Spielplan

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Die Meistersinger von Nürnberg

Richard Wagner 1813–1883

Oper in drei Aufzügen
Text vom Komponisten
Uraufführung 1868, Nationaltheater, München

In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Einführungen eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Holzfoyer und als Video

Musikalische Leitung Sebastian Weigle / Takeshi Moriuchi (9.12.)

Hans Sachs Nicholas Brownlee
Veit Pogner Andreas Bauer Kanabas / Georg Zeppenfeld (9.12.)
Sixtus Beckmesser Michael Nagy
Eva Magdalena Hinterdobler
Magdalene Claudia Mahnke / Annika Schlicht (11.11., 3.12.) / Christina Bock (9.12.) / Katharina Kammerloher (17.12.)
Walther von Stolzing AJ Glueckert
David Michael Porter
Fritz Kothner Thomas Faulkner / Tobias Schabel (3.12.)
Kunz Vogelsang Samuel Levine
Konrad Nachtigall Barnaby Rea
Balthasar Zorn Jonathan Abernethy / Pere Llompart 17.12. musikalisch/ Nina Brazier 17.12. szenisch)
Ulrich Eisslinger Hans-Jürgen Lazar
Augustin Moser Andrew Bidlack
Hermann Ortel Sebastian Geyer
Hans Schwarz Anthony Robin Schneider
Hans Foltz Božidar Smiljanić
Ein Nachtwächter Franz Mayer / Kihwan Sim (3.12.) / Domen Križaj (9.12.)

(…) Der bekannte, am rechten Rand der Vorderbühne verharrende Hase des Nürnberger Meisters Dürer trägt bereits den herabhängenden Strick ums Genick. So sieht Regisseur Johannes Erath in seiner Inszenierung von Richard Wagners Die Meistersinger von Nürnberg am Opernhaus Frankfurt die Kunst im Würgegriff. Denn die Kunstzunft hat sich ein so starres Regelwerk gesetzt, dass es sich in formelhaften Kreidezeichen über die ganze Fläche der mobilen, kirchenschiffartigen Bühnenarchitektur von Kaspar Glarner zieht. Nicht erst später, sondern von Anfang an ist Hans Sachs mit seinem Konkurrenten Sixtus Beckmesser ein um die von ihrem Vater Pogner als Preisgeld gesetzte Eva Werbender. Dass er am Ende doch zugunsten Walther von Stolzings auf sie verzichtet, gehört zu seinem Plan, Beckmesser eins auszuwischen. Aber wie das Paar eines absurden Theaters bleiben der Dichter Sachs und sein Kunstkontrolleur Beckmesser aneinander geschmiedet. Zur berüchtigten, von Sachs vorgetragenen Ansprache der deutschen Kunstfeier zieht Beckmesser den roten Vorhang zu. Stumm wie das Publikum, verfolgt er die Rede mit. Dann öffnet sich noch einmal der Vorhang für den Jubel-Chor und von oben herein schwebt als Neonleuchtschrift das Wort „Germania“, bevor es zu den Schlussakkorden zur „Mania“ ausgeknipst wird. Schon zuvor besingt Sachs bei Wagner den Wahn. (…)

Bernd Künzig, SWR 2 / Journal am Mittag


(…) Wahnsinn, diese tollkühne Inszenierung!

Jan Brachmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung


(…) Alles steht und fällt mit der Musik, nein, nicht alles, wie sich jetzt erneut zeigt, aber vieles. An einem gut geführten Haus übernimmt selbstverständlich der Generalmusikdirektor die Leitung, wenn er das wünscht, und Sebastian Weigle hat einen liebevoll bestimmten Zugriff auf das Werk, dessen musikalische Schönheit er mit leichter Hand (na ja, wie mit leichter Hand) herausarbeitet.
Jedenfalls ist das Ergebnis federnd strahlend im Detail. Feines Gewirk statt Klangmasse, das glänzend aufgelegte Orchester bietet das komplette Gegenteil einer Ohrenbetäubung. Nur selten kommt es zum allgemeinen Aufbauschen. Am ehesten darf der Chor (unter der Leitung von Tilman Michael), etwa beim „Wach auf“, die Haare des Publikums für einen Moment nach hinten fliegen lassen. Es geht in Frankfurt nicht um Kleinformat, es geht um Transparenz. Das Pathetische, weitgehend selbst das ironisch Gravitätische hat sich verabschiedet, nicht weil die Musik banalisiert, sondern weil sie sublimiert wird. Ein junges Ensemble lässt ausgezeichnete Stimmen hören und Spaß an Spiel, Arbeit und sogar Sport sehen. (…)

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) Die zentralen Partien sind nahezu komplett aus dem Ensemble des Frankfurter Hauses besetzt. Nicholas Brownlee singt einen beeindruckend standhaften Sachs (…). AJ Glueckert ist ein wunderbar geschmeidiger, klug dosierender Stolzing, Andreas Bauer Kanabas ein kraftvoller Pogner. Gäste sind der überragende Michael Nagy als Beckmesser, der die richtige Mischung aus trockenem Konversationston und melodischem Gesang findet, und Magdalena Hinterdobler als aufblühende Eva. Und da auch noch der Chor homogen und kraftvoll singt, ist der Abend sängerisch ein Fest. (…)

Bernd Zegowitz, Rhein-Neckar-Zeitung Heidelberg


(…) Es ist die konkurrenzlose Stärke des Ensembles der Oper Frankfurt, die mir nach dieser musikalisch exquisiten Vorstellung in Erinnerung bleiben wird.

