Spielplan

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La Juive

Fromental Halévy 1799–1862

Oper in fünf Akten
Text von Eugène Scribe
Uraufführung 1835, Opéra Le Peletier, Paris

In französischer Sprache mit deutschen und englischenÜbertiteln

Einführungen eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Holzfoyer und kurz nach der Premiere als Audio

Am 16. Juni findet die 9. Kammermusik anlässlich der Premiere von La Juive statt.

Musikalische Leitung Henrik Nánási

Rachel Ambur Braid
Éléazar John Osborn
Léopold Gerard Schneider
Eudoxie Monika Buczkowska
Kardinal Brogni Simon Lim
Ruggiero Sebastian Geyer
Albert Danylo Matviienko

Eine gespaltene Gesellschaft versucht, ihre inneren Konflikte zu überwinden. Gesucht wird: ein gemeinsamer Feind.

Konstanz zur Zeit des Kirchenkonzils 1414: Der jüdische Goldschmied Éléazar wagt es, an einem christlichen Feiertag zu arbeiten, woraufhin eine Volksmenge ihn und seine Adoptivtochter Rachel im See ertränken will. Beschützt werden die beiden vom Reichsfürsten Léopold, der eine heimliche Liebesbeziehung mit Rachel führt. Als Léopold diese Verbindung beendet, klagt ihn Rachel öffentlich der Unzucht an. Kardinal Brogni verurteilt daraufhin Léopold, Éléazar und Rachel zum Tod, allerdings ohne zu wissen, dass er selbst Rachels leiblicher Vater ist …

Fromental Halévy vertrat die Ansicht, dass sich die Kunst nicht nur dem Wahren, Schönen und Guten, sondern immer auch politischen Fragen widmen solle. Als erster Komponist brachte er in La Juive das realistische Abbild einer jüdischen Lebenswelt auf die Opernbühne. Der historische Kontext des Konstanzer Konzils, bei dem die katholische Kirche ihr Schisma beendete und Kritiker auf dem Scheiterhaufen verbrennen ließ, diente Halévy als Spiegel seiner Gegenwart: Liberale und reaktionäre Kräfte standen sich im Frankreich der 1830er Jahre unversöhnlich gegenüber; Juden hatten zwar die rechtliche Gleichstellung erlangt, sahen sich im Alltag aber nach wie vor antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt. Damals wie heute stellt sich die Frage, wie in einer heterogenen Gesellschaft ein tolerantes Miteinander möglich ist.

Halévys Partitur erzeugt bereits in der Ouvertüre eine Tektonik, die lyrische Momente unversehens in destruktive Klangkaskaden umschlagen lässt. Die gegensätzlichen Motivationen der Figuren treten in großformatigen Arien hervor, finden aber nur temporär in der Harmonie des Ensemblegesangs zusammen: Es entsteht eine kollektive Gewaltspirale, deren blinder Hass sich schließlich gegen die eigenen Kinder richtet.

Mit freundlicher Unterstützung