Spielplan

zur Übersicht

Francesca da Rimini

Saverio Mercadante 1795–1870

Dramma per musica in zwei Akten
Text von Felice Romani
Uraufführung 2016, Palazzo Ducale, Martina Franca

Kooperation mit den Tiroler Festspielen Erl

In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Einführungen eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Holzfoyer und als Video

Musikalische Leitung Ramón Tebar

Francesca Jessica Pratt / Anna Nekhames (2., 8.4.)
Paolo Kelsey Lauritano
Lanciotto Theo Lebow
Guido Erik van Heyningen
Isaura Karolina Bengtsson°
Guelfo Brian Michael Moore / Jonathan Abernethy (2., 8.4.)

°Mitglied des Opernstudios

(…) Francesca da Rimini ist in dieser extrem produktiven Frankfurter Opernsaison eine Frucht von Bernd Loebes Doppelrolle als Frankfurter und Erler Intendant – bei den dortigen Tiroler Festspielen war im Dezember Premiere (…).

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) Mit seiner Inszenierung gelingt Hans Walter Richter das Kunststück, nicht nur ein, sondern gleich vier Dramen auf die Bühne zu bringen. Francescas Tragödie, die ihres Ehemanns, ihres Geliebten und die ihres Vaters. In ihrer an Wahnsinn grenzenden Liebeswut, ihrem Hass und ihrer Verzweiflung behält der Regisseur jede Figur gleichermaßen im Fokus. Als Zuschauer blickt man gebannt zwischen den Protagonisten hin und her, die streckenweise von expressiven Tänzern gedoppelt werden. (…)

Silvia Adler, Wiesbadener Kurier


(…) Als Plädoyer für Mercadante ist dieser Abend rundum überzeugend. Und wenn die Kulturpolitik der Stadt Frankfurt es ihrer Oper gestattet, mit entsprechenden Mitteln ihren mehrfach preisgekrönten Kurs fortzusetzen, dann wäre es ein logischer nächster Schritt einer kleinen Mercadante-Renaissance, sein Meisterwerk Il giuramento auf die Bühne zu bringen.

Wolfgang Fuhrmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung


(…) Jessica Pratt als Francesca charakteri­sierte die Titelheldin als Frau von ungewöhnlicher Gefühlstiefe, die verzwei­felt um Selbstbestimmung ringt. Ihr rei­ner Sopran war der anspruchsvollen Par­tie, die neben höchster Virtuosität auch dramatische Feuerkraft erfordert, in jeder Lage gewachsen: von den kunst­vollen, an Rossini gemahnenden Fiorituren bis zu den weitgespannten, oftmals in die extreme Höhe vorstoßenden Gefühlsbögen. Mit glutvoller Stimmgebung und geläufigen Koloraturen begei­sterte auch die Mezzosopranistin Kel­sey Lauritano als Paolo. Dessen Wider­spruch zwischen Verliebtheit und Gewissensbissen dem Bruder gegen­über lotete sie hochemotional aus.
Starke Akzente setzte auch Bariton Erik Heyningen in der Rolle von Francescas Vater Guido, der sich durch die erzwungene Heirat an seiner Tochter schuldig gemacht hat. Ein vielschichtiges Psychogramm zeichnete Theo Lebow als Lanciotto. Mit seinem bissig aufstrah­lenden Tenor durchmaß er das Spek­trum von lyrischer Klage bis bösartig brachialer Vokalgewalt in allen Facet­ten. Auch das Orchester unter der Lei­tung von Ramón Tebar wurde zum Anwalt für Mercadantes Musik. So far­benreich, leidenschaftlich-akzentuiert und kantabel wie der spanische Dirigent die Oper in Szene setzte, wünschte man der Wiedererweckten ein langes Leben auf künftigen Spielplänen.