Hugh Canning, Opera (Übersetzung: Oper Frankfurt)


(…) Beckmesser, Hauptziel des Wagnerschen Spotts, ist eben kein spitzfindiger (jüdischer…) Kritikaster. Michael Nagy eine Bestbesetzung, indem er wunderbare Töne findet, feine Nuancen und Sinn fürs Detail. (…)

Andreas Bomba, Frankfurter Neue Presse


Singt da nicht Heino mit auf der Festwiese? Den deutschen Barden mit der Sonnenbrille erwartet man eigentlich nicht im großen Finale von Richard Wagners Meistersingern, aber er passt ganz gut in die altdeutsche Gemengelage. Schließlich ist er auch schon mit völkischem Liedgut ins Gerede gekommen. Udo Lindenberg könnte man das hingegen nicht vorwerfen, und schon gar nicht den Beatles oder Luciano Pavarotti. Sie alle sind in dem großen, bunten Chor-Tableau zu entdecken, mit dem Johannes Erath als Regisseur der Frankfurter Premiere der nur bedingt komischen Oper Die Meistersinger von Nürnberg die nationale Selbstfeier zum internationalen Musikfest weitet. Getragen von einem prächtigen, von Tilman Michael einstudierten Kollektiv, das dem Titel „Chor des Jahres“ alle Ehren macht. (…)

Volker Milch, Wiesbadener Kurier


Großen Jubel erntete Regisseur Johannes Erath, der in Wagners einziger komischer Oper Die Meistersinger von Nürnberg am Sonntagabend nicht nur Parallelen zu Mendelsohns / Shakespeares Ein Sommernachtstraum entdeckte, sondern ihm auch mit Samuel Beckett Züge des absurden Theaters verlieh. So arrangierte er das Sängerpaar Hans Sachs und Stadtschreiber Sixtus Beckmesser als Verwandte von Estragon und Wladimir, die untrennbar miteinander in Hass, Zuneigung und Abhängigkeit verbunden sind.
(…)
Generalmusikdirektor Sebastian Weigle, der Die Meistersinger von Nürnberg in Bayreuth fünf Jahre lang dirigierte, betonte das kammerspielartig intime von Wagners komplexen Werk und ließ die vielen polyphonen Verwebungen in all ihrer changierenden Vielfältigkeit schimmern. Ensemblemitglied Nicholas Brownlee gab als Hans Sachs ein Bayreuth-würdiges Debüt, ebenso wie Andreas Bauer Kanabas in der Rolle des Goldschmieds Veit Pogner. Eindrücklich in seiner mal mitleiderregenden, mal ulkigen Beckmesser-Eselei verwandelte Gastbariton Michael Nagy sein Debüt in einen Triumph (…). Einmal mehr zeigte der gerade preisgekrönte Opernchor unter Tilman Michael mit dem „Wach auf!“-Chor seine überragende Qualität.

Bettina Boyens / Wieland Aschinger, www.musik-heute.de

Am Johannistag findet der Wettbewerb statt. Alle wissen genau, wie man richtig singt. Alle wissen es besser.

Ein Satyrspiel sollten Die Meistersinger werden. Doch aus der Komödie »von leichter Hand« entwickelte sich eine Partitur, die zu den längsten und vielschichtigsten der Opernliteratur zählt und immer wieder für heftige Diskussionen sorgt. Im Gegensatz zu den Vorlagen, die von einem aristokratischen Weltbild ausgingen, komponierte Wagner mit den Meistersingern eine bürgerliche Oper und Parodie der mittelalterlichen Minnesänger.

Um die Mittsommerwende, im alljährlichen Sängerwettbewerb, bietet der Goldschmied Veit Pogner die Hand seiner Tochter Eva als Preis an. Der Schuster Hans Sachs, der Stadtschreiber Sixtus Beckmesser und ein frecher Newcomer, der adlige Walther von Stolzing, ringen um sie. Jeder tut es mit eigenen Mitteln: Walther muss einige Hürden bewältigen, bis er Eva heiraten kann und im Kreis der Meister aufgenommen wird. Zwischen Sachs und Beckmesser geht es nur scheinbar darum, wer die Braut heiraten darf. Hier prallen zwei grundverschiedene Lebensmuster aufeinander. Doch die beiden ergänzen sich in ihren unterschiedlichen Ansichten. Sie sind untrennbar: Der eine kann nicht ohne den anderen.

Die Entstehung der Meistersinger führt durch zwei Jahrzehnte, quer durch Europa. In Böhmen verfasste Wagner die ersten Entwürfe, in Wien kam es zu den Prosaentwürfen und in einem Pariser Hotelzimmer formte er seine Figuren weiter. Wagners deutsche Meister sind also – zum Teil – im Ausland geboren. Ein Zusammenspiel von Komik und Tragik schwebte dem Komponisten dabei vor. Doch in der verträumten Sommernacht wird das Spiel plötzlich vom Wahn beherrscht und endet in einer sinnlosen Massenprügelei.

Ein »merkwürd’ger« Johannistag.

Mit freundlicher Unterstützung