Spielplan

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Ascanio in Alba

Wolfgang Amadeus Mozart 1756–1791

Festa teatrale
Text von Giuseppe Parini
Uraufführung 1771, Teatro Regio Ducale, Mailand

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Einführungen eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Bockenheimer Depot. Die Audioeinführung sowie weitere spannende Inhalte zur Produktion finden Sie im Opernappetizer auf unserem Blog.

Musikalische Leitung Alden Gatt / Lukas Rommelspacher (28., 30.12.)

Ascanio Cecelia Hall
Venus Kateryna Kasper
Silvia Karolina Bengtsson
Aceste Andrew Kim°
Fauno Anna Nekhames

°Mitglied des Opernstudios

(…) Die Solistinnen und Solisten geben allesamt in dieser Oper ihr Rollen-Debüt und überzeugen auf ganzer Linie. Da ist zunächst Cecelia Hall, die mit samtweichem Mezzosopran in der Titelpartie begeistert und über große Flexibilität in den Läufen verfügt. Ihr dunkelblauer Anzug, den sie zu Beginn der Oper trägt, hat auf der Rückseite schwarze Fäden, so als ob Ascanio nur als Marionette für Venus fungiert. (…) Kateryna Kasper punktet als Göttin Venus mit sattem Sopran und strahlenden Koloraturen. Darstellerisch macht sie deutlich, dass sie hier alles bestimmt. So steckt sie am Ende dem Priester Aceste auch eine Belohnung für die arrangierte Hochzeit zu. Karolina Bengtsson verfügt als Silvia über einen mädchenhaften, frischen Sopran, der die ganze Klaviatur von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt beherrscht und dabei mit flexibler Stimmführung begeistert. Aufhorchen lässt Anna Nekhames in der kleinen Partie des Fauno, die mit exorbitanten Koloraturen und schnellen Läufen das Publikum begeistert. Andrew Kim rundet das Ensemble als Priester Aceste mit hellem, kräftigem Tenor überzeugend ab. Alden Gatt führt das Frankfurter Opern- und Museumsorchester nicht nur mit sicherer Hand durch die Partitur, sondern begleitet teilweise auch die Secco-Rezitative am Cembalo. So gibt es am Ende verdienten Applaus für alle Beteiligten. (…)

Thomas Molke, www.omm.de


Ein Fest der Stimmen

(…)

Axel Zibulski, Frankfurter Allgemeine Zeitung / Rhein-Main


(…) So ist Braziers Venus eine selbstbeherrschte Politikerin der Zukunft. Ihr Reich ist – anders als Wagnerische Anarchie es imaginierte – friedlich, aber stramm organisiert. Gelbe Fahnen mit blauem außerirdischem Schriftzug (die Farben also: ukrainisch), ein Rednerpult für die Göttin, die Haar und Seidenkleid (Kostüme: Henriette Hübschmann) zwischen Madeleine Albright, Maria Theresia und einer Raumschiffkommandantin trägt. Ein unheimlich charmanter Kontrast zur goldenen, melancholisch süßen Stimme von Kateryna Kasper.
Jenseits von Andrew Kim als formidablem Aceste und Tenor (aus dem Opernstudio, man kann nur staunen) ist das ein Frauenabend. Ascanio ist Cecelia Hall mit Bärtchen, höchst beweglichem Mezzo und wohlerzogen. Wie und warum sollte man sich auch gegen Venus als Mutter zur Wehr setzen? Karolina Bengtsson (2023 aus dem Opernstudio ins Ensemble gewechselt) ist die kecke Silvia. Ihre besten Freundinnen sind zwei nette, stille Barbies (auch sonst: viel Rosa) und sie selbst verfügt über einen gut fundierten Sopran, im Wärmegrad zwischen Kasper und der ganz fabelhaften Anna Nekhames als elegisch zwitscherndem Fauno. (…)

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) [Es] überzeugen bei der Frankfurter Erstaufführung die in allen Rollen debütierenden Sänger des hauseigenen Ensembles: Unter Alden Gatts mitreißendem Dirigat lassen sie Mozarts wiederentdeckte Barockperle im Bockenheimer Depot musikalisch erstrahlen. (…)

Bettina Boyens, Frankfurter Neue Presse

Menschen streben nach Macht, Profit und politischer Einflussnahme – im alten Habsburg wie heute ...

Unrechtsstaaten korrumpieren demokratische Politiker*innen bis in höchste Ebenen. Energiekonzerne lassen Dörfer und Landschaften verschwinden. Kann Mozarts Festa teatrale, die keine Oper im eigentlichen Sinne ist, als aktueller Kommentar gelesen werden?

An der geschickten Heiratspolitik des Hauses Habsburg festhaltend, verheiratet Kaiserin Maria Theresia vor allem die jüngeren ihrer 16 Kinder in ganz Europa. Als Hochzeitsgeschenk werden diesen gerne auch Opern mitgegeben. Anlässlich der Heirat ihres Sohnes Ferdinand Karl mit Maria Beatrice d’Este, einer Tochter des Fürsten von Modena, beauftragte Maria Theresia den erst 15-jährigen Wolfgang Amadeus Mozart mit einer festlichen Serenata. Dem Komponisten, der kurz zuvor einen fulminanten Erfolg mit seiner Oper Mitridate gefeiert hatte, blieben nur wenige Wochen, denn Ascanio in Alba sollte einen der musikalischen Höhepunkte der Feierlichkeiten in Mailand bilden. Seinem Librettisten Giuseppe Parini gelang eine geschickte Verschränkung von antiker Mythologie, Herrscherlob und Allegorie: Venus eröffnet ihrem Sohn Ascanio, dass ihm Silvia als Frau bestimmt sei. Dieser hat Bedenken, weil er die Braut nicht kennt. Doch die Göttin verrät, dass Amor in der Gestalt Ascanios seit vier Jahren in Silvias Träumen auftaucht. Um sich ein Bild von Silvia zu machen, dürfe er ihr zwar begegnen, sich ihr jedoch nicht als Ascanio vorstellen. Silvia verliebt sich in den Fremden, weist ihn aber aus Pflichtgefühl gegenüber ihrem künftigen Ehemann Ascanio zurück, den sie noch nicht kennt. Triumphierend verheiratet Venus das junge Paar.

Als Gründer der neuen Stadt Alba stellt Ascanio das allegorische Ebenbild Ferdinand Karls dar, der nach der Verheiratung mit Beatrice d’Este einen neuen habsburgischen Staat in Italien gründen soll. Die Hochzeit stiftende Venus steht für Maria Theresia, die seinerzeit von Wien aus die Ehe arrangierte. Stolz äußerte sich Vater Leopold über den grandiosen Erfolg: Ascanio habe »erstaunlich gefallen« und fortan grüße man den jungen Komponisten auf den Straßen Mailands. Die erhoffte Festanstellung Mozarts am Hof des Erzherzogs Ferdinand stellte sich nach einer Intervention der Kaiserin zwar nicht ein, dennoch festigte der Komponist mit Ascanio in Alba seinen Ruf als europäische Sensation.