Ergriffenen Beifall spendete das Premierenpublikum am Sonntagabend im Frankfurter Opernhaus für eine bildstarke, psychologisch packende Inszenierung von Aribert Reimanns letztem Werk, das mit seiner „Trilogie lyrique“ aus dem Jahr 2017 dreimal das Thema Tod umkreist. (…)
Bettina Boyens / Wieland Aschinger, www.musik-heute.de
(…) In der wunderbar ernsten, kargen, phantastischen Inszenierung von Daniela Löffner, mit der die Hausregisseurin am Staatsschauspiel Dresden ihr Operndebüt gab, werden die Szenenübergänge, die Reimann fließend komponiert hat, zu Transformationen (…).
Wolfgang Fuhrmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung
(…) Titus Engel leitet das Opern- und Museumsorchester, das den fremden, aber nicht so fremden Klangwelten gegenüber vollkommen souverän bleibt. Wie auch die Sängerinnen und Sänger, diese in einer Finesse und Sicherheit, die tief berührt.
Feinfühlig führt der Abend vor, dass wir unser Leben dicht entlang an einer Horrorgeschichte führen. Wir sollten trotzdem in die Natur hinauswandern und picknicken, unsere Lieben so gut beschützen, wie es geht, uns dem Tod entgegenstellen. Großer Jubel hinterher: ein Operntriumph, wie er der neuen Musik selten zugetraut wird, völlig zu Unrecht, wie sich zeigt. Und es ist auch wieder so ein Coup, dass dem Frankfurter Publikum schon im Juni eine weitere Reimann-Premiere geboten wird, Melusine im Bockenheimer Depot. Im Umgang mit dem Tod sollte der Mensch ganz besonders seine Lebendigkeit zeigen.
Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau
(…) Der angsteinflößende Raum, den [Regisseurin Daniela] Löffner bei ihrem überragenden Operndebüt gemeinsam mit Bühnenbildner Fabian Wendling öffnet, zeigt das Geschehen meist aus der Perspektive der lebendig Begrabenen. (…)
Bettina Boyens, Offenbach-Post
(…) Irina Simmes singt ihre rhythmisch hochkomplizierte und darin keineswegs immer dankbare Ygraine-Partie mit bewundernswerter Akkuratesse und Schönheit, bei ihr kommt der Ausdruck weniger aus dem expressiven Überdruck als vielmehr aus dem fein ausformulierten Detail. Mehr oder minder gilt das für alle Sänger, insbesondere für die ebenfalls sehr klangschöne Bellangère von Karolina Makuła, den klaren und schlanken Tenor von Gerard Schneider und den beim Großvater in L’intruse noch ahnungsvoll aufgebehrenden, beim Alten in Intérieur dann schon gebrochenen Resignationston von Erik van Heyningen.Und Iurii Iushkevich, Tobias Hechler und Dmitry Egorov, die drei Counter, waren sowohl im Monteverdi-Ton der teils harfenbegleiteten „Interludes“ wie auch im agileren Tonfall des mörderischen Dienerinnen-Trios ausdrucksvoll und überzeugend. (…)
Detlef Brandenburg, www.die-deutsche-buehne.de
(…) Allen Sängern einschließlich des jungen Sprechers brandet am Ende ergriffener Applaus entgegen. Stark im Ausdruck und sauber in der rhythmischen Intonation berührt der erst zehnjährige Victor Böhme mit kindlicher Verletzlichkeit, während Gastsopranistin Irina Simmes in ihrer Dreifachbesetzung als ungläubige Ursule, besorgte Marie und schließlich todesmutige Schwester Ygraine die Szene dominiert. (…)
Bettina Boyens, Frankfurter Neue Presse
(…) Titus Engel leitet oder koordiniert nicht einfach die Aufführung, er durchlebt sie mit ingeniöser Hingabe an eine perfekt ausbalancierte Partitur. Schrecken und Schönheit liegen hier eng beieinander, ohne den Tod ist das Leben nicht zu haben. Das ist die große Wahrheit dieses Stückes über die Macht des Todes.
Es ist eine Bilanz, die am Ende von Reimanns Musikleben steht und das macht dieses wahrhaft zeitlose Opernwerk so kostbar. In Frankfurt glüht es wie ein schwarzer Diamant. Es ist großes Musiktheater, das uns unmittelbar betrifft.
Bernd Künzig, SWR Kultur am Morgen