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Pressestimmen

(…) Mit (…) der Möglichkeit, vor einem ausgebuchten Haus zu spielen, startet die Oper Frankfurt gestärkt in die neue Spielzeit. Und mit dieser fulminanten Wiederaufnahme von Norma beweist sie, dass man auch weiterhin „ganz große Oper“ in der hessischen Bankenmetropole erwarten darf. So scheint die Krise zumindest an der Oper Frankfurt überwunden zu sein!

Alexandra Richter, www.bachtrack.com


Die Premiere der Frankfurter Norma am 10. Juni 2018 war ein Triumph von Elza van den Heever (…). Kann unter diesen Bedingungen eine Umbesetzung der Titelpartie gelingen? Sie kann, was sich gerade in der aktuellen Wiederaufnahmeserie zeigt. Die Oper Frankfurt hat mit Ambur Braid im eigenen Ensemble eine überzeugende Neubesetzung gefunden. (…)
(…) Das Publikum belohnt dieses überzeugende Rollendebüt mit starkem Schlussapplaus. (…)

Michael Demel, www.deropernfreund.de

(…) Mitterrutzner singt ohne Prätention, exzellent schlicht der lyrisch-weiche Ton. Auf der anderen Seite lässt er immer wieder einmal den Opernsänger hören. Gerade im ersten Drittel sind einige Stelle vergleichsweise „ausgesungen“. Das geht dann an die Grenze des Liedgesangs, sprengt sie aber nicht.
In der klaren rhetorischen Durchformung wahrt Mitterrutzner eine beobachtende Distanz, den Abstand eines Außenstehenden. Das ist nicht die schmerzhaft intime Offenbarung der Seele und auch kein Bad in der romantischen Melancholie. Alles wirkt unangestrengt, die Phrasierungsnuancen sitzen, die Textverständlichkeit ist beispielhaft.
Phänomenal luzide der Klavierpart von Gerold Huber, mit gelegentlichen Pointierungen in den Einleitungen und einer immer aufmerksamen Einlässlichkeit mit Blick auf den Sänger.

Stefan Michalzik, Frankfurter Rundschau


(…) Intensiver, lang anhaltender Applaus (…).

Markus Gründig, www.kulturfreak.de

(…) Viel dunkle Magie (…) in Händels Zauberoper Amadigi, in der ausschließlich vier hohe Stimmen gegeneinander antre­ten: [Regisseur] Andrea Bernard versetzt sie ins autoritäre Spa-Reich von Well­ness-Intrigantin Melissa, der Eli­zabeth Reiter mit Präzision und nicht nachlassender Rachsucht überragenden Ausdruck verleiht. Schön zu erleben, wie Ensemble und Gäste stimmlich und sze­nisch aufs Ganze gehen: Der schwarze Countertenor Brennan Hall ringt fesselnd echt mit Rivale Dardano (eindrückliches Debüt von Beth Taylor), der angeblichen Untreue seiner Geliebten (kraft­voll: Kateryna Kasper) und den Zudringlichkeiten Melissas. (…)

Bettina Boyens, Frankfurter Neue Presse


(…) Und um Verliebte und Verrückte geht es auch in den folgenden drei Stunden. Andrea Bernard löst recht geschickt das Libretto-Problem, dass hier nur gebarmt, gefleht und gelitten wird, und dass ein weiteres Paar fehlt, um die Verwirrung wirklich zu würzen. So beschränken sich die Hindernisse, bis Amadigi endlich seine Oriana in den Armen hat, auf die Zaubertricks von Melissa, die aber nicht als Bühnenmagie, sondern als psychologische Manipulationen vorgeführt werden. Am Ende geht die ins Wasser, auch Dardano kommt durch seinen Exfreund Amadigi zu Tode. Wird das Paar auf dieser Grundlage glücklich werden können? (…)

Manuel Brug, www.brugsklassiker.de


(…) Im Grunde aber passt die Produktion in die Reihe der Frankfurter Händel-Inszenierungen, die fast alle für einen modernen, dramaturgisch und theatralisch ambitionierten Umgang mit der Barockoper stehen. (…)

