Mozarts immergrüner Repertoire-Reißer ist am frisch gekürten „Opernhaus des Jahres“ wie neu zu erleben: Die Handlung aus der Perspektive des gealterten Tamino zu erzählen, geht voll auf. Auch musikalisch ist alles zum Besten bestellt.
Wenn man gerade den Titel „Opernhaus des Jahres 2021/22“ verliehen bekommen hat, und das auch noch zum sechsten Mal, ist es verlockend, der Versuchung nachzugeben, sich im Rückblick auf das Erreichte der Muße hinzugeben. Derartiges gönnen sich die Oper Frankfurt und ihr Intendant Bernd Loebe keineswegs. Mit der Neuinszenierung von Mozarts Die Zauberflöte durch Ted Huffman wurde nun eine Arbeit von Alfred Kirchner abgelöst, die nach ihrer Premiere im Jahr 1998 zu Recht Kultstatus genoss und stolze 15 mal wieder aufgenommen wurde.
Dass Huffman in Frankfurt mit Die Zauberflöte eine der am häufigsten aufgeführten Opern überhaupt auf die Bühne brachte, ist bemerkenswert, weil er sich vor allem mit der Inszenierung von Neukompositionen international einen Namen gemacht hat. Seine Lesart des märchenhaft-symbolistischen Werks, das vollständig aus dem Hausensemble der Oper Frankfurt heraus besetzt ist, kommt erfrischend ungezwungen daher. Im Zentrum von Huffmans Deutung steht Tamino, dem der dominierende Charakter des Papageno üblicherweise die Show stiehlt. Dieser scheinbar werkimmanent gegebenen Dominanz begegnete Huffman, indem er in Frankfurt die Handlung als Erinnerungsraum des gealterten Tamino zeigte. (…)
Wolfgang Wagner, www.concerti.de
(…) Musikalisch reiht sich ein Lichtblick an den nächsten: Das zum sechsten Mal vom Fachmagazin „Opernwelt“ frisch gekürte „Opernhaus des Jahres“ wartet mit gewohnt exzellenten Choristen unter Tilman Michael auf und kann alle Rollen mit herausragenden Sängerinnen und Sängern besetzen. Michael Porters Tamino besticht nicht nur mit tenoralem Glanz, sondern vor allem mit der glaubhaft verzweifelten Suche nach sich selbst. Opernstudio-Mitglied Hyoyoung Kim als Pamina gestaltet ihre schwierige Partie mit schauspielerischer Verve und klarem Sopran und kann selbst Andreas Bauer Kanabas als furchteinflößendem Sarastro spielend Paroli bieten.
Danylo Matviienkos Papageno macht als peinlicher Farbfleck und unbekümmerter Lebemensch stimmlich und humoristisch alles richtig (…).
Als reine Augen- und Ohrenweide und allein den Besuch des Abends wert platzieren sich (…) Monika Buczkowska, Kelsey Lauritano und Cláudia Ribas als strippenziehendes Champagnerterzett. Aus dem Orchestergraben klingt eine warmtönender, federnder, exquisit reiner Mozart, den Steven Sloane am Pult zu immer neuen Höhepunkten führt. Tadellos auch die Flötentöne von Elizaveta Ivanova und das Tastenglockenspiel Takeshi Moriuchis.
Bettina Boyens / Wieland Aschinger, www.musik-heute.de
(…) Eine beglückende Leistung bietet das Orchester unter der Leitung von Steven Sloane. Dass die ersten beiden Einsätze der Pauke in der Ouvertüre zu früh kommen, ist der Premierennervosität geschuldet. Die Musiker zeigen sich in allen Gruppen in bestechender Form. Die Streicher meistern den historisch informierten Verzicht auf Dauervibrato ohne die sonst so oft zu hörenden Intonationstrübungen. Trotz reduzierter Besetzung klingen sie nicht anämisch dünn, sondern erfreuen mit klarem, spannungsreichem Ton und sprechender Phrasierung. Die stark geforderten Holzbläser entfalten solistisch eine breite Palette an Klangfarben und fügen sich im Ensemble zu leuchtenden Harmoniemusiken. Dem Dirigenten gelingt es trotz des beständigen Stopp-and-Go der Regie immer wieder gleichsam aus dem Stand die Musik unter prickelnde Spannung zu setzen. Die oft sehr raschen Tempi wirken dabei nie gehetzt. Würde es allein auf den Orchestergraben ankommen, so wäre von einem perfekten Premierenabend zu berichten gewesen. Dass der Chor sich mit gut ausbalanciertem Klang ideal hinzufügt, bedarf in Frankfurt kaum noch der Erwähnung. (…)
Michael Demel, www.deropernfreund.de
(…) Das Orchester und das Ensemble zeigen vom ersten Moment an eine Spiel- und Singfreude, die den Raum ergreift. (…)
Maximilian John, Main-Echo Aschaffenburg