Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.
Hinweis für den Veranstaltungsort Frankfurt LAB:
Das Tragen einer FFP2- Maske ist im Frankfurt LAB überall, auch am Sitzplatz, verpflichtend.
»Junges Polen«
Unter dem Titel »Junges Polen« hat der dänische Komponist und Hochschullehrer Simon Steen-Andersen, der als Kurator für dieses Konzert fungiert, vier Kolleg*innen ausgewählten. Das Programm wurde bereits angekündigt, konnte allerdings aufgrund der Reise- und Veranstaltungsbeschränkungen der vergangenen Monate nicht realisiert werden. Dies soll nun geschehen. Simon Steen-Andersen, der dem EM seit Jahren verbunden ist, nimmt uns auf eine Entdeckungsreise durch die hierzulande wenig bekannte zeitgenössische Musikszene Polens mit. Im Gespräch mit dem Kontrabassisten Paul Cannon, der die Rolle des Moderators übernimmt, berichten die vier jungen Talente über ihr Schaffen und die aktuelle politische und musikalische Situation in ihrem Heimatland.
Pawel Malinkowski (* 1994) interessiert sich hauptsächlich dafür, bereits existierendes musikalisches Material in andere Kontexte zu stellen; das können auch Geschichten aus dem täglichen Leben sein. Er greift dabei gern auf die Camp Ästhetik zurück. Mit Robotron bezieht er sich auf den Computer-Hersteller der DDR, der seine leistungsfähigsten Rechner der Stasi für die flächendeckende Überwachung der Bevölkerung zur Verfügung stellte, während die aus Robotron-Erzeugnissen hergestellten Synthesizer für experimentelle Musik der menschlichen Klangerzeugung hoffnungslos unterlegen blieben. Das führt seine Komposition unter Verwendung historischer Zuspielungen eindrucksvoll vor Ohren. Rafał Ryterski (* 1992) ist Teil des von ihm mitgegründeten Komponistenkollektivs gen~.rate und tritt auf Festivals ebenso wie in der Club-Szene in Erscheinung. Er bezieht musiktheatralische Formate und Installationen in sein Schaffen ein. Genderfuck ist ein von ihm geschaffenes Video, das hauptsächlich aus vorgefundenem Material und Piktogrammen montiert ist; die teilweise – wie es für ein Musikvideo typisch ist – sehr rasch geschnittenen Bilder reagieren auf die Komposition aus elektronischen Sounds und Schlagzeug.
Marta Śniady (* 1986) geht es in ihrer Arbeit vornehmlich um die Kombination von Video und Musik. Unter dem unbescheiden klingenden, aber ironisch gemeinten Titel probably the most beautiful music in the world verarbeitet sie Werbebotschaften der letzten Zeit. Sie werden per Audio-Zuspiel als Sprachfetzen und synchron eingeblendete Schrift zitiert, in Beziehung gesetzt zur Videoprojektion eines grellbunt verfremdeten weiblichen Mundes und zur live gespielten Musik. Die reißerischen Slogans werden so in Bild und Ton auf hintergründige Weise ad absurdum geführt. Monika Szpyrka (* 1993) versteht sich als feministische Komponistin und greift in ihren Werken Gender-Aspekte auf. Ein anderes ihrer Anliegen ist der Kampf gegen den Konsumismus in der Wegwerfgesellschaft. Das Recycling von Müll macht sie in ihrer Komposition collect.consume.repeat auch musikalisch-strukturell sinnfällig, indem sie Material einer früheren Komposition wiederverwendet. Zugleich thematisiert das Stück die obsessive Wiederholung automatisiert wiederholter Klanggesten.
PROGRAMM
MARTA ŚNIADY *1986
probably the most beautiful music in the world for ensemble, video and audio playback (2018)
Deutsche Erstaufführung
MONIKA SZPYRKA *1993
collect.consume.repeat for 4 performers and audio-playback (2018)
RAFAŁ RYTERSKI *1992
Genderfuck for percussion and video (2018)
Deutsche Erstaufführung
PAWEŁ MALINOWSKI *1994
Robotron for ensemble and sampler (2018)
Deutsche Erstaufführung
MITWIRKENDE
Dirigent Toby Thatcher
Komponist*innen und Gesprächspartner*innen Marta Śniady, Monika Szpyrka, Rafał Ryterski, Paweł Malinowski
Kurator und Gesprächspartner Simon Steen-Andersen
Moderation Paul Cannon
Live-Elektronik Norbert Ommer
Flöte Dietmar Wiesner
Klarinette und Bassklarinette Jaan Bossier
Saxophon Lutz Koppetsch
Trompete Sava Stoianov
Klavier Hermann Kretzschmar
Schlagzeug David Haller, Rainer Römer, Yu-Ling Chiu, Špela Mastnak
Gitarre Steffen Ahrens
Akkordeon Filip Erakovic
Violine Jagdish Mistry
Violine Giorgos Panagiotidis
Viola Jagdish Megumi Kasakawa
Violoncello Eva Böcker
Kontrabass Paul Cannon
Die Happy New Ears Reihe 2021/2022 ist eine Kooperation von Ensemble Modern, Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt sowie Oper Frankfurt. Im Rahmen von curtain_call der ICCS (International Composer & Conductor Seminars) von Ensemble Modern und Internationale Ensemble Modern Akademie zur Förderung junger Komponist*innen und Dirigent*innen. Die ICCS werden ermöglicht durch die Aventis Foundation.
Veranstaltungsort 12. April
Frankfurt LAB, Schmittstraße 12, 60326 Frankfurt am Main