Karl Georg Berg, Die Rheinpfalz


(…) Roland Böer führt (…) das Frankfurter Opern- und Museumsorchester mit sicherer Hand durch die barocke Partitur, so dass es am Ende großen und verdienten Beifall für alle Beteiligten gibt. (…)

Thomas Molke, www.omm.de


(…) Das singende Quartett, vier Rollendebüts: höchst engagiert. Als Titelheld ist der außerordentlich jugendlich wirkende Brennan Hall zu erleben (…). Kateryna Kasper ist seine Oriana, die bei aller Sanftheit über einen beherrschenden Sopran verfügt – ein neckischer Kommentar zur Beziehung zwischen den beiden, die im Spiel nur zart angedeutet wird. (…) Mächtig und prächtig Elizabeth Reiter als Melissa, ein überzeugendes Rivalinnen-Duell auch der Soprane. Als Dardano spielt Beth Taylor das Androgyne großartig aus, dazu passt ihr Mezzo, die tiefste Stimme des Abends. Ihre Arie „Pena tiranna“, eine namhaftere dieser Opernrarität, erinnert ja zum Verwechseln an die Rinaldo-Arie „Lascia ch’io piango“ und ist damit ein Zugpferd des Abends. (…)

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) Das Frankfurter Opern- und Mu­seumsorchester unter der Lei­tung von Roland Böer sorgte mit prägnantem, kontrastrei­chem Spiel für starke emotio­nale Impulse. (…)
Während Elizabeth Reiter als Melissa gleißende Koloraturen und rachedurstig explodieren­de Spitzentöne abfeuerte und Beth Taylor als Dardano mit glutvoller, männlich gefärbter Altstimme auftrumpfte, liefer­te Kateryna Kasper als Oriana mit ihrem hellen Sopran ein lyrisches Gegengewicht. (…)

Silvia Adler, Darmstädter Echo


(…) Die drei Frauen (…) sind eine Wucht: Beth Taylor als Dardano mit sattem, aber beweglich-ausgeglichenem Mezzosopran, Elizabeth Reiter als von Eifersucht zernagte Melissa, deren Abgang trotz alledem zu Tränen rührt, und Kateryna Kasper als zärtlich liebende, aber arg gebeutelte Oriana, die sängerisch alle Gefühlsgrenzen ausloten muss.

Bernd Zegowitz, Badische Neueste Nachrichten


(…) An vorderster Stelle zu nennen ist Kateryna Kasper in der Partie der Oriana. Die Frankfurter Stammsopranistin befindet sich aktuell auf dem Höhepunkt ihrer stimmlichen Fähigkeiten. Mit einem herrlich runden, honigsüßen Ton umschmeichelt sie ihren Geliebten. Verzierungen, Melismen und Koloraturen werden mit einer staunenswerten Makellosigkeit dargeboten. Sie erscheinen bei der Kasper nicht als Vokalkunststückchen, sondern als selbstverständlicher, ja notwendiger Teil ihrer Gestaltungskunst. Schon diese beglückende Gesangsleistung wäre Grund genug für den Besuch der Produktion. (…)

Michael Demel, www.deropernfreund.de


(…) Elizabeth Reiter bewegt sich in dieser Rolle, als sei sie jene Melissa, die sich krampfhaft an ein im Glas herumschwimmendes Herz klammert und über ihre Ohnmacht, Amadigi nicht herumdrehen zu können, verzweifelt. Ihre Ausbrüche sind stimmgewaltig, mit Strahlkraft und aller geforderten Härte, dramatisch ihr Tod. Melissa taucht ein in die Quelle der wahren Liebe. Während sie untergeht, singt sie so hauchfein wie der Dunst über dem Wasser. Eine sanfte Welle spült ihren Körper weg, unendliche Ruhe breitet sich aus, das Orchester verklingt. Stille. Händel verstand sich darauf, menschliche Qualen in allen Schattierungen und über lange Schwelltöne hinweg in der Musik abzubilden. Elizabeth Reiter füllt diese Partie mit großartiger Stimmkunst und darstellerischer Überzeugung aus. (…)

