»Die Ohren schärfen für die Vielfalt der Musik in unserem Jahrhundert« – das war der Anspruch für eine Reihe von Werkstattkonzerten, die Ensemble Modern und Oper Frankfurt vor 30 Jahren unter dem Motto »Happy New Ears!« aus der Taufe hoben. Die Anregung kam von dem 2019 verstorbenen Komponisten, Dirigenten und Hochschullehrer Hans Zender. Dahinter stand der Gedanke, in Form einer öffentlichen Probe das Herantasten an die Interpretation erlebbar zu machen und durch Gespräche Einblicke in das jeweilige Werk zu geben. Zum Auftakt dirigierte Zender am 19. Oktober 1983 Arnold Schönbergs Kammersinfonie Nr. 1. Grund genug, das Jubiläum der Reihe mit einem Sonderkonzert zu feiern!
1916 gründete Hugo Ball mit gleichgesinnten Künstlerinnen und Künstlern in der Zürcher Spiegelgasse die Kleinkunstbühne Cabaret Voltaire. Sie wurde zur Geburtsstätte des Dadaismus. Dort trug er sechs Lautgedichte vor, die beim ersten Hören wie Nonsens klingen. Dahinter stand jedoch eine kulturkritische Haltung: »Mit diesen Tongedichten wollen wir verzichten auf eine Sprache, die verwüstet und unmöglich geworden ist durch den Journalismus. Wir müssen uns in die tiefste Alchimie des Wortes zurückziehen und selbst die Alchimie des Wortes verlassen, um so der Dichtung ihre heiligste Domäne zu bewahren.«
2001 griff Hans Zender Hugo Balls Texte auf und vertonte sie. Dabei »bestätigte sich für mich nicht nur die ungebrochene Aktualität der Ballschen Grundanliegen« – so der Komponist – »sondern auch die Qualität seiner Verse. Er hatte darin etwas vorweggenommen, das man in der späteren musikalischen Entwicklung ›strukturelles Denken‹ nennen wird. Die Aufgabe des Musikers konnte nur darin bestehen, diese strukturellen Keime aufzunehmen und zu komplexen (in manchen Fällen polyrhythmischen) Netzen zu verbinden.«
Die musikalische Leitung hat Ingo Metzmacher, der beim Ensemble Modern von dessen Gründung 1980 an bis 1985 als Pianist tätig war und anschließend zunächst als Korrepetitor und später als Dirigent an der Oper Frankfurt engagiert war. Im Gespräch mit Dietmar Wiesner, Flötist und ebenfalls Gründungsmitglied des Ensemble Modern, wird er Zenders Werk, das schon bei der Uraufführung 2002 von der Sopranistin Salome Kammer interpretiert wurde, analysieren und Rückschau halten auf 30 Jahre Happy New Ears.
SOPRAN Salome Kammer
DIRIGENT, GESPRÄCHSPARTNER Ingo Metzmacher
MODERATION Dietmar Wiesner
Werkstattkonzert mit dem Ensemble Modern – Eine Kooperation von Ensemble Modern, Oper Frankfurt und Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt. Mit freundlicher Unterstützung der Hans und Gertrud Zender-Stiftung.
*Sonderkonzert: Abonnent*innen der HNE–Reihe erhalten 30% Rabatt auf den Einzelkartenpreis.
