Madama Butterfly
Giacomo Puccini 1858–1924
Japanische Tragödie in zwei Akten
Text von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica
Uraufführung 1904
Premiere vom 22. Mai 2022
In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Einführungen eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Holzfoyer und als Video
Musikalische Leitung Pier Giorgio Morandi
Cio-Cio-San , genannt Butterfly Alexandra Marcellier (19., 28.5.; 11.6.) I Corinne Winters (18.6.; 1., 8., 13., 19.7.)
Leutnant B.F. Pinkerton Stefan Pop (19., 28.5.; 11.6.) I Rodrigo Porras Garulo (18.6.; 13.7.) I AJ Glueckert (1., 8., 19.7.)
Konsul Sharpless Liviu Holender
Suzuki Kelsey Lauritano (19., 28.5.; 13., 19.7.) I Bianca Andrew (11., 18.6.; 1., 8.7.)
Goro, Heiratsvermittler Michael McCown
Kate Pinkterton Karolina Bengtsson
Fürst Yamadori Abraham Bretón° (Mai, Juni) / Andrew Kim° (Juli)
Onkel Bonzo Alfred Reiter
Der kaiserliche Kommissar Sakhiwe Mkosana°
Der Standesbeamte Nicolai Klawa
Yakuside Alexey Egorov
Die Mutter Julia Bell
Die Tante Michaela Schaudel
Die Kusine Alketa Hoxha
Dolore Jakob Fritschi I Lotta Herzog
°Mitglied des Opernstudios
(…) Überstrahlt wird die (…) Inszenierung von Puccinis Musik, deren subtile Süße (und Modernität) von Gastdirigent Pier Giorgio Morandi nicht verleugnet oder kleingehalten wird. Schwelgende Streicher, feine Holzbläsermixturen, das in den Hymnen-Zitaten satt aufschwellende Blech sorgten für betörende Klänge. Alexandra Marcellier rührt szenisch und gesanglich als Cio-Cio-San an und stellt die fragile Gestalt, die von Selbsttäuschung zu Selbstaufgabe wandelt, beeindruckend dar. Stefan Pop muss darstellerisch alles tun, Pinkerton als „hässlichen Ami“ vorzuführen, was freilich ein Kontrast zu seiner blendenden Tenorstimme ist. Kelsey Lauritano ist mit ihrem Mezzosopran, den sie mächtig aufblenden kann, eine vortreffliche Suzuki, wie man auch Liviu Holender den hilflosen „guten Amerikaner“ Sharpless ohne Vorbehalte abkauft. Alfred Reiter beeindruckt mächtig als Bonze, Goro (Michael McCown) möchte man nicht nachts auf der Straße begegnen.
Markus Kuhn, Frankfurter Neue Presse
Erzählt wird eine authentische Begebenheit, auf die der Komponist auf dem Umweg über ein Theaterstück von David Belasco aufmerksam wurde: Cio-Cio-San, eine junge Frau aus Nagasaki, versucht ihren ärmlichen Lebensverhältnissen zu entkommen, indem sie sich auf eine »Ehe auf Zeit« mit Leutnant Pinkerton, Offizier der US- Marine, einlässt. Doch was in der Hochzeitsnacht geschieht – daran lässt Puccini in dem breit auskomponierten Liebesduett der beiden keinen Zweifel – übersteigt das ursprüngliche Arrangement, das der windige Heiratsvermittler Goro gestiftet hat. Die beiden noch unreifen Menschen sind dieser tiefen Begegnung nicht gewachsen. Pinkerton sorgt zwar auch, nachdem er aus Japan abkommandiert worden ist, zunächst noch finanziell für das Nötigste. Doch zuhause in den USA heiratet er eine andere Frau.
Cio-Cio-San, genannt »Butterfly«, hat unterdessen ein Kind zur Welt gebracht, von dem Pinkerton nichts weiß. Entgegen den Warnungen von Konsul Sharpless hofft sie darauf, dass er eines Tages zu ihr zurückkehrt und sie in sein Land mitnimmt. So endet die Geschichte in der Katastrophe: Als ihr klar wird, dass der so lang ersehnte Pinkerton ihr auch noch das gemeinsame Kind wegnehmen will, hat das Leben für Butterfly keinen Sinn mehr.
Ohne das Verhalten Pinkertons zu beschönigen, schildert Puccini das Schicksal Cio-Cio-Sans differenziert und mit Empathie. Trotz exotischer Anklänge bleibt der Komponist seiner Tonsprache treu; er lässt sich durch Fragmente fernöstlicher Musik zu neuen Harmonien anregen und verleiht seinen Figuren durch kraftvolle melodische Erfindungen unmittelbar berührenden Ausdruck. R.B. Schlather befreit das vielgespielte Werk von allem überflüssigen Kolorit und bringt uns den Kern der Oper im radikal reduzierten Bühnenbild von Johannes Leiacker ganz nahe
Mit freundlicher Unterstützung
