren auf ein Libretto von Georg Kaiser vor allem die gemeinsame, ebenfalls kurze Oper Der Protagonist abendfüllend aufpäppeln. Nach der Uraufführung 1928 wurde sie häufiger nachgespielt, um in und nach der NS-Zeit in der Versenkung zu verschwinden. Der Zar taucht im Pariser Fotoatelier der reizvollen Angèle auf, deren Studio aber von einem antizaristischen Terrorkommando überfallen worden ist, das im Fotoapparat eine Pistole montiert und mithilfe einer „falschen Angèle“ ein todsicheres Attentat plant (wann halte schon einer so still wie beim Fotografieren). Die falsche Angèle und der Zar turteln heftig, sind entsprechend nicht bei der Sache, die zudem auffliegt. Der Terrorzelle gelingt die Flucht, und der Zar lässt sich fotografieren.
Während Weill erst nach Paris, dann in die USA floh, arbeitete Carl Orff (fünf Jahre vor ihm geboren, 32 Jahre nach ihm gestorben) in NS-Deutschland weiter, und auch Die Kluge, im Februar 1943 in Frankfurt uraufgeführt, durfte gespielt werden. Kaum zu glauben, wenn hier der Niedergang des Rechts, der Sieg von Lug und Trug, die Ohnmacht jener, die die Wahrheit sagen, allenthalben angeprangert werden. „Denn wer viel hat, hat auch die Macht, und wer die Macht hat, hat das Recht, und wer das Recht hat, beugt es auch! Denn über allem steht Gewalt.“
Mag sein, die einen haben die richtigen Schlüsse gezogen (es gibt Berichte über Proteste wie auch über maßlosen Applaus), die meisten aber müssen gedacht haben, jemand anderes sei gemeint. Etwas Bolschewistisches, Stalinistisches, Amerikanisch-jüdisch-Kapitalistisches, zum Beispiel. Dauerhaftes Lügen zeitigt Wirkung. Das Werk selbst (auf einen Text des Komponisten): eine Perle von einem Volksmärchen, in dem die Titelheldin die Dummköpfe, Schufte und bornierten Machthaber nach allen Regeln des Verstandes vorführt.
Manchmal sieht man Die Kluge mit Orffs Der Mond zusammen. Die neue Verbindung ist aber großartig. Der noch subtiler arbeitende Weill wie der noch wirkungsvoller arbeitende Orff haben Musiken von rasantem Unterhaltungswert geschrieben. (…)

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) Insgesamt bietet dieser Doppelabend eine erfrischende Bereicherung des Repertoires. Keith Warner zeigt darin einmal mehr mit britischem Humor seine altmeisterliche Beherrschung des Regiehandwerks, und das Frankfurter Ensemble brilliert einmal mehr durch musikalische Exzellenz und hinreißende Spielfreude.

Michael Demel, www.deropernfreund.de


(…) Warner braucht für seine rasante Inszenierung vor allem Darstellerinnen und Darsteller. Sängerisch gibt es nicht viel zu gewinnen. Das Frankfurter Ensemble kann aber beides, singen und tanzen. Domen Križaj ist ein weich-baritonaler Zar, Juanita Lascarro eine kokett-falsche Fotografin. Elizabeth Reiter singt eine zärtlich-spitze Kluge, Mikołaj Trąbka einen hohlen König.
Die heimlichen Stars sind aber die drei Strolche, die fast permanent auf der Bühne sind, die singen und tanzen, trinken und turnen und in Windeseile von einer Rolle in die nächste schlüpfen müssen. Der beste Turner ist Iain MacNeil, der eleganteste Tänzer Dietrich Volle und kein Hahn kräht schöner als Andrew Bidlack. (…)

Bernd Zegowitz, www.die-deutsche-buehne.de


(…) Yi-Chen Lin am Pult des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters gelingt es, die blitzschnellen Wechsel des Tonfalls bei Weill flott umzusetzen und von nervöser Hektik in samtweiche Beischlafanbahnung umzuschalten – mit einem Knips. (…)

Jan Brachmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung

(…) Regisseur Manuel Schmitt bringt in seiner Neuinszenierung, die Brittens The Prodigal Son aus dem Jahr 1968 mit einer anderen, der zwei Jahre früher uraufgeführten Kirchenparabel The Burning Fiery Furnace, koppelt, beide Werke so klar und konzentriert auf den offenen Bühnenraum, dass es einem nicht selten den Atem nimmt. (…)

Axel Zibulski, Frankfurter Allgemeine Zeitung / Rhein-Main


(…) Von einem „Mysterienspiel“ ist im Geschehen selbst die Rede, ja, genau. Wer in diesen Post-Corona-Tagen von einer Großoper in die nächste taumelt, staunt darüber, wie Britten mit einer Handvoll Instrumente heilige und weltliche, naturhafte und seelische Atmosphären erzeugt – der Dirigent Lukas Rommelspacher hat neun Mitglieder des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters und einen Gastorganisten vor sich, apart ohne Geige, ohne Cello, dafür mit ausdifferenziertem Schlagzeug und Harfe. In Frankfurt wird das vom Bühnengeschehen allerdings auch blendend unterstützt.
(…)
Michael McCown, mit behändem Tenor und Körper stets eine Bühnenfreude, ist der Versucher des gelangweilten Sohnes und der König Nebukadnezar. Magnús Baldvinsson mit seinem sehr passenden, leicht angerauten Bass ist der autoritäre und doch freundliche Vater, um ihn herum flippen die richtig jungen Söhne, Jarrett Porter (als wütender Älterer) und Brian Michael Moore (als aus der Reihe tanzender, nein, stolpernder Jüngerer). Nach der Pause ist Bariton Danylo Matviienko in der insgesamt edlen Besetzung der finstere Astrologe und Porter der laszive Herold am babylonischen Hof.
Die geschlechterfluiden Festtagskleider in dieser Männerwelt täuschen nicht darüber hinweg, dass es gemeingefährlich zugeht. Moore, Barnaby Rea und Pilgoo Kang sind die drei Jünglinge, die das Tohuwabohu voller Gottvertrauen abwettern lassen. Immer ist der Ritus nahe, ebenso im kakophonisch wirkenden, aber ausgeklügelten Freudentanz nach der Heimkehr des verlorenen Sohnes. (…)

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) The Prodigal Son ist der Titel jener 1968 in einer Kirche uraufgeführten Kurzoper nach der biblischen Geschichte vom verlorenen Sohn. Sie ist rein männlich besetzt wie The Burning Fiery Furnace von 1966: Mit diesem Gegenstück, dessen Text ebenfalls aus der Feder von William Plomer stammt, gelingt ein Parabel-Abend, dem nicht nur das Ackerbild einen fesselnden Rah­men verleiht.

Volker Milch, Wiesbadener Kurier


(…) Eindrucksvoll bespielt diese Inszenierung den großen Bühnenraum mit ausgewählten Requisiten. Es gibt viel zu sehen, wirkt aber alles andere als überladen und die musikalische Leistung von Sänger*innen und Orchester ist durchgehend auf sehr hohem Niveau. So wird [Manuel] Schmitts Inszenierung zu einem kurzweiligen visuellen und akustischen Genuss!

Martina Jacobi, www.die-deutsche-buehne.de


(…) Der britische Komponist, 1966 auf dem Höhepunkt seiner stets nach Einfachheit strebenden Kunst, markiert das archaische Ambien­te eines Mysterienspiels durch Hymnen im gregorianischen Stil, verbindet sie mit oft nur einstim­migen Klängen und freitonalen Linien eines bizarren, aus neun Instrumenten bestehenden Kammerensembles. Bühne (Bernhard Siegl) und Regie (Manuel Schmitt) sparen nicht mit Effekten, sogar pyrotechnische Funken schlagen sie aus der Befreiung eines golden-klobigen Standbilds des Göt­zen Merodak durch Arbeiter im Schutzanzug, bevor im selben Ofen dann Menschen verbrennen sollen. (…)

Andreas Bomba, Frankfurter Neue Presse


(…) Zum musikalischen Farbenreichtum und zur szenischen Lebendigkeit trägt auch eine delikate, von Álvaro Corral Matute einstudierte Kinderchor-Partie mit ihren Soli substantiell bei. (…)

Volker Milch, Darmstädter Echo


(…) Ein gelungenes Musiktheater, zwar ohne Zeigefinger, dafür aber mit einem gehörigen Anteil an Nachdenklichkeit. Aufklärung, wie sie heute wiedergewonnen werden muss.