Christiane Franke, www.klassik.com

Die Oper Frankfurt hat tief gegraben, um in einer Zeit ohne Planungssicherheit, aber mit Startgarantie alle Gönner, Freunde und Kulturbedürftigen zu locken. Das befreiende Glucksen und Lachen des mehr oder wenig geduldig Masken tragenden Publikums, viel Zwischenapplaus und am Ende einmütiges Trampeln, Pfeifen und Bravi bestätigte das Konzept. Mit dem Intermezzo L’italiana in Londra“ von Domenico Cimarosa, komponiert für fünf Protagonisten und eine erweiterte Kammerbesetzung im Orchestergraben, gelang ein vielumjubelter Auftakt einer über diesen Abend hinaus vielversprechenden Saison. (…)

Christiane Franke, www.klassik.com


(…) Ohne den Regisseur R. B. Schlather wüsste man vermutlich nicht, weshalb man hier ist, ohne das grandiose Quintett auf der Bühne wüsste man es nicht, ohne das von dem britischen Dirigenten Leo Hussain zu behänder Leichtgängigkeit geführte Opern- und Museumsorchester wüsste man es nicht. Wie die Dinge aber liegen und wie es hier geplant und durchgeführt wurde, ist es ein bezwingender Abend. Dass er keine Cimarosa-Renaissance einleiten dürfte, macht ihn nicht kleiner, eher zu einer womöglich einmaligen Gelegenheit. (…)

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) Allerdings triefen die amourösen Verwick­lungen in einer Londoner Pension, in der internationale Gäste ein und aus gehen, genüsslich vor na­tionalistischen Vorurteilen und platten Charakteren. Wundervoll, findet der New Yorker Regisseur R.B. Schlather, überdreht die Buffa zur fetzigen Farce und verdon­nert das Ensemble im Lockdown (Corona lässt grüßen) zum perma­nenten Sich-Begegnen und Sich- Begehren in der Lobby. Da ver­sucht Bassbariton Gordon Bintner als touristischer Latin Lover Don Polidoro, die geheimnisvolle Livia mit Goldketten, angeklebtem Brusthaar und schwingenden Hüften zu gewinnen – dabei stän­dig auf die steifen, witzlosen Eng­länder schimpfend –, zappelt aber seinerseits fest im Erotik-Netz der Hotelchefin Madama Brillante (zum Brüllen komisch in Raffines­se und Verzweiflung: Bianca Tognocchi). Ständig Tee servierend spielt sie im sexy Ingrid-Steeger-Look gezielt das dumme Frau­chen, verfolgt aber eigentlich den Plan, ihrer Hoteltristesse zu ent­fliehen und mit Polidoro nach Ita­lien auszuwandern. Irrwitzig dümmlich kann auch Theo Le­bow als vorgeblich stinkreicher niederländischer Kaufmann nicht bei Livia landen, da ständig im Kampf mit Mundgeruch und wiederborstigem Haupthaar begrif­fen. Das quirlige Quintett perfekt macht Iurii Samoilov als steifer Adelssohn Arespingh samt Schirm, Charme und Melone, der am Ende die Hosen runterlässt und Titelheldin Livia alias Angela Vallone, die als Einzige tragisch über ihr Klischee hinauswachsen darf, in einer winzigen Telefon­zelle vernascht. Herrlich albern auch Cimarosas Einfall, mit Zau­berkraft in Gestalt eines Steins, der angeblich unsichtbar macht, dem Verliebtsein Polidoros auf die Sprünge zu helfen. (…)

