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L’invisible

Aribert Reimann 1936—2024

Trilogie lyrique
Text vom Komponisten nach Maurice Maeterlinck
Uraufführung 2017, Deutsche Oper, Berlin

In französischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Einführungen eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Holzfoyer und als Audioeinführung überall, wo es Podcasts gibt. Weitere spannende Inhalte zur Produktion finden Sie im Opernappetizer auf unserem Blog.

Am 27. April findet die 8. Kammermusik anlässlich der Premiere von L'invisible statt.

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Ergriffenen Beifall spendete das Premierenpublikum am Sonntagabend im Frankfurter Opernhaus für eine bildstarke, psychologisch packende Inszenierung von Aribert Reimanns letztem Werk, das mit seiner „Trilogie lyrique“ aus dem Jahr 2017 dreimal das Thema Tod umkreist. (…)

Bettina Boyens / Wieland Aschinger, www.musik-heute.de


(…) In der wunderbar ernsten, kargen, phantastischen Inszenierung von Daniela Löffner, mit der die Hausregisseurin am Staatsschauspiel Dresden ihr Operndebüt gab, werden die Szenenübergänge, die Reimann fließend komponiert hat, zu Transformationen (…).

Wolfgang Fuhrmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung


(…) Titus Engel leitet das Opern- und Museumsorchester, das den fremden, aber nicht so fremden Klangwelten gegenüber vollkommen souverän bleibt. Wie auch die Sängerinnen und Sänger, diese in einer Finesse und Sicherheit, die tief berührt.
Feinfühlig führt der Abend vor, dass wir unser Leben dicht entlang an einer Horrorgeschichte führen. Wir sollten trotzdem in die Natur hinauswandern und picknicken, unsere Lieben so gut beschützen, wie es geht, uns dem Tod entgegenstellen. Großer Jubel hinterher: ein Operntriumph, wie er der neuen Musik selten zugetraut wird, völlig zu Unrecht, wie sich zeigt. Und es ist auch wieder so ein Coup, dass dem Frankfurter Publikum schon im Juni eine weitere Reimann-Premiere geboten wird, Melusine im Bockenheimer Depot. Im Umgang mit dem Tod sollte der Mensch ganz besonders seine Lebendigkeit zeigen.

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) Der angsteinflößende Raum, den [Regisseurin Daniela] Löffner bei ihrem überragenden Operndebüt gemeinsam mit Bühnenbildner Fabian Wendling öffnet, zeigt das Geschehen meist aus der Perspektive der lebendig Begrabenen. (…)

Bettina Boyens, Offenbach-Post


(…) Irina Simmes singt ihre rhythmisch hochkomplizierte und darin keineswegs immer dankbare Ygraine-Partie mit bewundernswerter Akkuratesse und Schönheit, bei ihr kommt der Ausdruck weniger aus dem expressiven Überdruck als vielmehr aus dem fein ausformulierten Detail. Mehr oder minder gilt das für alle Sänger, insbesondere für die ebenfalls sehr klangschöne Bellangère von Karolina Makuła, den klaren und schlanken Tenor von Gerard Schneider und den beim Großvater in L’intruse noch ahnungsvoll aufgebehrenden, beim Alten in Intérieur dann schon gebrochenen Resignationston von Erik van Heyningen.Und Iurii Iushkevich, Tobias Hechler und Dmitry Egorov, die drei Counter, waren sowohl im Monteverdi-Ton der teils harfenbegleiteten „Interludes“ wie auch im agileren Tonfall des mörderischen Dienerinnen-Trios ausdrucksvoll und überzeugend. (…)

Detlef Brandenburg, www.die-deutsche-buehne.de


(…) Allen Sängern einschließlich des jungen Sprechers brandet am Ende ergriffener Applaus entgegen. Stark im Ausdruck und sauber in der rhythmischen Intonation berührt der erst zehnjährige Victor Böhme mit kindlicher Verletzlichkeit, während Gastsopranistin Irina Simmes in ihrer Dreifachbesetzung als ungläubige Ursule, besorgte Marie und schließlich todesmutige Schwester Ygraine die Szene dominiert. (…)

Bettina Boyens, Frankfurter Neue Presse


(…) Titus Engel leitet oder koordiniert nicht einfach die Aufführung, er durchlebt sie mit ingeniöser Hingabe an eine perfekt ausbalancierte Partitur. Schrecken und Schönheit liegen hier eng beieinander, ohne den Tod ist das Leben nicht zu haben. Das ist die große Wahrheit dieses Stückes über die Macht des Todes.
Es ist eine Bilanz, die am Ende von Reimanns Musikleben steht und das macht dieses wahrhaft zeitlose Opernwerk so kostbar. In Frankfurt glüht es wie ein schwarzer Diamant. Es ist großes Musiktheater, das uns unmittelbar betrifft.

Bernd Künzig, SWR Kultur am Morgen

Aribert Reimanns Oper L’invisible verbindet drei Theaterstücke von Maurice Maeterlinck zu einer poetischen Reflexion über die Macht des Todes: L’intruse zeigt eine Mutter, die im Kindbett ums Überleben ringt. Während ein Großteil ihrer Angehörigen den Ernst der Lage verkennt, nimmt nur der blinde Großvater die Ankunft eines unsichtbaren Fremden wahr. Intérieur hat den Selbstmord einer jungen Frau zum Ausgangspunkt. Zwei Männer sollen die Familie der Verstorbenen darüber in Kenntnis setzen und fragen sich, ob es nicht menschlicher wäre, die bittere Wahrheit zu verschweigen. La mort de Tintagiles erinnert an ein düsteres Kunstmärchen: Eine alte Königin lockt ihren Enkel Tintagiles in ihr Reich, um ihn als ihren potenziellen Thronfolger ermorden zu lassen. Unterstützt von seinen Schwestern, kann sich Tintagiles zunächst zur Wehr setzen. Doch schließlich verschwindet auch er im geheimnisvollen Schloss seiner Großmutter.

Maeterlincks Dramen aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert oszillieren zwischen bürgerlichem Realismus und symbolistischer Vieldeutigkeit. Das Alltägliche verweist stets auf den Abgrund des Todes, der auch in Reimanns Partitur omnipräsent ist. Die Ängste und Vorahnungen der Figuren werden nicht nur in expressiven Gesangslinien, sondern auch in irisierenden Orchesterzwischenspielen erfahrbar. Eine kontrastreiche Instrumentation lässt die drei Stücke dabei sogartig miteinander verschmelzen.

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