Helmut Wäldele, www.hboscaiolo.blogspot.de


(…) Der Begriff des „Gesamtkunstwerks“ wird oft strapaziert. Hier ist er angemessen. Jede der Komponenten kann eigenständig überzeugen: Die faszinierende Rauminstallation, die sinnliche und plastische Inszenierung und die vorzügliche musikalische Umsetzung mit starken Gesangsleistungen. Das alles fügt sich zu einem außerordentlichen Musiktheatererlebnis.

Michael Demel, www.deropernfreund.de

Claus Guth erntete am Sonntagabend für seine packende psychologische Deutung von Richard Strauss’ Einakter Elektra an der Oper Frankfurt einhelligen Publikumsjubel. Seine Auffassung überzeugte, die generationenübergreifende Geschichte der blutdurchtränkten Rachetragödie der Atriden als zunehmende Zerrüttung des Geisteszustandes von Elektra zu zeigen. (…)

Bettina Boyens / Wieland Aschinger, www.musik-heute.de


(…) An vorderster Front die großartige estnische Sopranistin Aile Asszonyi. Sie beeindruckte stimmlich, darstellerisch und vor allem mit ihrer unglaublichen Kondition tief. Nach ihrem Zusammenbruch am Ende des Stücks, nach dem letzten Ruf „Orest“ ihrer qualitativ ebenbürtigen Bühnenschwester Chrysothemis und dem letzten dröhnenden Orchesterakkord herrschte im Publikum kurze Stille, während der Vorhang fiel. Es war nach 110 Minuten höchster emotionaler Anspannung die Stille der Erschütterung vor einem wahren Applaus-Orkan.

Andrea Richter, www.faustkultur.de


(…) Unten in den Klüften, aus denen die blu­tige Vergangenheit der Atridensippe so suggestiv emporklingt, waltet der schei­dende Generalmusikdirektor Sebastian Weigle seines Amtes und lässt den riesi­gen Klangkörper in allen Facetten so differenziert funkeln, dass man sich manchmal eher in einer kammermusika­lischen Veranstaltung als in einem der klanggewaltigsten Werke der Gattung wähnt. Bei dieser Leistung ist es nur angemessen, dass das Orchester als Protagonist zum Schlussapplaus auf die Bühne gebeten wird, um sich mit sei­nem GMD vom begeisterten Publikum feiern zu lassen. Die Ovationen schlie­ßen neben dem Schwesternpaar Susan Bullocks edel patinierte Klytämnestra, Peter Marshs Aegisth und Simon Bai­leys Orest auch das Regieteam um Claus Guth ein. (…)

Volker Milch, Wiesbadener Kurier


(…) Der Blumenstrauß fürs Vokale aber ging an Jennifer Holloways Chrysothemis: über die glaubhaft ausgestrahlte Körpersehnsucht nach einem männlichen Gegenüber, den Trost mit einem Schal-Knäuel als Kind-Ersatz hinaus leuchtete und glühte da ein echter „Strauss-Sopran“. (…)

Wolf-Dieter Peter, www.nmz.de (neue musikzeitung)


(…) Wenn alles zu viel wird, bleibt immer noch der Wahnsinn, und genau dort richtet sich Elektra häuslich ein.
(…)
Regisseur Claus Guth zeigt das in seiner packenden Inszenierung am „Opernhaus des Jahres“ in Frankfurt von der ersten bis zur letzten Minute absolut plausibel, bildstark und dank der fulminanten estländischen Sopranistin Aile Asszonyi in der Titelrolle menschlich zutiefst anrührend. (…)

Peter Jungblut, BR-Klassik / Allegro


(…) Psychosomatische Störungen aber hat, in Claus Guths Inszenierung der Oper Elektra von Richard Strauss nach Hofmannsthal, vor allem Elektra selbst: Aile Asszonyi in der Titelrolle verdreht an der Oper Frankfurt ihre rechte Hand, als sei sie ein ekelhaftes, fremdes Körperteil. Sie zuckt mit dem Kopf, verzieht den Mund, hat Ticks, nur kurz, aber immer ganz allein. Alle anderen, die Schwester Chrysothemis, das Personal, scheinen im großen Ganzen gesund zu sein und der seltsamen Elektra fürsorglich zugewandt. (…)

Jan Brachmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung


(…) Fesselnd zeigt Regisseur Claus Guth an der Oper Frankfurt, wie die geistig zerrüttete Atridenprinzessin an ihren Wutwallungen, den penetrant durch die Szene laufenden Erinnerungsfetzen und ihren wüsten Rachefantasien zu­grunde geht. Schlimmer noch: Mutter und Schwester, die gesam­te Familie, teilen ihre Therapieresistenz. Vielleicht ist der pa­ckendste Einfall Guths, der mit Elektra in Frankfurt seine dritte überragende Strauss-Interpreta­tion vorlegt, bis zum Ende offen zu lassen, ob sich das unmensch­liche Schlachten nur in Elektras Kopf abspielt oder tatsächlich ge­schehen ist. Antwortet sie doch am Ende, als ihre Schwester Chrysothemis sie fragt, ob sie den mu­sikalischen Jubel nicht höre: „Ob ich die Musik nicht höre? Sie kommt doch aus mir.“ (…)

Bettina Boyens, Frankfurter Neue Presse


(…) Auch das Orchester wird von Weigle am Ende energisch auf die Bühne gewunken, es spielt bei Strauss hörbar eine, wenn nicht die Hauptrolle. Es ist die vorletzte Premiere für den scheidenden GMD, der hier, ganz in seinem Kernrepertoire, noch einmal ganz besonders gefeiert wurde.

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) Diese Frankfurter Elektra ist im wahrsten Sinne des Wortes wahnsinnig gut.

Bernd Künzig, SWR 2 / Journal am Mittag


(…) Es ist eins von Guths Regiekunststücken, mit solchen, obendrein mit getanztem Witz gewürzten Ambivalenzen, jenen szenischen Rausch zu liefern, den die Musik per se bietet. Premium-Strauss gibt es eben nicht nur in Dresden...

Joachim Lange, Dresdner Neueste Nachrichten


(…) Nicht enden wollende Ovationen belohnen einen Frankfurter Premieren­abend, der in seiner künstleri­schen Größe höchsten Ansprü­chen des Hauses gerecht wird.

Bettina Boyens, Offenbach-Post

(…) Wut und Verzweiflung, Sehnsucht und Liebe finden ihre Ent­sprechung in der Stimme von Ma­ria Agrestra, mal zart und leise, manchmal auch enorm kräftig, stets klangvoll, dunkel getönt und mit großer Schönheit. Ihr ly­rischer Sopran umgarnt das Publi­kum und bleibt auch in den emo­tionalen Ausbrüchen gut geführt. Dabei war ihr der Pianist Vincen­zo Scalera ein sehr aufmerksamer und sensibler Partner. Große Be­geisterung und drei Zugaben.

Martin Grunenberg, Frankfurter Neue Presse


(…) Neun Mal kommt das Wort Salce! (Salice = Weidenbaum) in der Zu-Bett-Geh-Szene der Desdemona im 4. Akt des Otello von Giuseppe Verdi (1813-1901) vor. Neun, durch nur winzige Unterschiede gekennzeichnete Variationen bot Agresta auf. Und das ist nur einer der Gründe, warum sich die 44-Jährige einen Namen als eine der aktuell besten Sopranistinnen im italienischen Fach einen Namen gemacht hat. Eine Desdemona, wie man sie nur selten zu hören und zu sehen bekommt: ausdrucksstark und flexibel, gesanglich wie darstellerisch. Ihre Gesangslinien schier grenzenlos, jeder Ton von Reinheit, Zartheit und großer Modulationsfähigkeit geprägt. Crescendi, Diminuendi, Passagi, Legati, alles, was einen in Richtung Tränenstrom treiben kann. „Ave! Amen.“ (...)

