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Happy New Ears

Zwei Tage nach der Uraufführung seiner Oper Blühen widmet das Ensemble Modern dem slowenischen Komponisten Vito Žuraj ein Porträtkonzert. Als eine Art Maxime gibt er für sich an:  »Kreativität bedeutet, der Gestalter der eigenen Verspieltheit zu sein. Das Wesen von Spiel besteht in der Erkundung unbegrenzter Möglichkeiten.« Dabei gilt es, Spannungen auszuhalten: Tensions heißt eines der Werke, die im Rahmen des Happy New Ears-Konzert erklingen. Damit ist die Spannung der Saiten bei Streichinstrumenten, Harfe und Klavier gemeint; aber auch die Spannung zwischen Leben und Arbeit, die in ein Gleichgewicht gebracht sein wollen; oder die gespannte Erwartung, die entsteht, wenn man die eigene Komfortzone verlässt. Gerade da, wo die Luft dünn wird, öffnen sich neue Pfade. Im Falle von Tensions z.B. bei der Erprobung mikrotonale Stimmungen. 

Wie zentral für den Komponisten die angesprochene »Verspieltheit« ist, zeigt sich in Hors d’œuvre. Dabei unterstützt der Kölner Sternekoch und passionierte Schlagzeuger Daniel Gottschlich das Instrumentalensemble nicht nur mit Töpfen, Schüsseln, Kochlöffeln und Schneebesen; auch die (verstärkten) Geräusche beim Schneiden von Gurken, Karotten, Zwiebeln und Äpfeln werden in die Partitur integriert. Ein Musikstück, bei dem am Ende etwas Essbares entstanden ist!

Vito Žuraj betont, wie wichtig die Begegnung mit dem Ensemble Modern für seine Entwicklung war. Im Rahmen eines Stipendiums in der IEMA arbeitete er eng mit Saar Berger, dem Hornisten des EM, zusammen. Als der ihm vorführte, welche Klänge entstehen, wenn man den Dämpfer im Schalltrichter des Horns rasch öffnet und schließt, fühlte der Komponist sich daran erinnert, wie es klingt, wenn sein Bruder, der zeitweise an einer ›Battarismus‹ genannten Sprachstörung leidet, extrem schnell spricht. Jahre später entwickelte Vito Žuraj daraus The Voice of Battaros.

Programm 24. Januar

VITO ŽURAJ *1979
The Voice of Battaros – für Horn und Ensemble (2020)
Hors d’œuvre – für Koch und Ensemble (2019/2022; UA der neuen Fassung)
Tension für Ensemble (2018)