Der Triumph von Zeit und Erkenntnis
Georg Friedrich Händel 1685–1759
Oratorium in zwei Teilen
Text von Kardinal Benedetto Pamphilj
Uraufführung vermutlich 1707, Teatro del Collegio Clementino, Rom
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Einführungen eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Bockenheimer Depot und kurz nach der Premiere als Audioeinführung überall, wo es Podcasts gibt.
Musikalische Leitung Simone Di Felice
Bellezza Monika Buczkowska-Ward
Piacere Younji Yi°
Disinganno Katharina Magiera
Tempo Michael Porter
°Mitglied des Opernstudios
Muss der Mensch seine Eitelkeiten überwinden, um Selbsterkenntnis zu erlangen? Und liegt der Schlüssel zum Glück tatsächlich in der Akzeptanz unserer eigenen Endlichkeit?
Mit brillanten Improvisationen auf der Orgel machte sich der 22-jährige Händel seit Januar 1707 in der Kulturszene Roms einen Namen und gewann gut betuchte Freunde. Einer von ihnen war Kardinal Benedetto Pamphilj. Dieser lieferte dem Komponisten nicht nur die Gelegenheit und finanziellen Mittel, sondern auch gleich den Text zu jenem musikalischen Streitgespräch zwischen der Schönheit, dem Vergnügen, der Erkenntnis und der Zeit.
Die Partitur von Händels erstem Oratorium Il trionfo del Tempo e del Disinganno spiegelt das entschiedene Vorgehen des Vatikans gegen weltliche Bühnenwerke, welches in mehreren Theaterschließungen der Stadt gipfelte. Mit der Bezeichnung als Oratorium umging der aufstrebende Komponist zwar die Hürde der »opera proibita«, sein dramatisches Gespür offenbart sich dennoch in jeder Note. Hinreißend fantasievoll gestaltet er die lebhafte Auseinandersetzung der vier Charaktere.
Im Laufe seines Schaffens bediente sich Händel immer wieder des musikalischen Materials seines Oratorienerstlings, nicht zuletzt für die berühmte Klage-Arie »Lascia ch’io pianga« in seiner Oper Rinaldo. Als »Lascia la spina« hatte er sie ursprünglich der allegorischen Figur des Vergnügens in den Mund gelegt.