Andrea Richter, www.faustkultur.de

(…) Francesca da Rimini ist in dieser extrem produktiven Frankfurter Opernsaison eine Frucht von Bernd Loebes Doppelrolle als Frankfurter und Erler Intendant – bei den dortigen Tiroler Festspielen war im Dezember Premiere (…).

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) Mit seiner Inszenierung gelingt Hans Walter Richter das Kunststück, nicht nur ein, sondern gleich vier Dramen auf die Bühne zu bringen. Francescas Tragödie, die ihres Ehemanns, ihres Geliebten und die ihres Vaters. In ihrer an Wahnsinn grenzenden Liebeswut, ihrem Hass und ihrer Verzweiflung behält der Regisseur jede Figur gleichermaßen im Fokus. Als Zuschauer blickt man gebannt zwischen den Protagonisten hin und her, die streckenweise von expressiven Tänzern gedoppelt werden. (…)

Silvia Adler, Wiesbadener Kurier


(…) Als Plädoyer für Mercadante ist dieser Abend rundum überzeugend. Und wenn die Kulturpolitik der Stadt Frankfurt es ihrer Oper gestattet, mit entsprechenden Mitteln ihren mehrfach preisgekrönten Kurs fortzusetzen, dann wäre es ein logischer nächster Schritt einer kleinen Mercadante-Renaissance, sein Meisterwerk Il giuramento auf die Bühne zu bringen.

Wolfgang Fuhrmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung


(…) Jessica Pratt als Francesca charakteri­sierte die Titelheldin als Frau von ungewöhnlicher Gefühlstiefe, die verzwei­felt um Selbstbestimmung ringt. Ihr rei­ner Sopran war der anspruchsvollen Par­tie, die neben höchster Virtuosität auch dramatische Feuerkraft erfordert, in jeder Lage gewachsen: von den kunst­vollen, an Rossini gemahnenden Fiorituren bis zu den weitgespannten, oftmals in die extreme Höhe vorstoßenden Gefühlsbögen. Mit glutvoller Stimmgebung und geläufigen Koloraturen begei­sterte auch die Mezzosopranistin Kel­sey Lauritano als Paolo. Dessen Wider­spruch zwischen Verliebtheit und Gewissensbissen dem Bruder gegen­über lotete sie hochemotional aus.
Starke Akzente setzte auch Bariton Erik Heyningen in der Rolle von Francescas Vater Guido, der sich durch die erzwungene Heirat an seiner Tochter schuldig gemacht hat. Ein vielschichtiges Psychogramm zeichnete Theo Lebow als Lanciotto. Mit seinem bissig aufstrah­lenden Tenor durchmaß er das Spek­trum von lyrischer Klage bis bösartig brachialer Vokalgewalt in allen Facet­ten. Auch das Orchester unter der Lei­tung von Ramón Tebar wurde zum Anwalt für Mercadantes Musik. So far­benreich, leidenschaftlich-akzentuiert und kantabel wie der spanische Dirigent die Oper in Szene setzte, wünschte man der Wiedererweckten ein langes Leben auf künftigen Spielplänen.

Silvia Adler, Wiesbadener Kurier


Wenn eine unbe­kannte Oper wieder zum Bühnen­leben erweckt wird, stellt sich stets die Frage: Warum war das Werk eigentlich vergessen? Und umgekehrt: Warum wird es nun hervorgeholt? In einem beispiel­los produktiven Haus, das in den über zwanzig Jahren der Inten­danz Bernd Loebes den Frankfur­ter Opernfreunden gefühlt 250 verschiedene Stücke präsen­tiert hat, findet man für Raritäten wie Saverio Mercadantes Fran­cesca da Rimini allein schon en­zyklopädische Argumente. Besonderen Reiz gewinnt dieses Werk, das auf eine in Dantes Divina Commedia erzählte Geschichte zurückgeht, durch die verspätete Uraufführung erst im Jahr 2016. (…)

Andreas Bomba, Frankfurter Neue Presse


(…) In Koopera­tion mit den Tiroler Festspielen Erl erlebte das Belcanto-Drama an der Oper Frankfurt am Sonntag nun seine Deut­sche Erstaufführung. Und die gelang wahrhaft fulminant! (…)

Silvia Adler, Allgemeine Zeitung Mainz


(…) Auf der Habenseite des Abends stehen die Sänger, der Chor in ei­ner umfänglichen Rolle, sowie das unter Leitung des außeror­dentlich aufmerksamen und auf die dynamische Contenance be­dachten Dirigenten Ramón Tebar spielende Orchester, in dem die Bläser und vor allem die Harfe (Françoise Verherve) auch solis­tisch gefordert werden.
Theo Lebow singt mit feinem Silber und einem idealen Aus­gleich von Kraft und Beweglich­keit den Lanciotto; Kelsey Lauritano erweckt mit geschmeidiger, jungenhafter Stimme Sympathien für Paolo (…); schier unermüd­lich verbindet Jessica Pratt die Leiden der Titelfigur mit vokalen Kaskaden.
Auch die kleineren Rollen (Guido, Isaura, Guelfo) sind mit Erik van Heyningen, Karoline Bengtsson und Brian Michael Moore ansprechend besetzt.
Tilman Michael hat den Chor auf Transparenz, Präzision und Klangschönheit getrimmt. (…)

Andreas Bomba, Offenbach-Post

Auch wenn es kein wirkli­cher Liederzyklus ist, gehört der Schwanengesang doch zum Berühm­testen und Schönsten, was Franz Schu­bert in seinem reichhaltigen Werk geschaffen hat. Der Abend im Frankfur­ter Opernhaus mit Ensemblemitglied Andreas Bauer Kanabas und seinem Klavierpartner Daniel Heide profitierte noch dazu von dem weichen, gefälligen Bass des Sängers, der besonders den sechs Heine-Vertonungen im zweiten Teil ein ungewöhnliches Gepräge gab. Und so wurde alles zu einem reinen Schubert-Abend, den man in dieser Vollendung und Schönheit lange nicht mehr gehört hat. (…)

Matthias Gerhart, Frankfurter Neue Presse


(…) Bauer Kanabas Stimme hat (…) eine lichte Note, man wird erst, wenn er tief herabsteigt wieder daran erinnert, dass er ein astreiner Bass ist. Das sind große Augenblicke – „Dunkle Träume“, „ins tiefe Grab!“, „in tiefer Ruh“. Nachher auch „Der Atlas“, bei dem die Bassstimme so sehr bei sich selbst ist, um im „Abschied“ („Ade! du muntre, du fröhliche Stadt...“) Haken zu schlagen. Bauer Kanabas kann sehr dunkle, sinistre Haken schlagen. Er kontrolliert dabei alle Nuancen, wunderbar die Textverständlichkeit, fabelhaft, wie sicher er das Leichte, Beiläufige herzustellen weiß, das das noch so heikle Kunstlied verlangt. Nur für Sekunden wird er wuchtig, dann aber wirklich. (…)

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) Er [Andreas Bauer Kanabas] nähert sich Schuberts Liedern auf ganz eigene, erfrischende Art und Weise und demonstriert gekonnt, dass seine Erfahrung als Opernsänger beim Liedgesang nicht hinderlich, stattdessen eine geradezu offenbarende Ergänzung ist. So verleiht er jedem Lied einen dramatischen Bogen, entwickelt stets eine in sich geschlossene Erzählung, ohne das große Ganze aus den Augen zu verlieren. (…)

Alexandra Richter, www.bachtrack.com

(…) Zur opulenten Orchestermusik gehören die passenden Stimmen, allen voran Jennifer Holloway in der Rolle der Grete Graumann und Ian Koziara als Fritz. Da treffen Mitgefühl und Leidenschaft in seltener Einmütigkeit aufeinan­der. Die Frankfurter Wiederauf­nahme profitierte aber auch von Solisten wie Anthony Robin Schneider als Wirt des Gasthau­ses „Zum Schwan“ und der Juani­ta Lascarro als Ehefrau des alten Graumanns.
(…) Sollte das Orchester auch schon seinerzeit in einem derart guten Zustand gewesen sein, ist es kein Wunder, dass fast alle Schreker-Opern in Frankfurt uraufgeführt wurden. Gerade das große Klangformat ist die Stärke dieses Ensembles – man denke an die vielen bedeutenden Strauss-Inszenierungen, die einem auch bei Schreker immer wieder in Erinnerung kamen.

