(…) Die Oper Frankfurt zeigt Alban Bergs Lulu in einer Inszenierung voller Formsinn und Eleganz. Brenda Rae singt dabei irisierend schön, Thomas Guggeis dirigiert delikat. (…)
Jan Brachmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung
(…) Wer einmal hören will, wie viel Wiener Sinnlichkeit in Bergs avantgardistischer Musik steckt, wie sie – ohne Druck auf die Sänger auszuüben – fließt, sich farbig auffächert und trotzdem in all ihrer Modernität zu erkennen ist, der fahre nach Frankfurt. Dort mag man sich an der Leidenschaft, Genauigkeit und frühen Erfahrung, die der erst 31 Jahre alte Generalmusikdirektor Thomas Guggeis nun in seiner zweiten Saison dem Orchester vermittelt, gar nicht mehr satthören. (…)
Axel Zibulski, Rhein-Zeitung
(…) Täter, Möchtegerntäter und Neugierige umgeben Lulu, aber sie will kein Opfer sein. Brenda Rae beglaubigt das im Frankfurter Opernhaus idealtypisch, sie hat die Persönlichkeit und die Stimme dafür, was zu erwarten war, aber trotzdem imposant ist. Ihr maximal beweglicher, leichter, silbriger Sopran scheint die Ausbrüche ihrer Partie nicht über Kraft und Wucht zu regulieren, sondern über eine immense Technik. Die Restkühle, die im Raum bleibt, wenn sie an die Rampe tritt, steht der Partie gut. (…)
Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau
Nadja Loschkys aufwühlende Sicht auf Alban Bergs romantische Zwölftonoper Lulu aus dem Jahr 1937 ist am Sonntagabend im Frankfurter Opernhaus mit Ovationen bedacht worden. (…)
In der Titelrolle kehrte Sopranistin Brenda Rae triumphal an ihr Frankfurter Stammhaus zurück und sang eine Lulu, die trotz wahnsinniger Höhepunkte mehr als „Femme fragile“ und damit als Opfer der patriarchalen Verhältnisse berührte, denn als Femme fatale Männerleichen produzierte. (…)
Generalmusikdirektor Thomas Guggeis gelang es, sowohl die Todesschwere als auch den emotional flutenden Charakter der Komposition auszuformulieren, ohne die kammermusikalische Raffinesse einschließlich der Jazz-Bühnenmusiken zu vernachlässigen. (…)
Bettina Boyens / Wieland Aschinger, www.musik-heute.de
(…) Die Regisseurin Nadja Loschky ist bekannt für ihre Akribie beim Entwickeln von Charakteren, für ihre Fähigkeit, Personenregie und atmosphärische Raumgestaltung mit der musikalischen Aussage der Ensembles wie des Orchesters so in Kongruenz zu bringen, dass ein expressives Erleben garantiert ist. (…)
Christiane Franke, www.klassik.com
(…) Brenda Rae bietet für Lulu restlosen spielerischen und vokalen Einsatz auf. Leichthin erobern Raes Koloraturen die Stratosphäre. Stimme und Habitus Simon Neals beglaubigen den Machtmenschen Dr. Schön. Für Alwa verfügt AJ Glueckert über immerfort strahlende Emphase. Der Gräfin Geschwitz verleiht Claudia Mahnke vor allem stimmlichen Ausdruck. (…)
Michael Kaminski, www.die-deutsche-buehne.de
(…) Nadja Loschky und ihr Team erfinden eine kleine, aber entscheidende Rahmenhandlung. Sie billigen Lulu eine Seele zu, Verletzlichkeit hinter einer rauen Schale. Empfindungen, ja: Liebe. Dargestellt durch eine Tänzerin (Evie Poaros), die Lulu von Hause aus ja auch ist. Eingangs ziehen sie sie aus einem Schlammloch; zum Schluss verkriecht sie sich dort wieder. Mission erfüllt? (…)
Andreas Bomba, Frankfurter Neue Presse
(…) Das Premierenpublikum belohnte vor allem die Sopranistin Brenda Rae, die eine berührende Lulu gab und scheinbar mühelos zwischen Koloraturen und Sprechgesang wechselte, und den Bariton Simon Neal, der in der Doppelrolle Dr. Schön / Jack the Ripper schauspielerisch und musikalisch die obsessive Beziehung zu Lulu überzeugend darstellte. Auch die Mezzosopranistin Claudia Mahnke als Gräfin Geschwitz und der Tenor AJ Glueckert als Alwa fanden für ihre verkorksten Beziehung zu Lulu den subtilen Ausdruck zwischen Emphase, Erotik und Verzweiflung. Der Bass Alfred Reiter schließlich war ein nüchtern kraftvoller Schigolch.
Dass am Ende des Abends nicht nur die Sänger und der Dirigent, sondern das ganze Orchester auf der Bühne standen, nährte den Schlussapplaus ganz besonders ̶ auch weil das Orchester als „Orchester des Jahres“ und das Haus als „Oper des Jahres“ durch die Zeitschrift Opernwelt ausgezeichnet wurden.
Stefana Sabin, www.faustkultur.de
(…) Diese früh missbrauchte, dann berechnend liebende und schließlich abgründig endende Kind-Weib-Vamp-Hure Lulu in den Interpretationshänden einer Frau heute – das las sich schon bei der Ankündigung reizvoll. Denn Bielefelds Opernchefin Nadja Loschky hat schon in ihrer Frankfurter Entlarvung von Händels Giulio Cesare (...) als fatal tödliches Zusammenspiel von Eros, Sex und Macht ihr theatralisch expressives und visuell unvergessliches Können gezeigt. (…)
Wolf-Dieter Peter, www.nmz.de (neue musikzeitung)