Spielplan

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La Juive

Fromental Halévy 1799–1862

Oper in fünf Akten
Text von Eugène Scribe
Uraufführung 1835, Opéra Le Peletier, Paris

In französischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Einführungen eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Holzfoyer und als Audio. Weitere spannende Inhalte zur Produktion finden Sie im Opernappetizer auf unserem Blog.

Musikalische Leitung Henrik Nánási

Rachel Ambur Braid
Éléazar John Osborn
Léopold Gerard Schneider
Eudoxie Monika Buczkowska
Kardinal Brogni Simon Lim
Ruggiero Sebastian Geyer
Albert Danylo Matviienko

(…) Die Zeit wird einem nicht lang. Große Oper, großer Jubel.

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) John Osborn ist der wohl derzeit beste Éléazar weltweit. Er inspiriert mit emotionaler und höhenstrahlender Durchschlagskraft und konditionsstarker Eloquenz ein Ensemble von Rollendebütanten, das durchaus bereits Referenzqualität hat.
(…)
Grandios in der mühelosen Entfaltung ihrer wohltimbrierten Stimme macht Ambur Braid jeden Auftritt von Rachel zum Ereignis. Hinreißend leichtfüßig und koloratursicher wird Eudoxie dank Monika Buczkowska zu einer schillernden Figur, die einen in Bann zieht. Gerard Schneider gelingt es (fast) durchweg, seinen Léopold auch stimmlich durchdringen zu lassen. Mit machtvollem Bass beglaubigt Simon Lim auch die Gebrochenheit von Kardinal Brogni. Sebastian Geyer als Ruggiero und Danylo Matviienko als Albert komplettieren dieses grandiose Ensemble.

Roberto Becker, www.concerti.de


(…) Nicht nur hat der Dirigent Henrik Nánási die komplex gebauten Szenen mit ihren Tempowechseln und heiklen Balanceanforderungen beachtlich gut im Griff, auch die sängerischen Leistungen in Frankfurt sind schwindelerregend hoch. (…)

Jan Brachmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung


(…) Vorzüglich gearbeitet hat auch Tilman Michael. Ob als geifernder Lynchmob mit scharfer Artikulation oder als innige jüdische Pessach-Gemeinde: der Frankfurter Chor ist eine Wucht, packender Hauptakteur des Abends. Alleskönner Henrik Nánási garantiert im Graben dazu Höchstspannung: Ob bei Chortableaus, Belcanto-Schmelz, Kirchenskalen oder den schmissigen Ensembleszenen.

Bettina Boyens, Frankfurter Neue Presse


(…) Tatjana Gürbaca unterstreicht mit ihrer Inszenierung, wie hochaktuell und brisant diese Oper ist, und findet mit einem hochkarätigen Ensemble einen packenden Zugang zu dem Werk.

Thomas Molke, www.omm.de


(…) Im vierten Akt gehört Éléazar die Bühne allein. Mit ungebrochener Stimmkraft und einem Feingefühl für Nuancen beschrieb John Osborn die Zerrissenheit und Seelennot seiner Figur mit ergreifender Intensität. Der darauf spontan ansetzende langanhaltende Szenenapplaus war mehr als verdient.

Christiane Franke, www.klassik.com


(…) Diese Produktion beglaubigt musikalisch den außerordentlichen Rang von Halévys Grand opéra als viel zu selten gespieltes Spitzenwerk des 19. Jahrhunderts. Die Inszenierung unterstützt das durch eine ausgefeilte Charakterisierung der Hauptfiguren und erzählt die verwickelte Geschichte klar und gut nachvollziehbar. (…)

Michael Demel, www.deropernfreund.de

Eine gespaltene Gesellschaft versucht, ihre inneren Konflikte zu überwinden. Gesucht wird: ein gemeinsamer Feind.

Konstanz zur Zeit des Kirchenkonzils 1414: Der jüdische Goldschmied Éléazar wagt es, an einem christlichen Feiertag zu arbeiten, woraufhin eine Volksmenge ihn und seine Tochter Rachel im See ertränken will. Beschützt werden die beiden vom Reichsfürsten Léopold, der eine heimliche Liebesbeziehung mit Rachel führt. Als Léopold diese Verbindung beendet, klagt ihn Rachel öffentlich der Unzucht an. Kardinal Brogni verhängt daraufhin den Kirchenbann über Léopold, der genauso wie Éléazar und Rachel zum Tode verurteilt wird. Gibt es für die drei noch eine Chance zur Rettung?

Fromental Halévy vertrat die Ansicht, dass sich die Kunst nicht nur dem Wahren, Schönen und Guten, sondern immer auch politischen Fragen widmen solle. Als erster Komponist brachte er in La Juive das realistische Abbild einer jüdischen Lebenswelt auf die Opernbühne. Der historische Kontext des Konstanzer Konzils, bei dem die katholische Kirche ihr Schisma beendete und Kritiker auf dem Scheiterhaufen verbrennen ließ, diente Halévy als Spiegel seiner Gegenwart: Liberale und reaktionäre Kräfte standen sich im Frankreich der 1830er Jahre unversöhnlich gegenüber; Juden hatten zwar die rechtliche Gleichstellung erlangt, sahen sich im Alltag aber nach wie vor antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt. Damals wie heute stellt sich die Frage, wie in einer heterogenen Gesellschaft ein tolerantes Miteinander möglich ist.

Halévys Partitur erzeugt bereits in der Ouvertüre eine Tektonik, die lyrische Momente unversehens in destruktive Klangkaskaden umschlagen lässt. Die gegensätzlichen Motivationen der Figuren treten in großformatigen Arien hervor, finden aber nur temporär in der Harmonie des Ensemblegesangs zusammen: Es entsteht eine kollektive Gewaltspirale, deren blinder Hass sich schließlich gegen die eigenen Kinder richtet.

Mit freundlicher Unterstützung