Matthias Gerhart, Frankfurter Neue Presse


(…) Wenn dieser Produktion auch in der Wiederaufnahme der Rang des Außerordentlichen zukommt, liegt dies daran, dass sie musikalisch die Qualitäten der Musik mit einer Spitzenbesetzung zur vollen Entfaltung bringt und zugleich durch eine elegante und poetische Inszenierung die Textvorlage adelt.

Michael Demel, www.deropernfreund.de

Georg Friedrich Hän­del wusste ganz genau: Der Erfolg seiner Opern hing vom Gesangspersonal ab. In den späten 1720er Jahren versammelte er die berühmtesten Primadonnen und Kas­traten auf seiner Londoner Büh­ne. An dieser Vorgabe kommt auch heute kein Theater vorbei, das Händels Opern ins Programm und sie ernst nimmt. Insofern fin­det Frankfurts kluge Ensemblepo­litik immer wieder herausragen­de Sängerinnen und Sänger, die sich diese Musik mit viel Können, Lust und Leidenschaft zu eigen machen. Erneut nun im Orlan­do, einer vor genau 290 Jahren uraufgeführten Ritteroper. (…)

Andreas Bomba, Frankfurter Neue Presse


(…) Simone Di Felice dirigiert das historisch informierte Opern- und Museumsorchester, das einen besonders schlanken, aber durchaus nicht kargen, sondern geschmackssicheren Barockklang produziert, sozusagen à la 1733 – in dem Jahr wurde Orlando mit mittlerem Glück in London uraufgeführt. (…)

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) Der sprichwörtlich ra­sende Roland steht vor der bizar­ren Entscheidung, seine Karriere als Feldherr oder als Liebhaber fortsetzen zu sollen. Eine Versuchsanordnung, die zu leiten das Libretto eine Art Magier erfindet; Zoroastro lässt das an sich tragi­sche Stück in ein Happy End münden, wie es das Publikum damals liebte. Božidar Smiljanić gibt ihn kernig und bestimmt, scheut auch nicht schwärzeste Tiefen, bewahrt sich aber Nobilität und feine Ironie.
Die anderen Figuren dieses Kammerspiels sind zwei Liebes­paare. Dorinda, eine kecke Schä­ferin, von Händel mit quirligen Koloraturen und eher frischen Melodien bedacht: Monika Buczkowska verleiht ihr lebhaft und unbekümmert Figur und Stimme. Angelica, die umworbe­ne Königin: Ihr setzt das Hin und Her zwischen den Männern ge­waltig zu, wie Kateryna Kasper berührend und facettenreich zum Ausdruck bringt (…). Medoro, ihr ver­gleichsweise kühler, korrekter Liebhaber: Christopher Lowrey singt ihn elegant, mit ausneh­mend schöner Stimme. Schließ­lich die Titelpartie: Zanda Švēde als Idealbesetzung, in Höhe und Tiefe gleichermaßen klang- und ausdrucksvoll, auch gesangstechnische Spezialitäten wie das Wachsen und Vergehen einzelner Töne auskostend, Empfindsam­keit und Raserei im Gesang fokussierend. (…)

Andreas Bomba, Offenbach-Post


(…) Die Inszenierung lebt vom Licht und Farbenspiel (…), aber vor allem vom lockenden, kunstfertigen Gesang, der anfangs etwas affektgebremst wirkt, sich dann aber in der Anteilnahme steigert. (…)

Jan Brachmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung


(…) Die minimalistische Bühnenkonstruktion, die von fünf schwarz gekleideten Tänzern bewegt wird, die Orlandos Gedanken, Wünsche und Erinnerungen verkörpern (Choreografie Jenny Ogilvie), lässt den leidenschaftlichen Emotionen, die in der Musik immer heftiger auflodern, viel Raum. (…)

Silvia Adler, Wiesbadener Kurier


(…) Diese Inszenierung besticht durch eine sensible Personenregie, gepaart mit subtil musikalischer Gestaltung. Hier wird kein Regiekonzept exerziert, sondern der amerikanische Regisseur Ted Huffman verlässt sich allein auf die Figuren und ihre Musik. So kommt auch die Besonderheit dieser Oper schön zum Vorschein, weil Händel hier nicht vorrangig bloße Affekte ausstellt, sondern wahre Bühnencharaktere handeln und singen lässt. Nirgendwo in seinen Opern gibt es so viele instrumental begleitete Rezitative, in denen sich Seelenvorgänge spiegeln. Tanzende Genien umschweben die Figuren dabei und übertragen deren Gefühle dezent in anmutige Körpersprache.
(…)
Dazu braucht diese Inszenierung keine spektakuläre Ausstattung. Es gibt außer einem Dolch und einem Amulett (unerlässlich für die Erklärung der Handlung) keinerlei Requisiten. Genial ist die Bühnenkonstruktion: nichts weiter als ein Drehkreuz wie eine riesige Drehtür, die hier die ganze Bühnenhöhe ausfüllt und nicht allein zu reibungslosen Szenenwechseln dient, sondern auch als reales Liebeslabyrinth, in dem sich die Figuren bisweilen verirren oder als Projektionsfläche der Olivenzweige Arkadiens, dem bukolischen Ort, an dem die ganze Handlung spielt. (…)

Christoph Wurzel, www.bachtrack.com


(…) Musikalisch ist die Frankfurter Aufführung ein Glanzstück, auch die Inszenierung besticht mit einer Ästhetik, die trotz ihres Minimalismus starke Akzente setzt. (…)

Silvia Adler, Wiesbadener Kurier


(…) So fügt sich eines zum anderen an diesem kurzweiligen und beglückenden Abend: Bühnenbild, Licht- und Schattenspiel, Kostüme, Personenführung, Tanz, Gesang und Orchesterspiel auf höchstem Niveau. Alles ist gut durchdacht, geschmackvoll aufeinander abgestimmt, wunderbar ausbalanciert. Ein wahres Gesamtkunstwerk, für das als höchstes Lob gelten kann, dass es dem Komponisten ein Denkmal setzt.

Michael Demel, www.deropernfreund.de

Der Komponist Vito Žuraj und der Dramatiker Händl Klaus haben Thomas Manns Novelle Die Betrogene als Opernstoff bearbeitet. Das Ergebnis: kluges Musiktheater, das berührt. (…)
Gäbe es einen Nobelpreis für Zynismus, Thomas Mann hätte ihn für seine letzte Novelle verdient. Erbarmungsloser, hoffnungsloser, trauriger geht es nimmer: Eine ältere Frau nach dem Klimakterium verliebt sich in einen jungen Studenten. Als die Beziehung körperlich wird, setzen (wieder) Blutungen ein, was die Verliebte als Verjüngung interpretiert, als Zeichen neuer Fruchtbarkeit. Doch in Wirklichkeit handelt es sich um einen bösartigen Tumor...
Gäbe es einen Nobelpreis für eine gefühlvolle, völlig antizynische Umsetzung dieser Geschichte, der slowenische Komponist Vito Žuraj und der aus Tirol stammende Dramatiker Händl Klaus hätten ihn verdient. Zwar werden auch hier in rund 75 Minuten viele grausame Details erzählt, aber es gibt eine große Zugewandtheit der Autoren zur leidenden, sterbenden Frau. (…)

Jörn Florian Fuchs, BR-Klassik / Leporello


(…) Die Inszenierung von Brigitte Fassbaender lässt sich in einer hochrühmlichen Art vorbehaltlos auf das Stück ein; sie lässt den Figuren Raum. Ein variabel raumteilendes Element auf der Bühne von Martina Segna sind Reihen von schlanken Pfählen, deren knospende Äste an Weidenkätzchen erinnern, zugleich aber auch weitere, dunklere Assoziationen zulas­sen, etwa an Geschwüre. (…)

Stefan Michalzik, Darmstädter Echo


(…) Die Solisten bilden ein Ensemblewunder. Bianca Andrew als Aurelia ist so glaubwürdig wie berührend. Die Anna von Nika Gorič als Tochter mit Klumpfußhandicap wandelt sich zu einer den mütterlichen Verlust Betrauerenden. Jarrett Porter ist ein einfühlsamer Sohn, der machtvolle Bass von Alfred Reiter verkörpert den Arzt als archaischen Todeskünder. Und der lyrische Tenor von Michael Porters Ken ist ein zutiefst ehrlich Liebender. Die Uraufführung von Vito Žurajs und Händl Klaus’ Blühen an der Oper Frankfurt im Bockenheimer Depot ist ein Riesenerfolg für die zeitgenössische Oper.