Bettina Boyens, Frankfurter Neue Presse


(…) Bereits in der Ouver­türe leuchteten die musikali­schen Parallelen zur Musik des sieben Jahre jüngeren Mozart deutlich auf. Leo Hussains Dirigat hob diesen musikalischen Déjà-vu-Effekt gekonnt hervor und unterstrich zugleich die Unvorhersehbarkeit der Musik und ihren unverwechselbaren Humor.
Der amerikanische Regisseur R.B. Schlather griff diesen wie in einem Ping-Ping-Spiel mit dem Orchester auf und zünde­te ein komödiantisches Feuer­werk, das in seiner artistischen Raffinesse mühelos über drei Stunden hinweg trug. (…)
(…) Dem stimmlich wie dar­stellerisch überragend aufge­legten Solistenensemble (Angela Vallone – Livia, Bianca Tognocchi – Madama Brillante, Theo Lebow –  Sumers, Iurii Samoilov – Milord Arespingh, Gordon Bintner – Don Polidoro) gelang es ausnahmslos, hinter der stereotypen Buffo-Maske glaubhafte menschliche Ge­sichter erkennen zu lassen.

Silvia Adler, Darmstädter Echo


(…) Eingepasst und doch frei abgezirkelt im Korsett der Cimarosa-Nummern, die sich besonders zu zwei fluffigen Kettenfinale genüsslich ausweiten, macht dieses muntere Quintett drei Stunden lang Zuhör- wie -schaulaune. Diese Musik träufelt galant, ist handwerklich brillant gemacht, hält mit architektonischen Unregelmäßigkeiten wach, die Leo Hussain mit Gusto, aber unerbittlich raschen Tempi vorantreibt. (…)

Manuel Brug, www.brugsklassiker.de


(…) Das Produktionsteam um Regisseur R.B. Schlather nimmt die Vorlage zum Anlass, um ein Feuerwerk des Humors abzubrennen, mal übermütig, mal hintersinnig. Von einer „Inszenierung“ zu sprechen, wäre eine Untertreibung: Die schauspielerisch ungemein geforderten Protagonisten bewegen sich vielmehr in einer genauestens kalkulierten Choreographie über die Bühne. Slapstick und Ironie werden in der exakt richtigen Dosis und mit perfektem Timing serviert. (…)

Michael Demel, www.deropernfreund.de


(…) Leo Hussain mit dem Frankfurter Opern- und Museumsorchester meistert die Partitur durch durchsichtig-prickelndes, aber ebenso exaktes Spiel der Musiker, als wolle das gesamte Orchester den Abend nur Champagner ausschenken angesichts der Freude, dass man wieder Musik spielen und Theater machen darf.
Großer Jubel im wegen des Wahlabends nur mäßig besetzten Haus – die aber dort sind, denen ergeht es mit Sicherheit besser als vor dem Fernseher daheim.

Achim Dombrowski, O-Ton


(…) Die Oper Frankfurt hat mit L’italiana in Londra eine Rarität ausgegraben, die musikalisch und inhaltlich einen Platz im Repertoire verdienen würde.

Thomas Molke, www.omm.de


(…) Die Frankfurter Italienerin ist jedenfalls Unterhaltungstheater im besten Sinne: herrlich gespielt, schön gesungen und saukomisch inszeniert.

Bernd Zegowitz, Badische Neueste Nachrichten

(…) Die Wiederaufnahme bietet insgesamt pralles, abwechslungsreiches und durchaus zu Kontroversen anregendes Musiktheater mit vorzüglichen Gesangsleistungen. Gerade eine Rarität wie die Iolanta sollte man sich in einer solch vorzüglichen Besetzung nicht entgehen lassen.

Michael Demel, www.deropernfreund.de

(…) Mit seiner radikal neuen und dabei durch und durch werktreuen Sicht auf ein vermeintlich bekanntes Repertoirestück hat Barrie Kosky im Verbund mit Bühnen- und Kostümbildnerin Katrin Lea Tag und Lichtdesigner Joachim Klein Interpretationsgeschichte geschrieben. Durch herausragende Sängerdarsteller in den Hauptpartien, eine auch in den kleinsten Nebenrollen vorzügliche Besetzung und ein hellwach musizierendes Orchester bietet die Wiederaufnahme Musiktheater von geradezu atemberaubender Intensität.

