Punch and Judy
Harrison Birtwistle 1934–2022
Oper in einem Akt
Text von Stephen Pruslin
Uraufführung 1968, Jubilee Hall, Aldeburgh (Suffolk)
In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Einführungen eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Bockenheimer Depot und kurz vor der Wiederaufnahme als Audioeinführung überall, wo es Podcasts gibt.
Musikalische Leitung Alden Gatt
Pretty Polly / Witch Julia Stuart°
Judy / Fortune-Teller Cecelia Hall
Lawyer Sven Hjörleifsson
Punch Jarrett Porter
Choregos / Jack Ketch Liviu Holender
Doctor Alfred Reiter
°Mitglied des Opernstudios
Eine tragische Komödie oder eine komische Tragödie? Ganz klar beides!
Harrison Birtwistles Oper ist nichts für schwache Nerven. Die derbe und groteske Familientragödie besticht durch ihren typisch schwarzen britischen Humor: Da wirft ein Mann sein Baby ins Feuer, ersticht seine Frau Judy, sucht nach der schönen Polly, die er heiraten will, und begeht weitere Morde, bis er sie endlich findet.
Benjamin Britten hatte den jungen Komponisten Birtwistle für dieses Auftragswerk des Aldeburgh Festival vorgeschlagen, weil er »mehr zu sagen hat als seine gleichaltrigen Komponisten-Kollegen«. Die Figuren aus Punch and Judy entstammen dem traditionellen englischen Puppenspiel. Der Titelheld Punch ist ein englischer Kasperl, der seine Wurzeln im italienischen Handpuppentheater hat. Typisierte Bewegungen und eine genau festgelegte Raumdramaturgie erzeugen eine theatrale Welt, die wirklicher erscheint als die Realität. Das Werk bricht mit Konventionen, folgt keiner erzählenden Handlung und überzeichnet das Geschehen.
Birtwistles Musik ist hoch originell, witzig, frech und beweist Sinn für Skurrilitäten und Abgründe – das Werk eines damals »jungen Wilden« der britischen Avantgarde. Mit streng formalisierten Gesangslinien, klar zugeordneten Blasinstrumenten und Klangblöcken, die sich zu repetitiven Strukturen zusammenfügen, wird die kompositorische Struktur des Werkes hervorgehoben und Punch and Judy zum selten aufgeführten Erfolgsstück.