Spielplan

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Guercœur

Albéric Magnard 1865—1914

Tragédie en musique in drei Akten
Text vom Komponisten
Uraufführung 1931, Opéra Garnier, Paris

In französischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Einführungen eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Holzfoyer und als Audio. Weitere spannende Inhalte zur Produktion finden Sie im Opernappetizer auf unserem Blog.

Am 9. Februar findet die 5. Kammermusik anlässlich der Premiere von Guercœur statt.

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Musikalische Leitung Marie Jacquot / Takeshi Moriuchi (8.3.)

Guercœur Domen Križaj
Giselle Claudia Mahnke
Heurtal AJ Glueckert
Vérité Anna Gabler
Bonté Bianca Andrew ( 2., 21., 23.2, 1., 8.3.) / Cecelia Hall
Beauté Bianca Tognocchi
Souffrance Judita Nagyová
Schatten eines jungen Mädchens Julia Stuart°
Schatten einer Frau Cláudia Ribas
Schatten eines Poeten Istvan Balota

°Mitglied des Opernstudios

(…) In der ausgezeichnet durchgearbeiteten Personenregie von David Hermann und in dem behutsam fokussierenden Licht von Joachim Klein spielen Claudia Mahnke als Giselle und Domen Križaj als Guercœur die Ungeheuerlichkeit der postmortalen Wiederbegegnung durch (…).

Jan Brachmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung


(…) Marie Jacquot am Pult des (auch in den vielen solistischen Partien) glänzend aufgelegten Opernorchesters legt Wert auf flüssiges, geschmeidiges Musizieren. Immer wieder gefallen detailliert geformte Temporückungen und die Überblendung von Harmonien. (…)

Andreas Bomba, Frankfurter Neue Presse


(…) Die Frankfurter Erstaufführung, hochkarätig in allen Belangen, ist ein weiterer starker Beleg für die tiefe Bühnenwirksamkeit von Musik und Stoff. (…)

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) Dass es in einer Aufführungszeit, die Wagner-Dimensionen erreicht, kaum Spannungsabfall gibt, dürfte aber auch der Gastdirigentin Marie Jacquot zu verdanken sein. Sie bringt die Rekonstruktion der „Tragédie en musique“ durch Guy Ropartz, der wie Magnard Schüler von Jules Massenet war, zu einem Leuchten, das weit mehr ist als ein epigonaler Wagner-Abglanz. Das Echo pseudosakraler Parsifal-Weihe etwa wird in der Chorpartie, einstudiert von Virginie Déjos als Gast, in eine oratorische Wärme transformiert, die so nachhaltig fesselt wie Magnards instrumental-vokale Linienführung. Seine fein konturierte Klangrede schöpft aus einer offenbar nie versiegenden Quelle melodischer Schönheit.

Volker Milch, Wiesbadener Kurier


(…) Regisseur David Hermann, verantwortlich für die Inszenierung, verlagerte das Szenario, das – ähnlich wie Wagners Parsifal oder Debussys Pelléas et Mélisande – intuitiv in einer mythisch-mittelalterlichen Märchenzeit verortet ist, in eine zeitlose Moderne. Hermann befreit das Stück von der dunstigen, anspielungsreichen Bildsprache des Fin de Siècle und verleiht ihm dadurch Klarheit und Allgemeingültigkeit. (…)

Patrick Erb, www.concert.de


(…) Die vollständig in ihren Rollen debütierenden Sänger, beinahe ausschließlich aus dem Ensemble besetzt, ernten großen Jubel: Allen voran der ausdrucksstarke Domen Križaj in der Titelpartie und die überragende Claudia Mahnke als Giselle. Auch sein Nebenbuhler und politischer Gegenspieler Heurtal ist mit AJ Glueckert grandios besetzt. Im Orchestergraben gibt Marie Jacquot bei ihrem Frankfurt-Debüt eine exzellente Visitenkarte ab. Wie klangschön sie die wagnerartigen Zwischenspiele herausarbeitet und die Parsifalähnlichen Fernchöre anleitet, besonders aber, wie exakt sie das politische Chaos der gespaltenen Massen dirigiert, hinterlässt nachhaltigen Eindruck.