Bernd Künzig, SWR 2 / Am Morgen


(…) Eine besondere Rolle kommt dabei einem gemischten Vokal­ensemble – exzellent einstu­diert von Takeshi Moriuchi – zu, ein steter emotionaler Be­gleiter der Protagonistin, aus­schließlich in einer Lautlich­keit, die vorwiegend stoßweise oder in langgezogenen Wellen­bewegungen hervorgebracht wird. (…)

Stefan Michalzik, Allgemeine Zeitung Mainz


(…) Wie verbunden sich Vito  Žuraj mit dem Ensemble Modern fühlt, lässt sich in jeder der 75 Premierenminuten bewundern. Beson­ders der musikdramatische Spannungsabfall der aus sieben Bil­dern bestehenden Oper ist unge­wöhnlich. So zeigt  Žuraj bereits zu Anfang im pochenden Blech das wuchernd Ungesunde und lässt die 20 solistisch aufspielen­den Frankfurter Musiker unter Leitung von Michael Wendeberg pulsieren und sprießen, während Aurelia noch mit glitzernden Celestaklängen von einer rosigen Zukunft träumt. (…)

Bettina Boyens, Frankfurter Neue Presse


(…) Regisseurin Brigitte Fassbaender hat ein kleines und ungemein fesselndes Meisterdrama abgeliefert. Mit zudem bis auf eine Sängerin lauter Eigengewächsen der Oper bestückt. Und es verdient jeden Respekt – auch wenn das Thema eines ist, dem man sich nicht gerne stellt.

Bettina Kneller, Main-Echo Aschaffenburg


(…) In gewisser Weise ist das alles dann doch wieder ganz klas­sisch, nur eben mit Mitteln des 21. Jahrhunderts. Vito Žurajs Musiksprache ist gekennzeich­net durch vor allem geräuschhaft-bewegte Instrumentalfar­ben; jeder Figur ist leitmotivisch ein Instrument zugeordnet Mit­unter wirkt das beinahe wie eine avantgardistische Filmmu­sik. Auf eines setzt der 43-jähri­ge Komponist ganz und gar nicht: Klangwucht. Weitreichend sind es eher gedämpfte, verhaltene Klänge, aus denen er eine singuläre Wirkung zieht.
Dramaturgisch so schlicht wie wirkungsvoll wird erzählt in der Form einer Stationen-Chronik. Das geht zunächst recht ge­schwind und kulminiert in einem sehr unmittelbaren Bild der erotischen Erfüllung. Viel Zeit nimmt dann schließlich die Sterbeszene ein. Im Hinter­grund bricht ein gewaltiges Krebsgeschwür aus der Wand, die instrumentale Textur ist nun ausschließlich perkussiv, vor­wiegend sind es Klangschalen, die von den Musikern ange­schlagen werden.
Mit einem außerordentlichen Klangsinn agierte das Ensemb­le Modern unter der das Zarte, Leise, Intime rückhaltlos auslo­tenden Hand von Michael Wen­deberg. Ein Abend von einer äußersten Eindringlichkeit, nicht zuletzt ob der Einheit al­ler Elemente.

Stefan Michalzik, Wiesbadener Kurier


(…) Die Regie findet in einer abstrakten Umgebung zu so viel Menschlichkeit, dass es erschütternd ist. Erschütternd auch, wie selten man das auf der Bühne sieht: Menschen.

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) Aus der großen Mezzosopranistin von einst [Brigitte Fassbaender], der sinnlichsten von allen, ist längst eine der großen Opernregisseurinnen unserer Zeit geworden, die noch mit über achtzig Jahren Mut zu ganz Neuem beweist.

Jan Brachmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung

(… ) Im aktuellen Wiederaufnahmezyklus des Eugen Onegin demonstriert die Oper Frankfurt einmal mehr die Leistungsfähigkeit des eigenen Ensembles. (…)

Michael Demel, www.deropernfreund.de


(…) Am En­de kannte der Jubel kaum eine Grenze – es wird hoffentlich nicht die letzte Begegnung mit Leichtfuß Onegin gewesen sein.

Matthias Gerhart, Frankfurter Neue Presse

(… ) Ein gelungener Auftakt für das Opernjahr 2023.

Andreas Bomba, Frankfurter Neue Presse


(… ) Das Publikum der Nachmittags-Vorstellung zeigte sich begeistert und feierte alle Mitwirkenden euphorisch.

Gerhard Hoffmann, www.der-neue-merker.eu

Er ist in seinen jun­gen Jahren schon auf den Bühnen großer Opernhäuser daheim, macht aber auch im intimen Rah­men des Kunstlieds eine sympathische Figur: Der französische Tenor Benjamin Bernheim beschloss die Reihe der Liederaben­de im Frankfurter Opernhaus für dieses Jahr mit einem souveränen Mix aus Brahms, Schumanns nob­ler Dichterliebe, Henri Duparc und Ernest Chausson.
(…)
In den Zugaben ging es wieder zur deutschen Tonkunst: „Mor­gen!“ von Richard Strauss und „Dein ist mein ganzes Herz“ aus Lehárs Land des Lächelns. Spä­testens jetzt flogen dem Sänger und seiner Partnerin [am Klavier, Carrie-Ann Matheson,] die Herzen nur so zu.

Matthias Gerhart, Frankfurter Neue Presse


(…) Ob es die Äpfel waren, die er zur Erholung in den Pausen genießt, wie er es auf seinem Internet-Kanal ausplaudert? Jedenfalls betrat im zweiten Teil des Liederabends ein ganz anderer Benjamin Bernheim die Bühne. Souverän, selbstbewusst, mit raumfüllender Bühnenpräsenz, entspannt und großartig. In der „Mélodie“, wie man das französische Äquivalent zum deutschen Kunstlied bezeichnet, ist er zuhause und mit Carrie-Ann Matheson in den Augenblicken absoluter musikalischer Synchronisation so eins, wie es Künstler nur sein können. (…)

Christiane Franke, www.klassik.com


(…) Bei den Werken nach der Pause mit ihren ruhigen, langbogigen und fast bis ins Beiläufige reichenden Intonationen kam der Tenor dann gänzlich zur Präsenz. Drei Lieder von Henri Duparc in einem impressiven Habitus auf der Grundlage der Sinneseindrücke notierenden Lyrik de Lisles und Baudelaires waren perfekte Wort-Ton-Verbindungen des Frankophonen.
(…)
Erst recht galt das für das Hauptwerk des Abends, das halbstündige „Poème de l’amour et de la mer“, das Ernest Chausson auf einen Text Maurice Bouchors komponierte. Ungemein dezent gefasste Melancholie, der Bernheim alles gab. In fast ausdruckslosen Schwebungen einer Atmosphäre der Vergeblichkeit – einer Art sinnender Wollust. Jessye Norman hat das Werk in seiner Originalgestalt für Orchester und Sopran zu einem Denkmal gemacht. Das Klavier konnte da nur ein Hinweisgeber sein. Aber [Carrie-Ann] Matheson vermochte es, die Versunkenheit der Stimme Bernheims in den schönsten Rahmen zu stellen.

Bernhard Uske, Frankfurter Rundschau

Es ist purer Luxus für Frankfurt, die ganz besondere Sängerdarstellerin Asmik Grigorian aktuell gleich in zwei Produk­tionen höchsten Ranges in der Oper am Willy-Brandt-Platz erle­ben zu können. Nachdem sie ge­rade in Tschaikowskis Rarität Die Zauberin Triumphe einfuhr, ist sie jetzt auch in der zweiten Wiederaufnahme der äußerst er­folgreichen Premiere von 2019/20 zu sehen: Puccinis radikal ins Heute gewendete Manon Les­caut nach der Inszenierung von Àlex Ollé. Ebenbürtig an ihrer Sei­te wieder Joshua Guerrero als Des Grieux, mit dem sie scheinbar mühelos eine gleißende Opernsternstunde an die nächste reiht. (…)

Bettina Boyens, Frankfurter Neue Presse


(…) Wenn wie hier eine intelligent aktualisierende Regie in einem attraktiven Bühnenbild von einer Starbesetzung in der Titelpartie gekrönt wird, ist man dem siebten Opernhimmel ganz nahe.