Silvia Adler, Wiesbadener Kurier


Wenn eine unbe­kannte Oper wieder zum Bühnen­leben erweckt wird, stellt sich stets die Frage: Warum war das Werk eigentlich vergessen? Und umgekehrt: Warum wird es nun hervorgeholt? In einem beispiel­los produktiven Haus, das in den über zwanzig Jahren der Inten­danz Bernd Loebes den Frankfur­ter Opernfreunden gefühlt 250 verschiedene Stücke präsen­tiert hat, findet man für Raritäten wie Saverio Mercadantes Fran­cesca da Rimini allein schon en­zyklopädische Argumente. Besonderen Reiz gewinnt dieses Werk, das auf eine in Dantes Divina Commedia erzählte Geschichte zurückgeht, durch die verspätete Uraufführung erst im Jahr 2016. (…)

Andreas Bomba, Frankfurter Neue Presse


(…) In Koopera­tion mit den Tiroler Festspielen Erl erlebte das Belcanto-Drama an der Oper Frankfurt am Sonntag nun seine Deut­sche Erstaufführung. Und die gelang wahrhaft fulminant! (…)

Silvia Adler, Allgemeine Zeitung Mainz


(…) Auf der Habenseite des Abends stehen die Sänger, der Chor in ei­ner umfänglichen Rolle, sowie das unter Leitung des außeror­dentlich aufmerksamen und auf die dynamische Contenance be­dachten Dirigenten Ramón Tebar spielende Orchester, in dem die Bläser und vor allem die Harfe (Françoise Verherve) auch solis­tisch gefordert werden.
Theo Lebow singt mit feinem Silber und einem idealen Aus­gleich von Kraft und Beweglich­keit den Lanciotto; Kelsey Lauritano erweckt mit geschmeidiger, jungenhafter Stimme Sympathien für Paolo (…); schier unermüd­lich verbindet Jessica Pratt die Leiden der Titelfigur mit vokalen Kaskaden.
Auch die kleineren Rollen (Guido, Isaura, Guelfo) sind mit Erik van Heyningen, Karoline Bengtsson und Brian Michael Moore ansprechend besetzt.
Tilman Michael hat den Chor auf Transparenz, Präzision und Klangschönheit getrimmt. (…)

Andreas Bomba, Offenbach-Post

Um das dynastische Bündnis zweier Familien zu besiegeln, hatten sie geheiratet. Doch die Ehefrau liebt den Bruder ihres Mannes – ein Treuebruch, der in der Katastrophe endet.

Die unausweichliche Tragik der leidenschaftlichen Liebesgeschichte zwischen Francesca da Polenta und Paolo Malatesta, wie Dante sie in seiner Divina Commedia festhielt, veranlasste zahlreiche Künstler zu einer Auseinandersetzung. Auch der Librettist Felice Romani, mit dem Saverio Mercadante immer wieder zusammenarbeitete, ließ sich von Bearbeitungen des Stoffes zu einem Textbuch inspirieren.

Im Jahr 1830, als Mercadante sich zum zweiten Mal für längere Zeit in Madrid aufhielt, entstand seine Vertonung. Die Partitur, in der Rossinis Einfluss noch deutlich hörbar ist, fokussiert die drei Hauptfiguren Francesca, Paolo und Lanciotto. Das Zusammentreffen zwischen Schwager und Schwägerin in ihrem Schlafzimmer bildet den dramatischen und emotionalen Höhepunkt der Oper.

Verschiedene unglückliche Umstände und Sängerrivalitäten verhinderten eine Uraufführung von Francesca da Rimini zu Mercadantes Lebzeiten – zunächst in Madrid, dann auch in Mailand. So musste die Oper fast 200 Jahre auf ihre erste Premiere warten, die 2016 beim Festival della Valle d’Itria stattfand. Wie seine 58 Bühnenwerke ist auch der Komponist Saverio Mercadante heute weitgehend in Vergessenheit geraten. Und das, obwohl er ab den späten 1830er Jahren mit seinem »canto drammatico«, welcher die Gesangsvirtuosität in einen dramatischen Gesamtbogen einfügte, eine Reform der italienischen Oper nach Rossini anstieß.