Michael Demel, www.deropernfreund.de


(…) Die widersprüchliche Figur der Salome gibt die kanadische Sopranistin Ambur Braid stimmlich frisch und höhensicher. Überaus kraftvoll und wohltönend präsentiert sich der Jochanaan des Bassbaritons Nicholas Brownlee. Den von Salome paranoid besessenen Herodes verkörpert Tenor AJ Glueckert mit viel Leidenschaft. Schlaue Kommentare liefert die Herodias der Mezzosopranistin Zanda Švēde.
Am Pult des Frankfurter Opern- und Museumsorchester sorgt bei dieser Wiederaufnahmeserie Titus Engel für eine große atmosphärische Dichte der expressionistisch gefärbten Klangwelten.

Markus Gründig, www.kulturfreak.de

(…) Durch Matteis differenzierte Interpretation wurde aus jedem Lied eine kleine Oper. Jedem Stück hauchte er ganz unterschiedliche Emotionen ein – ganz entlang der sich stets abwechselnden Tonarten – und gab dabei besonders auf Dramatik und Spannungsaufbau Acht. Seine kultivierte Stimme war agil und konnte von einem Ton auf den nächsten seine Stimmung verändern und behielt trotz zahlreicher dynamischer Abstufungen die dem Liedgesang so essentielle einwandfreie Artikulation bei. Der schwedische Bariton bestach mit einem schwermütigen aber nicht schwerfälligen Gesang, der die Geschichte des von seiner Geliebten verstoßenen Wanderers feinsinnig markant darbot, ohne seinen existenziellen Schmerz dramatisch zu überzeichnen. (…)

Alexandra Richter, www.bachtrack.com


(…) David Fray ist ein exzellenter, sehr behutsamer Begleiter. (…)

Stefan Michalzik, Frankfurter Rundschau


(…) Wo an­dere Sänger es mit Stilmitteln der Deklaration wie bellen, knurren, hauchen, seufzen, flehen oder schreien mitunter übertrieben haben, blieb Mattei maßvoll und kantabel und trotzdem ohne Defi­zite in der Wortdeklaration. Seine Gesangskunst zeichnete aus, dass er die Legatobögen durchdacht spannte und durch die Lagen und Stimmregister mühelos wechsel­te. Deutlich und rhythmisch präzise, im Einklang mit dem Pianis­ten, artikulierte Mattei die End­konsonanten. Dem verstoßenen Liebhaber, dem lyrischen Ich, be­gegnete Mattei mit Empathie und bewegte sich zwischen den Polen einer impulsiven, unmittelbaren Rollendarstellung und einer dis­tanzierten, aber milden und ver­ständnisvollen Nacherzählung. (…)

Markus Kuhn, Frankfurter Neue Presse


(…) Peter Mattei wurde vom französischen Pianisten David Frey begleitet. Auch er setzte ganz eigene, nachhaltige Akzentuierungen. Zusammen war dies eine außerordentlich faszinierende Interpretation dieses Liedklassikers. Das Publikum sah es auch so. Lang anhaltender, intensiver Applaus, inklusive „Bravo“-Rufen, Getrampel und Standing Ovations (…).

Markus Gründig, www.kulturfreak.de

(…) Ein herrlich leichtgewichtiger, vergnüglich komischer, trotzdem substanzreich talentvoller Opernabend über Spaß, Freiheit, Autorität und Identität. Hierzulande eine Seltenheit!

