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Happy New Ears

In Frankfurt muss man Heiner Goebbels nicht vorstellen. Seit den Tagen des Linksradikalen Blasorchesters ist er eine feste Größe im Kulturleben der Stadt. Als Musiker, Komponist, Hörspielautor, Regisseur und Schöpfer von multimedialen Installationen ist er längst international einer der exponiertesten Künstler unserer Zeit. Neben seiner langjährigen Lehrtätigkeit am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft der Universität Gießen, an der er gegenwärtig die neu eingerichtete Georg-Büchner-Professur innehat, hat er sich auch als jahrelanger Präsident der Hessischen Theaterakademie verdient gemacht. Die dreijährige Intendanz der Ruhrtriennale 2012–2014 bot ihm die Gelegenheit, eine Vielzahl von Kreationen zu kuratieren und eigene Projekte zu realisieren, darunter Inszenierungen der Europeras 1 + 2 von John Cage und Delusion of the Fury von Harry Partch. Auf der documenta Kassel war er 1982, 1987 und 1997 vertreten.

Eine langjährige Zusammenarbeit verbindet Heiner Goebbels mit dem Ensemble Modern. Nachdem im letzten November das 1996 für und mit dem EM entwickelte und seither weltweit über 80 Mal aufgeführte Musiktheaterstück Schwarz auf Weiß erneut im Bockenheimer Depot zu erleben war, soll der 70. Geburtstag von Heiner Goebbels nun auch der (etwas verspätete) Anlass für ein Porträt in der Reihe Happy New Ears sein. Einen Dirigenten braucht es für das Werkstattkonzert nicht. Mit von der Partie ist der Schauspieler David Bennent, mit dem Heiner Goebbels ebenfalls eine langjährige Zusammenarbeit verbindet. Er tritt in Liberté d’Action auf, einem 2021 uraufgeführten szenischen Konzert mit und zu den Texten des belgischen Malers, Autors und Außenseiters Henri Michaux. Typisch für Goebbels ist, dass sich auch diesem Werk kaum eine feste Gattungsbezeichnung zuordnen lässt.

Außerdem stehen auf dem Programm: Herakles 2 und Red Run; letzteres ist die Konzertversion einer ursprünglich 1988 in Zusammenarbeit mit dem EM, den Tänzer*innen des von William Forsythe geleiteten Ballett Frankfurt und der Choreographin Amanda Miller entstandenen Ballettmusik. Herakles 2 wiederum steht für die intensive Beschäftigung mit Texten von Heiner Müller, die 1984 mit dem Hörstück Verkommenes Ufer einsetzte. Dabei interessiert Goebbels in der Regel weniger die vordergründige, semantisch-narrative Ebene, sondern vielmehr die musikalisch-strukturelle Qualität eines Textes – in diesem Fall eines der Intermedien aus Müllers frühem Stück Zement (1972), in dem es (verkürzt gesagt) darum geht, wie der Bekämpfer der Hydra durch seinen Kampf selbst zu einer Hydra wird.

Programm

Herakles 2 für fünf Blechbläser, Schlagzeug und Sampler (1991)
Nacht, aus: Liberté d'Action – szenisches Konzert mit Texten von Henri Michaux (2021)
Red Run für Violoncello Solo mit Begleitung (1991)


7. März 2023

Porträt Heiner Goebbels