Michael Demel, www.deropernfreund.de

(…) Vasily Barkhatov, eine Art russischer Wunderknabe der Opernregie, hört der Musik genau zu und erschafft zusammen mit seinem Bühnenbildner Christian Schmidt eine neue Welt, die aber passgenau mit der Originalhandlung harmoniert. (…)
Alle Partien sind wie oft in Frankfurt hervorragend besetzt, in der Mitte steht, für alles und alles der Bezugspunkt, Asmik Grigorian. Man kann den Titel der Oper auch mit „Die Bezaubernde“ übersetzen, dann weiß man, was Grigorian macht. Ihr Anderssein ist warme Menschlichkeit, ihr sängerdarstellerischer Instinkt reines Wunder bis ins Detail jeder kleinsten Geste, jeder unscheinbarsten Phrase. Das System vernichtet den reinsten, schönsten, leuchtendsten, strahlendsten Menschen.

Egbert Tholl, Süddeutsche Zeitung


(…) Nicht minder faszinierend ist die Bühnenpräsenz von Claudia Mahnke mit dem großformatigen Hass als Fürstin. Von der angesagten Indisposition lässt der Fürst des Iain MacNeil nichts spüren. Im Gegenteil: Für die Verbindung von baritonalem Wohllaut und Versorgung des Schäferhundes mit Leckerlis ist ihm die Bewunderung des Publikums sicher. Die proteinreiche Kraftnahrung, die sich sein Sohn Prinz Juri auf der Bühne mischt, wird diesen nicht aus der pathologischen Mutterbindung retten. Alexander Mikhailov macht diese Tragik mit dem Nachdruck seines samtweich timbrierten Tenors deutlich und registriert früh, dass in seiner Familie etwas sehr gründlich schiefläuft. Wie schief, zeigt das Ende. Nur so viel sei verraten: Es wird sehr blutig. Und man möchte eigentlich noch einmal zurückspulen.

Volker Milch, Wiesbadener Kurier


(…) Dazu kommt Frederic Jost mit bildschönem, klug geführtem Bass als Mamyrow, ein zehnköpfiges, durch die Bank brillantes Nebenrollenensemble und der von Tilman Michael fantastisch einstudierte Chor. (…)

Andreas Falentin, www.die-deutsche-buehne.de


(…) Da sollte man sich nicht zu sehr hineinsteigern, aber man muss schon sagen, dass es schwierig ist, sich nicht hineinzusteigern, wenn Asmik Grigorian es ist, die diese Liebe aus freien Stücken und mit ihrem makellosen, fein abgetönten Sopran hinaussingt. Nastasja, was für eine Partie für diese große Sängerdarstellerin. Mit erschütterndem Ernst und mitreißender Freundlichkeit wirft sie sich in die Rolle eines Menschen, der das Leben kennt. Und der eine Freiheit propagiert, die nicht ihrerseits Zwang ausübt (wie Carmens, zum Beispiel, Carmen wirkt im Vergleich überhaupt merkwürdig – kleinlich), sondern die großmütig und vernünftig ist. Es wird ihr nichts helfen, wie gesagt.
Asmik Grigorian ist ein Dreh- und Angelpunkt dieser aber auch ansonsten höchst facettenreich besetzten Aufführung, die – so erzählte es Intendant Bernd Loebe bei der Vorstellung der Spielzeitpläne – ihr eigener Vorschlag war. Ein toller Vorschlag. Im großen Ensemble ist sie die einzige, die ihre Rolle schon gesungen hat, aber die Begeisterung des Publikums sollte durchschlagend genug sein, um Nachahmungen anzuregen. Es gibt keinen Grund, schon wieder auf Eugen Onegin zu setzen, wenn Die Zauberin, ein paar Jahre später, 1887, in Sankt Petersburg uraufgeführt, in den Blick genommen werden könnte. Tschaikowski mochte sie sehr. (…)

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) Dirigent Valentin Uryupin stürzt mit dem Frankfurter Opern- und Museumorchester die Zuhörer in aufwühlende, gegensätzliche Emotionen: volksliedhaft schlicht, ja sentimental, dann wieder mit kraftvoller Energie, manche Chöre unsichtbar im Hintergrund wie flüsternde innere Stimmen der Figuren. Dann wiederum macht sich eine sich immer mehr aufgepeitschte Ausgelassenheit im Wirtshaus von Natasja breit. (…)

Bernhard Doppler, www.tagesspiegel.de


(…) Der Chor der Oper Frankfurt, trainiert von Tilman Michael, zeigt sich in Bestform. Für eine atemraubende Revue beim Fest sorgen, gleich nach Freiheitsballade und  Wodkaexzess, fünf Tänzer, die in rabenschwarzen Tüll-Tutus über Tisch und Bänke springen und beim Handstand-Überschlag ihre revolutionsroten Unterhosen vorzeigen, bösartigerweise bedruckt mit einem feschen Hammer-und-Sichel-Emblem. (…)

Eleonore Büning, www.van-magazin.de


(…) Am Ende Begeisterungsstürme, wie sie selbst an der Oper Frankfurt Seltenheitswert haben.

Roland H. Dippel, www.nmz.de (neue musikzeitung)

(…) Der Abend überzeugt auch beim Wiedersehen durch die unkonventionelle Frische der Inszenierung und begeistert musikalisch mit einer herausragenden Besetzung.

Michael Demel, www.deropernfreund.de


(…) Hier und da schmunzelt man gerne, aber erschrickt auch vor der Grausamkeit, zu der Men­schen fähig sind, leider nicht nur auf der Bühne. Eine auf ihre Art erlebenswerte Gratwanderung (…).

Andreas Bomba, Frankfurter Neue Presse

(…) Es war weit mehr als ein Liederabend mit Marina Viotti in der Oper Frankfurt. Die wunderbare Mezzo-Stimme der viel­sprachigen Schweizerin mit kräf­tigem Timbre, warmen und in der Tiefe fast bedrohlichen Far­ben, verführerischem mezzavoce und dramatischer Höhe hätte auch einer „normalen“ Programmabfolge Genuss verschafft. Begleitet von Todd Camburn am Klavier und Antoine Brochot mit dem Kontrabass verpackte Viotti die Nummern in eine kokett er­zählte Geschichte. Die Geschichte einer müden, hier lebenslustig-liebestollen, dort frustriert-anlehnungsbedürftigen Frau. (…)

Andreas Bomba, Frankfurter Neue Presse


(…) Man habe ihr gesagt, erzählt sie ganz am Ende, das deutsche Publikum sei noch nicht bereit für ein solches Programm, aber in der Zwischenzeit ist es längst bereit dafür. Es will Zugaben, bekommt Zugaben (…). Sie ist eine Komikerin, eine Opernsängerin als Komikerin, das ist ungewöhnlich, aber in dieser Ausführung als Herzensangelegenheit auch unwiderstehlich. Beim Liederabend im Frankfurter Opernhaus bedankt sie sich für unsere Neugier, aber wie immer müssen wir dankbar sein. (…)

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau

(… ) Dirigent Leo Hussain und das Opernorchester ließen den romantischen Geist der Musik sorgsam in Vollendung aufblühen. Bianca Andrew (Hänsel) und Monika Buczkowska (Gretel) harmonierten prächtig miteinander und waren in den herzigen Duetten die reine Freu­de und eine ideale Besetzung. Alternative Besetzungen des Titel­paars stehen der Oper für weitere Aufführungen zur Verfügung. Pe­ter Marsh hatte eine diebische Freude an seiner Hexerich-Rolle. Liviu Holender gab den Besenbin­dervater eher freundlich als pol­ternd, Barbara Zechmeister die bewährte Mutter – eine der weni­gen, die hier nicht ihr Rollende­büt gab. Sandmännchen Nombulelo Yende und Taumännchen Hyoyoung Kim machten nebst Kinderchor der Oper das rundum vortreffliche Ensemble perfekt.