Bettina Boyens / Wieland Aschinger, www.musik-heute.de


(…) Laut Sujet spielen Akt eins und drei im Himmel. Regisseur David Hermann entschied sich für einen Einheitsort, um Einblick in die Parallelwelten von Himmel und Erde zu ermöglichen. Jo Schramm entwarf eine sachlich moderne, transparente Architektur im Stil eines Ludwig Mies van der Rohe, die an den Kanzlerbungalow der jungen Bonner Republik erinnert, daneben einen Nachbau der Skulptur Reclining Mother and Child von Henry Moore in Anspielung auf das Schicksal des Komponisten, der als Vierjähriger seine Mutter verlor, weil sie sich das Leben nahm. Errichtet auf der Drehbühne, bieten die Ortswechsel immer wieder neue Perspektiven. Ein großer parlamentarischer Saal bildet die Kulisse für den Konflikt. Hier prallen die Systeme aufeinander. Als der Tyrann vielumjubelt dahinzieht, fällt das Demokratiegebäude über Guercœur effektvoll in sich zusammen. (…)

Christiane Franke, www.klassik.com


(…) Domen Križaj, Claudia Mahnke und AJ Glueckert geben ihren Rollen (Guercœur, Giselle, Heurtal) starkes Profil, spielen und singen eindringlich, wie richtige Menschen eben. (…)

Andreas Bomba, Offenbach-Post


(…) Was für eine allen religiösen oder esoterischen Kitsch meidende, all dies fein tragende Inszenierung durch David Hermann! Was für ein Werk! Was für eine perspektivisch humanitäre Herausforderung! (...)

Wolf-Dieter Peter, www.nmz.de (neue musikzeitung)


(…) Wie die szenische, so überzeugt auch die musikalische Seite. Den Chor des Hauses befeuert Virginie Déjos zur immer durchhörbaren Sakralität im Jenseits und diesseitig-heftigem Tumult in Volk und Parlament. Marie Jacquot bettet mit dem Frankfurter Opern- und Museumsorchester selbst massives Wagnerdräuen ins französische Klangidiom der Jahrhundertwende ein. Durchschlagskraft, runde Tongebung, Emphase und wohldosiertes Pathos bietet Domen Križaj in der Titelpartie auf. Claudia Mahnke misst für Guercoeurs Witwe Giselle das Spektrum zwischen Lyrik und Dramatik aus. Ihren Geliebten Heurtal verkörpert AJ Glueckert mit heldentenoraler Verve und dem falschen Pathos des Volksverhetzers. Der im Jenseits tonangebenden Vérité verleiht Anna Gabler gebührende Autorität.

Michael Kaminski, www.die-deutsche-buehne.de


(…) das Publikum bestätigt mit seiner Begeisterung die Frankfurter Spielplanpolitik jenseits der ausgetretenen Repertoire-Pfade.

Volker Milch, Darmstädter Echo

Guercœur findet im Jenseits keine Ruhe und sehnt sich zurück auf die Erde – zu seiner großen Liebe Giselle und zu seinem Volk, das er einst in die Freiheit geführt hatte ...

Die vier Gottheiten Vérité, Bonté, Beauté und Souffrance erfüllen Guercœur seinen Wunsch. Doch die Welt hat sich inzwischen weiter gedreht: Giselle, die ihm ewige Treue geschworen hatte, ist eine Liebesbeziehung mit Guercœurs Schüler Heurtal eingegangen. Dieser hat sich von den Idealen der Freiheit und der Liebe abgewandt und ist dabei, sich zum Diktator aufzuschwingen. Das hungerleidende Volk ist gespalten. Es kommt zu gewalttätigen Ausschreitungen, die die Grundfesten der jungen Demokratie bedrohen.

Der heute kaum bekannte Komponist Albéric Magnard, der sich als Feminist und Dreyfus-Unterstützer engagierte, wurde 1914 in seinem eigenen Wohnhaus getötet: Er hatte versucht, den Angriff deutscher Soldaten abzuwehren, die es daraufhin in Brand steckten. Auch das Manuskript seiner zweiten abendfüllenden Oper Guercœur, die zwischen 1897 und 1901 entstanden war, fiel den Flammen zum Opfer. Durch den Einsatz von Magnards Komponistenfreund Joseph-Guy Ropartz konnte die Partitur rekonstruiert und 1931 an der Opéra Garnier in Paris uraufgeführt werden.

Das überaus dichte Werk changiert zwischen Oper, Oratorium und Mysterienspiel. Es verbindet die symbolistische Reflexion von Kernfragen nach nicht erkanntem Glück und der menschlichen Endlichkeit mit psychologisch tief ausgeleuchteten Kammerspielmomenten und realistisch gezeichneten Massenszenen. Dabei entwickelt Magnard eine spätromantische Klangwelt, die Wagners Einfluss hörbar werden lässt und mitunter auch heroische Töne anschlägt, dabei aber im transparenten Licht des französischen Fin de siècle schillert.

Mit freundlicher Unterstützung