Spielplan

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Melusine

Aribert Reimann 1936–2024

Oper in vier Akten
Text von Claus H. Henneberg nach Yvan Goll
Uraufführung 1971, Schlosstheater, Schwetzingen

In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln

Einführungen eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Bockenheimer Depot und als Audioeinführung, überall wo es Podcasts gibt. Weitere spannende Inhalte zur Produktion finden Sie im Opernappetizer auf unserem Blog.

Am 13. Juni findet das Nachgespräch Oper im Dialog anlässlich der Premiere von Melusine statt.

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Musikalische Leitung Karsten Januschke

Melusine Anna Nekhames
Pythia Zanda Švēde
Madame Laperouse Cecelia Hall
Oleander Jaeil Kim
Graf von Lusignan Liviu Holender / Jonas Müller (17.6. musikalisch)
Geometer Dietrich Volle
Maurer Frederic Jost
Architekt Andrew Kim°
Oger Morgan-Andrew King°
Erste Dame Ekin Su Paker
Zweite Dame Daria Tymoshenko
Dritte Dame Zuzana Petrasová
Erster Herr Hubert Schmid
Zweiter Herr Alexander Winn
Sekretär Dominic Betz
Drei Arbeiter Hubert Schmid, Alexander Winn, Dominic Betz

°Mitglied des Opernstudios

(…) Zusammen mit Reimanns letzter Oper, L’Invisible, die jüngst im Opernhaus ihre herausragende Frankfurter Erstaufführung erlebte, bildet seine zweite ein veritables Reimann-Doppel. Beide Abende bohren sich empathisch in Geschichten vom Sterben. Auch auf der Nebenbühne kein Nebenwerk, sondern zwei große Opern in einem ohnehin prallen Programm. Glückliches Frankfurt.

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) Aileen Schneider und ihr Team, die durchweg hervorragenden sängerschauspielerischen Leistungen, das von Karsten Januschke effektvoll geleitete Opern- und Museumsorchester ernten überschwänglichen, verdienten Jubel. (…)

Wolfgang Fuhrmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung


(…) Aberwitzig schwebt die Titelpartie in kristallnen und doch mädchenhaft leichten Höhen: Anna Nekhames Sopran blüht auf, bewältigt glasklar selbst die emotionalsten Koloraturen, wie es nur wenige Sängerinnen können. (…)

Andreas Bomba, Frankfurter Neue Presse


(…) Wunderbare Sänger, das Orchester in Hochform – ob neue Musik oder nicht, ob Aktualität, Mythos oder einfach poetische Fantasie – diese Fragen darf man mit auf den Nachhauseweg nehmen. Starker Beifall.

Andreas Bomba, Offenbach-Post


(…) In der Gesamtheit betrachtet erzählte Regisseurin Aileen Schneider Melusine als zauberhafte Parabel, kurzweilig und in einem auf die Musik abgestimmten Tempo inszeniert und gewürzt mit Witz und jenem wohldosierten Hang zur Groteske, wie er Aribert Reimann eigen war. Die Umsetzung im Arenarund, wozu das Bockenheimer Depot als Experimentierlabor der Oper Frankfurt den idealen Rahmen bietet, war spektakulär wie grandios. Selten sind die Zuschauer dem Geschehen so nahe und in ihrer Rolle als voyeuristischer Operngenießer doch so sicher. Passgenau zu dieser Darstellung gestaltete Christoph Fischer das Bühnenrund, klinisch weiß mit leuchtend grünem Baum dennoch überaus dezent und überschaubar ausgestattet, durch Rohrgebilde magisch futuristisch angehaucht, passgenau zu den von Lorena Díaz Stephens entworfenen fantasievollen Prachtgewändern aus Tüll und Glitzer sowie den kreativ modernistischen Arbeitsoutfits einer blinden und gesichtslosen Gesellschaft. (…)

Christiane Franke, www.klassik.com


(…) Das Ensemble begeistert in allen Partien: Sopranistin Anna Nekhames singt sich mit Leichtigkeit durch die schwierige Koloratur, Mezzosopranistin Zanda Švēde ist eine würdige, stimmliche Tiefe ausstrahlende Pythia, Liviu Holender ein sensibler und glaubwürdiger Graf mit schmeichelndem Bariton. (…)

Martina Himmer, Main-Echo Aschaffenburg


(…) Im Bockenheimer Depot ist wieder ein herausragender Musiktheaterabend gelungen, bei dem ein außergewöhnliches Bühnenbild und fantasievolle Kostüme den äußeren Rahmen für intensives Spiel und prachtvollen Gesang eines ohne Abstriche vorzüglichen Ensembles geben.

Michael Demel, www.deropernfreund.de

Eine junge Frau stellt sich gegen die fortschreitende Zerstörung der Natur. Ihr Vorhaben scheitert jedoch am menschlichsten aller Gefühle: der Liebe.

Melusine leidet unter der Engstirnigkeit ihres Ehemanns und dem bürgerlichen Standesdünkel ihrer Mutter. Eine Gegenwelt findet die junge Frau in einem verwilderten Park, in dem Pythia als »Königin der Weiden« herrscht. Als der Park einem Schloss weichen soll, stachelt Pythia Melusine zum Widerstand an. Ausgestattet mit einem Fischschwanz, der ihr eine unwiderstehliche Anziehungskraft verleiht, verführt Melusine zahlreiche am Bau beteiligte Arbeiter. Den Verlust des Parks kann sie aber nicht verhindern. Bei der Eröffnung des Schlosses verliebt sich Melusine in den Bauherrn, Graf von Lusignan. Pythia schwört daraufhin Rache für Melusines Verrat.

Als Wesen, das aus dem Wasser kommt und Feuer bringt, wandelt die Figur der Melusine seit Jahrhunderten durch die europäische Literaturgeschichte. Anfang der 1920er Jahre versetzte der französische Dramatiker Yvan Goll ihren Mythos in eine kapitalistische Realität, deren Doppelmoral er messerscharf seziert. Aribert Reimann greift sowohl die grotesken als auch die poetischen Elemente der Textvorlage auf. Die Titelfigur zeichnet er anfangs als rastlose Idealistin, der im Kampf gegen die grassierende Gleichgültigkeit nur eine musikalische Waffe zur Verfügung steht: die Schönheit der Koloratur. Hörbar zur Ruhe kommt Melusine erst, als sie auf den Grafen von Lusignan trifft. Doch erweist sich die elegische Liebesutopie der beiden als trügerisch: Apokalyptische Klangflächen künden am Ende von einer Naturkatastrophe, die nicht nur Melusine und den Grafen mit in den Abgrund reißt.