(…) Das Raritätenkabinett Oper Frankfurt hat neuerlich eine Wissenslücke geschlossen. (…)
Manuel Brug, www.brugsklassiker.de
Begeisterte Zustimmung erntete Gioachino Rossinis Bianca e Falliero am Sonntagabend in Frankfurts Opernhaus. Knapp 600 Besucher auf Plätzen im strengen Schachbrettmuster erlebten die konzentrierte Inszenierung von Tilmann Köhler, der den venezianischen Spionagethriller in die Gegenwart transportierte.
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Alle überragenden Solisten debütierten in ihren Rollen, während die amerikanische Sopranistin Heather Phillips zusätzlich ihr umjubeltes Frankfurt- und Europadebüt gab. Die schottische Mezzosopranistin Beth Taylor in der Hosenrolle Fallieros erntete dank ihrer kraftvollen und zugleich koloraturwendigen Stimme ebenso Bravostürme wie alle drei Sänger aus dem Frankfurter Ensemble: Bassbariton Kihwan Sim zeigte sich mit seinem wankelmütigen Capellio in gewohnter Höchstform, ebenso wie Božidar Smiljanić als despotischer Doge von Venedig, während Tenor Theo Lebow mit der Bewältigung seiner schwierigen Koloraturpartie des Contareno ein Meisterstück gelang. (…)
Bettina Boyens / Wieland Aschinger, www.musik-heute.de
(…) Alles in allem ein großer Abend, der bewies, dass Bianca e Falliero seine musikalischen Meriten hat. Einmal mehr wurde der Mut des Intendanten Bernd Loebe zu einem Spielplan voller Raritäten und Entdeckungen belohnt.
Uwe Schweikert, Opernwelt
(…) Ernst und Spannung dieses Abends strafen alle deutschen Rossini-Klischees Lügen. (…)
Wolfgang Fuhrmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung
(…) Die amerikanische Mezzosopranistin Heather Phillips gibt in Frankfurt ein beschwingtes Europa-Debüt, eine interessante Darstellerin fern von Holde-Mädchen-Opernklischees. Dem Waghalsigen des Gesangsparts ist sie gewachsen, und dass sie gelegentlich in Höhen und im Kräfteaufteilen an ihre Grenzen zu stoßen scheint, dürfte den überdurchschnittlichen Anforderungen der Partie geschuldet sein. Beth Taylors Mezzo hat spektakuläre Tiefen und souveräne Höhen, ein großer Auftritt.
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Die Abfolge einer ausführlichen Musik des sanften und weniger sanften Aufbegehrens und Jammerns bietet trotz der gewissen Ebenmäßigkeit Bravourarien, durchgefeilte Ensembles und anspruchsvolle, unter der Leitung von Tilman Michael auch anspruchsvoll dargebrachte Chöre. Die Rossini-Crescendi sind mitreißend, Dirigent Giuliano Carella versteht sich im Verein mit dem Opern- und Museumsorchester auf den Zauber dieser immer etwas abgepufferten, immer nur scheinbar naturgewaltig freien Wucht. Das passt zum Thema, mit dem Regisseur Tilmann Köhler der ausführlich bespielten Klaviatur des Leidens beizukommen versucht: die gesamte Oper bei ihm ein Befreiungsversuch Biancas aus einer beklemmend engen, dabei unbehaglichen und kalten Welt. Das hat immer Aktualität, wenn auch derzeit wieder eine besondere. Bianca e Falliero war an der Oper Frankfurt jedoch tatsächlich schon vor bald zwei Jahren vorgesehen, ein frühes Corona-Opfer in einer Phase, als man dachte, in ein paar Wochen sei der Spuk vorbei. (…)
Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau
(…) Theo Lebow schafft es in der Partie des Contareno hinter all den eleganten Linien, den glasklaren Koloraturen, den sauberen Spitzentönen den skrupellosen, falschen Machtmenschen durchscheinen zu lassen. (…)
Bianca e Falliero ist (…) Rossini vom Feinsten, gesungen und gespielt auf einem Niveau, das extrem hoch ist. Frankfurt ist Italien.