Markus Kuhn, Frankfurter Neue Presse

(…) Der bekannte, am rechten Rand der Vorderbühne verharrende Hase des Nürnberger Meisters Dürer trägt bereits den herabhängenden Strick ums Genick. So sieht Regisseur Johannes Erath in seiner Inszenierung von Richard Wagners Die Meistersinger von Nürnberg am Opernhaus Frankfurt die Kunst im Würgegriff. Denn die Kunstzunft hat sich ein so starres Regelwerk gesetzt, dass es sich in formelhaften Kreidezeichen über die ganze Fläche der mobilen, kirchenschiffartigen Bühnenarchitektur von Kaspar Glarner zieht. Nicht erst später, sondern von Anfang an ist Hans Sachs mit seinem Konkurrenten Sixtus Beckmesser ein um die von ihrem Vater Pogner als Preisgeld gesetzte Eva Werbender. Dass er am Ende doch zugunsten Walther von Stolzings auf sie verzichtet, gehört zu seinem Plan, Beckmesser eins auszuwischen. Aber wie das Paar eines absurden Theaters bleiben der Dichter Sachs und sein Kunstkontrolleur Beckmesser aneinander geschmiedet. Zur berüchtigten, von Sachs vorgetragenen Ansprache der deutschen Kunstfeier zieht Beckmesser den roten Vorhang zu. Stumm wie das Publikum, verfolgt er die Rede mit. Dann öffnet sich noch einmal der Vorhang für den Jubel-Chor und von oben herein schwebt als Neonleuchtschrift das Wort „Germania“, bevor es zu den Schlussakkorden zur „Mania“ ausgeknipst wird. Schon zuvor besingt Sachs bei Wagner den Wahn. (…)

Bernd Künzig, SWR 2 / Journal am Mittag


(…) Wahnsinn, diese tollkühne Inszenierung!

Jan Brachmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung


(…) Alles steht und fällt mit der Musik, nein, nicht alles, wie sich jetzt erneut zeigt, aber vieles. An einem gut geführten Haus übernimmt selbstverständlich der Generalmusikdirektor die Leitung, wenn er das wünscht, und Sebastian Weigle hat einen liebevoll bestimmten Zugriff auf das Werk, dessen musikalische Schönheit er mit leichter Hand (na ja, wie mit leichter Hand) herausarbeitet.
Jedenfalls ist das Ergebnis federnd strahlend im Detail. Feines Gewirk statt Klangmasse, das glänzend aufgelegte Orchester bietet das komplette Gegenteil einer Ohrenbetäubung. Nur selten kommt es zum allgemeinen Aufbauschen. Am ehesten darf der Chor (unter der Leitung von Tilman Michael), etwa beim „Wach auf“, die Haare des Publikums für einen Moment nach hinten fliegen lassen. Es geht in Frankfurt nicht um Kleinformat, es geht um Transparenz. Das Pathetische, weitgehend selbst das ironisch Gravitätische hat sich verabschiedet, nicht weil die Musik banalisiert, sondern weil sie sublimiert wird. Ein junges Ensemble lässt ausgezeichnete Stimmen hören und Spaß an Spiel, Arbeit und sogar Sport sehen. (…)

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) Die zentralen Partien sind nahezu komplett aus dem Ensemble des Frankfurter Hauses besetzt. Nicholas Brownlee singt einen beeindruckend standhaften Sachs (…). AJ Glueckert ist ein wunderbar geschmeidiger, klug dosierender Stolzing, Andreas Bauer Kanabas ein kraftvoller Pogner. Gäste sind der überragende Michael Nagy als Beckmesser, der die richtige Mischung aus trockenem Konversationston und melodischem Gesang findet, und Magdalena Hinterdobler als aufblühende Eva. Und da auch noch der Chor homogen und kraftvoll singt, ist der Abend sängerisch ein Fest. (…)

Bernd Zegowitz, Rhein-Neckar-Zeitung Heidelberg


(…) Es ist die konkurrenzlose Stärke des Ensembles der Oper Frankfurt, die mir nach dieser musikalisch exquisiten Vorstellung in Erinnerung bleiben wird.

Hugh Canning, Opera (Übersetzung: Oper Frankfurt)


(…) Beckmesser, Hauptziel des Wagnerschen Spotts, ist eben kein spitzfindiger (jüdischer…) Kritikaster. Michael Nagy eine Bestbesetzung, indem er wunderbare Töne findet, feine Nuancen und Sinn fürs Detail. (…)

Andreas Bomba, Frankfurter Neue Presse


Singt da nicht Heino mit auf der Festwiese? Den deutschen Barden mit der Sonnenbrille erwartet man eigentlich nicht im großen Finale von Richard Wagners Meistersingern, aber er passt ganz gut in die altdeutsche Gemengelage. Schließlich ist er auch schon mit völkischem Liedgut ins Gerede gekommen. Udo Lindenberg könnte man das hingegen nicht vorwerfen, und schon gar nicht den Beatles oder Luciano Pavarotti. Sie alle sind in dem großen, bunten Chor-Tableau zu entdecken, mit dem Johannes Erath als Regisseur der Frankfurter Premiere der nur bedingt komischen Oper Die Meistersinger von Nürnberg die nationale Selbstfeier zum internationalen Musikfest weitet. Getragen von einem prächtigen, von Tilman Michael einstudierten Kollektiv, das dem Titel „Chor des Jahres“ alle Ehren macht. (…)

Volker Milch, Wiesbadener Kurier


Großen Jubel erntete Regisseur Johannes Erath, der in Wagners einziger komischer Oper Die Meistersinger von Nürnberg am Sonntagabend nicht nur Parallelen zu Mendelsohns / Shakespeares Ein Sommernachtstraum entdeckte, sondern ihm auch mit Samuel Beckett Züge des absurden Theaters verlieh. So arrangierte er das Sängerpaar Hans Sachs und Stadtschreiber Sixtus Beckmesser als Verwandte von Estragon und Wladimir, die untrennbar miteinander in Hass, Zuneigung und Abhängigkeit verbunden sind.
(…)
Generalmusikdirektor Sebastian Weigle, der Die Meistersinger von Nürnberg in Bayreuth fünf Jahre lang dirigierte, betonte das kammerspielartig intime von Wagners komplexen Werk und ließ die vielen polyphonen Verwebungen in all ihrer changierenden Vielfältigkeit schimmern. Ensemblemitglied Nicholas Brownlee gab als Hans Sachs ein Bayreuth-würdiges Debüt, ebenso wie Andreas Bauer Kanabas in der Rolle des Goldschmieds Veit Pogner. Eindrücklich in seiner mal mitleiderregenden, mal ulkigen Beckmesser-Eselei verwandelte Gastbariton Michael Nagy sein Debüt in einen Triumph (…). Einmal mehr zeigte der gerade preisgekrönte Opernchor unter Tilman Michael mit dem „Wach auf!“-Chor seine überragende Qualität.

Bettina Boyens / Wieland Aschinger, www.musik-heute.de

In dem zur Laudatio geratenen Porträt des Frankfurter Opernintendanten Bernd Loebe anläßlich der erneuten Auszeichnung der Oper Frankfurt als „Opernhaus des Jahres“ in der Zeitschrift Opernwelt bemerkte jüngst die geschätzte Kollegin Judith von Sternburg, dass nicht selten Frankfurter Wiederaufnahmen Premierenniveau haben. Das lässt sich aktuell exemplarisch an Richard Strauss’ Alterswerk Capriccio aufzeigen.
(…)
Diese Produktion ist ein besonders edel funkelndes Glanzstück im Repertoire des an Glanzstücken nicht armen Opernhauses am Main. Den Besuch des musikalisch saftigen, szenisch ungemein anregenden und auf intelligente Weise unterhaltsamen Abends können wir uneingeschränkt empfehlen.

Michael Demel, www.deropernfreund.de


(…) Man sah und hörte viel Gutes bei dieser Wiederaufnahme. Maria Bengtsson zeichnete das Bild einer reifen, abgeklärten Gräfin, die sich Mumm und Humor trotz widriger Zeit nicht abkaufen lässt. Domen Križaj war als Graf ein erhabener Darsteller mit mar­kanter Stimme. Auch Martin Mitterrutzner als Flamand und Liviu Holender als Olivier waren solide Stützen – das langjährige Ensemblemitglied Mitterrutzner wieder­zuhören war eine Freude.
Sebastian Weigle am Pult war wie oft ein Garant für opulent und vollmundig zubereitete Musik. (…) Vor allem die grazile, feine Ouvertüre hatte es in sich und blieb von allem am ehesten in Erinnerung.

Matthias Gerhart, Frankfurter Neue Presse

Mozarts immergrüner Repertoire-Reißer ist am frisch gekürten „Opernhaus des Jahres“ wie neu zu erleben: Die Handlung aus der Perspektive des gealterten Tamino zu erzählen, geht voll auf. Auch musikalisch ist alles zum Besten bestellt.
Wenn man gerade den Titel „Opernhaus des Jahres 2021/22“ verliehen bekommen hat, und das auch noch zum sechsten Mal, ist es verlockend, der Versuchung nachzugeben, sich im Rückblick auf das Erreichte der Muße hinzugeben. Derartiges gönnen sich die Oper Frankfurt und ihr Intendant Bernd Loebe keineswegs. Mit der Neuinszenierung von Mozarts Die Zauberflöte durch Ted Huffman wurde nun eine Arbeit von Alfred Kirchner abgelöst, die nach ihrer Premiere im Jahr 1998 zu Recht Kultstatus genoss und stolze 15 mal wieder aufgenommen wurde.
Dass Huffman in Frankfurt mit Die Zauberflöte eine der am häufigsten aufgeführten Opern überhaupt auf die Bühne brachte, ist bemerkenswert, weil er sich vor allem mit der Inszenierung von Neukompositionen international einen Namen gemacht hat. Seine Lesart des märchenhaft-symbolistischen Werks, das vollständig aus dem Hausensemble der Oper Frankfurt heraus besetzt ist, kommt erfrischend ungezwungen daher. Im Zentrum von Huffmans Deutung steht Tamino, dem der dominierende Charakter des Papageno üblicherweise die Show stiehlt. Dieser scheinbar werkimmanent gegebenen Dominanz begegnete Huffman, indem er in Frankfurt die Handlung als Erinnerungsraum des gealterten Tamino zeigte. (…)

Wolfgang Wagner, www.concerti.de


(…) Musikalisch reiht sich ein Lichtblick an den nächsten: Das zum sechsten Mal vom Fachmagazin „Opernwelt“ frisch gekürte „Opernhaus des Jahres“ wartet mit gewohnt exzellenten Choristen unter Tilman Michael auf und kann alle Rollen mit herausragenden Sängerinnen und Sängern besetzen. Michael Porters Tamino besticht nicht nur mit tenoralem Glanz, sondern vor allem mit der glaubhaft verzweifelten Suche nach sich selbst. Opernstudio-Mitglied Hyoyoung Kim als Pamina gestaltet ihre schwierige Partie mit schauspielerischer Verve und klarem Sopran und kann selbst Andreas Bauer Kanabas als furchteinflößendem Sarastro spielend Paroli bieten.
Danylo Matviienkos Papageno macht als peinlicher Farbfleck und unbekümmerter Lebemensch stimmlich und humoristisch alles richtig (…).
Als reine Augen- und Ohrenweide und allein den Besuch des Abends wert platzieren sich (…) Monika Buczkowska, Kelsey Lauritano und Cláudia Ribas als strippenziehendes Champagnerterzett. Aus dem Orchestergraben klingt eine warmtönender, federnder, exquisit reiner Mozart, den Steven Sloane am Pult zu immer neuen Höhepunkten führt. Tadellos auch die Flötentöne von Elizaveta Ivanova und das Tastenglockenspiel Takeshi Moriuchis.

Bettina Boyens / Wieland Aschinger, www.musik-heute.de


(…) Eine beglückende Leistung bietet das Orchester unter der Leitung von Steven Sloane. Dass die ersten beiden Einsätze der Pauke in der Ouvertüre zu früh kommen, ist der Premierennervosität geschuldet. Die Musiker zeigen sich in allen Gruppen in bestechender Form. Die Streicher meistern den historisch informierten Verzicht auf Dauervibrato ohne die sonst so oft zu hörenden Intonationstrübungen. Trotz reduzierter Besetzung klingen sie nicht anämisch dünn, sondern erfreuen mit klarem, spannungsreichem Ton und sprechender Phrasierung. Die stark geforderten Holzbläser entfalten solistisch eine breite Palette an Klangfarben und fügen sich im Ensemble zu leuchtenden Harmoniemusiken. Dem Dirigenten gelingt es trotz des beständigen Stopp-and-Go der Regie immer wieder gleichsam aus dem Stand die Musik unter prickelnde Spannung zu setzen. Die oft sehr raschen Tempi wirken dabei nie gehetzt. Würde es allein auf den Orchestergraben ankommen, so wäre von einem perfekten Premierenabend zu berichten gewesen. Dass der Chor sich mit gut ausbalanciertem Klang ideal hinzufügt, bedarf in Frankfurt kaum noch der Erwähnung. (…)

Michael Demel, www.deropernfreund.de


(…) Das Orchester und das Ensemble zeigen vom ersten Moment an eine Spiel- und Singfreude, die den Raum ergreift. (…)

Maximilian John, Main-Echo Aschaffenburg

(…) Zum Saisonbeginn präsentiert die Oper Frankfurt ihren Repertoire-Klassiker szenisch aufpoliert mit ausgezeichneter Sängerbesetzung und einer überzeugenden Orchesterleistung. Auch wer die Produktion bereits kennt, wird an dieser lebendigen Wiederaufnahme fern von jeder Routine seine Freude haben.

Michael Demel, www.deropernfreund.de

Mehr als 18 Jahre hat Keith Warners Inszenierung von Gioachino Rossinis berühmter Aschenbrödel-Oper nun schon auf dem Buckel, doch die Wiederaufnahme zum Saison­start zeigte, dass seine Frankfurter La Cenerentola inzwischen nichts an Farbe und Temperament eingebüßt hat. Es ist die herzzerreißende Geschichte von dem verstoßenen jungen Mädchen, das mit graziler Aufrichtigkeit und Demut die Zuneigung des begehrten Fürsten findet. Am Ende sind alle ande­ren die Dummen: der tollpatschige Vater und die beiden eingebildeten, eit­len Stiefschwestern. Von Anfang an ist klar, wo in dieser Handlung die Sympa­thien liegen.
(…)
Wenn es so weitergeht auf der Bühne und im Orchestergraben, kann man sich auf die ganze Saison nur freuen.

Matthias Gerhart, Frankfurter Neue Presse

Der erste Liederabend der Spielzeit 2022/23 der Oper Frankfurt war ein künstlerischer Paukenschlag. Die Sopranistin Asmik Grigorian und der Pianist Lukas Geniušas traten mit einem rein russischen Programm auf: Tschaikowski und Rachmaninow. Darf das heutzutage sein? Es muss sogar sein. Erst recht, wenn zwei wie diese beiden Künstler es tun (…).

Andrea Richter, www.faustkultur.de


(…) Es ist ein bisschen unfair, dass der Name Lukas Geniušas auf dem Titel des Programmhefts dünner gedruckt ist als der von Asmik Grigorian: Der Pianist spielt für das Gelingen dieses Liederabends in der Oper Frankfurt – und er ist, so viel vorweg, sehr gelungen – eine fast ebenso wichtige Rolle wie die Sopranistin. Doch Grigorian ist hier der Star, von sensationsfreudigeren Feuilletons als „die neue Netrebko“ gefeiert; ihretwegen ist das Haus voll, noch vor dem Theaterfest zum Saisonauftakt am kommenden Sonntag.
(…)
Asmik Grigorian kann zurückhaltend bleiben, die tiefen Lagen klingen lassen, umso beeindruckender wirken die druckvollen Spitzentöne im Fortissimo. Wie auf der Opernbühne ist sie in den Liedern nicht nur Sängerin, sondern Darstellerin, gibt die Trauernde, die sehnsuchtsvoll Liebende oder auch die naturbegeisterte Wanderin – die kennen auch Tolstoi und Tschaikowski, nicht nur Müller und Schubert. (…)

Volker Schmidt, Frankfurter Rundschau