Bernd Zegowitz, Rhein-Neckar-Zeitung Heidelberg
(…) Das sorgfältig geprobte Opern- und Museumsorchester spielt in Hochform, umsichtig angefeuert und stets die Sänger (in kleineren Rollen: Božidar Smiljanić und Carlos Andrés Cárdenas) unterstützend von Giuliano Carella. Die Bühne (Karoly Risz) bietet angemessene Resonanzräume; halbrunde Wandsegmente lassen sich zu Kreisen oder Halbkreisen zusammenschieben, es gibt auf diese Weise Innen und Außen, Vorne und Hinten. Das berühmte Quartett im zweiten Akt findet ebenso Platz wie der in mehreren Rollen tätige, von Tilman Michael studierte, prächtig singende Chor. (…)
Andreas Bomba, Offenbach-Post
(…) Das Frankfurter Opern- und Museumsorchester zaubert unter der Leitung von Giuliano Carella einen prickelnden Rossini-Sound aus dem Orchestergraben, so dass es für alle Beteiligten großen Beifall gibt. (…)
Thomas Molke, www.omm.de
(…) Ein wenig durchdrungen von (…) Ironie scheint auch die Regie von Tilmann Köhler mit ihren parodistisch überzeichneten Figuren zu sein. Rossinis „goldene Töne“ erweisen sich in diesen drei Stunden als tragfähiger und bestätigen einmal, mehr die glückliche Hand des Frankfurter Intendanten Bernd Loebe, wenn es um die Wiederentdeckung von vergessenem Repertoire geht. Der Schlussapplaus kann sich (…) hören lassen. (…)
Volker Milch, Darmstädter Echo
(…) Vordergründig geht es um einen artistischen Wettbewerb von halsbrecherischen Koloraturen. In Wahrheit aber toben die Gefühle. Sie verstecken sich in der hohen Schule des Gesangs und wollen nun zum Ausdruck, nein: zum Ausbruch kommen. Vom Schweben im siebten Liebeshimmel bis zu rasender Wut, vom Aufschrei verzweifelter Enttäuschung bis zum finalen Glück.
Der dreistündige, großartige Abend am Frankfurter Opernhaus führt dies exemplarisch vor. (…)
Andreas Bomba, Frankfurter Neue Presse
(…) Giuliano Carella animierte das Frankfurter Opern- und Museumsorchester zu einem weich gerundeten und präzise inspirierten Klang. Sensibel vernehmbar waren die anschwellenden Paukenwirbel unter den Holzbläser-Parallelen der Ouvertüre. Später blieb auch in den aufregendsten Koloratursequenzen Raum für die feine Auffächerung von Balancen und Farben. Dank Carella konnten die Sänger die ihnen abverlangten Drahtseilakte sogar mit einer gewissen Lockerheit angehen. (…)
Roland H. Dippel, www.nmz.de (neue musikzeitung)
(…) Insgesamt eine gelungene Produktion einer sehr lohnenden Rossini-Rarität.
Elisabeth Richter, Deutschlandfunk Kultur heute
(…) Das vollkommene Opernglück entfaltet sich in dieser Spielplanrarität, wenn Chor und Orchester sich zu einem überwältigenden Crescendo steigern und die Bühne dazu so rot glüht wie die Musik. Das Happy End ergibt sich schließlich nicht aus Zweisamkeit, sondern aus Biancas Abschied von toxischer Männlichkeit. Hinter ihr schließt sich der Bühnenzylinder um Vater und Bräutigam, und vor ihr liegt die Zukunft. Die Aussichten in dieser Oper sind besser als jene vor ihr.
Volker Milch, Darmstädter Echo
(…) Die Regie (Tilmann Köhler) denkt durchaus auch in politischen Kategorien, Rebellion gegen die ungerechten Verhältnisse, Protest im bürgerlichen Kostüm (Susanne Uhl), die anfangs so zarte Bianca mutiert gar zur Straßenkämpferin.
Zum Schluss schließt sie die Wand hinter sich. Erschöpfung? Befreites Glück? Ausgrenzen des Elends? Für einen Moment? Für immer? Sängerisch und musikalisch unterhält der Abend bestens und auf höchstem Niveau. (…)
Andreas Bomba, Hanauer Anzeiger