Manuel Brug, www.brugsklassiker.de


Dass die dänische Nationaloper Maskerade erstmals im Frankfurter Opernhaus in einer lebhaft für Toleranz werbenden Inszenierung von Tobias Kratzer zu sehen war, traf am Sonntagabend beim Publikum auf helle Begeisterung. Die komische Oper von Carl Nielsen aus dem Jahr 1906 ist außerhalb Dänemarks eine Rarität und die Aufführung Grund genug, dass zur Premiere eine Vertreterin des dänischen Hochadels anreiste: Die theaterbegeisterte jüngere Schwester der Königin, Prinzessin Benedikte zu Dänemark.
Die dreiaktige Oper mit dem Text von Vilhelm Andersen, der nach Vorlage Ludvig Holbergs (1724) das Verbot der damals als sittenverderbend geltenden Maskenbälle anprangert, konnte die Oper Frankfurt bis auf zwei Ausnahmen (Susan Bullock als Magdelone und Samuel Levine in der Rolle von Diener Arv) sämtlich mit hervorragenden Sängerinnen und Sängern des Ensembles besetzen, die alle ihre Rollendebüts gaben.
Herausragend komisch agierte Bassist Alfred Reiter als verklemmter Bürger Kopenhagens (Jeronimus) und Liviu Holender in der Gestalt des wortgewandt, lustvoll und trickreich brillierenden Dieners Henrik. Großes Lob auch für die ebenso virtuos wie dezent eingesetzten Gasttänzer in der Choreographie Kinsun Chans sowie für die kühl hintersinnige Spiegelbühne Rainer Sellmaiers, die das Bunte, Anarchische und Wilde seiner Kostüme umso kontrastreicher hervorstechen ließ. (…)

Bettina Boyens / Wieland Aschinger, www.musik-heute.de


(…) Das einzige „Buh“ des Publikums erhält an diesem Abend ein Übersetzer: Martin G. Berger. Er hat sich einen deutschen Reim auf die dänischen Libretto-Reime von Vilhelm Andersen gemacht, die der wiederum aus einer Komödie des „dänischen Molière“ Ludvig Holberg gefiltert hat. Dabei hat sich Martin G. Berger akribisch genau an Andersens oft von Fantasie-Wörtern durchzogenen Reim-Schemata orientiert – und an dessen Selbst-Ironie. Denn wie heißt es im zweiten Akt so schön: „Im Ohr macht all das Reimen kille-kille, es ist ein bisschen ville. Doch macht man sich 'nen Reim auf alles Schrille, dann lebt man gut mit jeder Grille.“

Ursula Böhmer, Deutschlandfunk / Musikjournal


(…) Im Vergleich zum Bürger­schreck-Potential der Salome von Richard Strauss (1905) gibt sich Nielsens ein Jahr später uraufgeführte Opern-Komödie im Konversationston weitgehend brav. Das Maskenspiel auf der Bühne wird von gleichsam mas­kierter Musik getragen: Nielsen bedient sich nicht nur virtuos aus der älteren Musikgeschich­te, sondern lässt neben reichlich Kontrapunkt auch Wagner und Verdi grüßen. Dazwischen blitzen im Opernorchester unter der Leitung von Gastdirigent Ti­tus Engel schräge Töne auf: Die Tortur verkaterten Aufstehens zum Beispiel wird anfangs aus­gesprochen plastisch im Glis­sando hörbar. (…)

Volker Milch, Wiesbadener Kurier


(…) Eine komische Oper wie Maskerade lebt von einem homogenen Ensemble. Und die Frankfurter Besetzung ist rundweg fantastisch (…).
(…) Ein großer, zu Recht bejubelter Abend an der Oper Frankfurt für ein Werk mit Seltenheitswert. Einfach ganz tolles Musiktheater.

Bernd Künzig, SWR 2 / Journal am Mittag


(…) An der Frankfurter Oper dirigiert Titus Engel diese Musik erfreulich plastisch, kehrt genau deren Witz hervor, der auch mal ein auskomponierter Kater sein kann. Also der Zustand, nicht das Tier. Engel leitet das Frankfurter Opernorchester sehr flott, sehr transparent. (…)
Tobias Kratzer ließ sich von Rainer Sellmaier einen offenen Kasten mit vielen Türen auf die Bühne stellen, erfindet im Detail auch lustige Zeichnungen der Figuren, gerade bei denen, die eher am Rande stehen. Und er kann mit Michael Porter (Leander), Monika Buczkowska (Leonora) und vor allem Liviu Holender (Henrik) auf sehr muntere Sängerdarsteller vertrauen, die, wie fast alle der zahlreichen Solisten hier, den stimmlichen Ansprüchen weitgehend mühelos gewachsen sind. (…)

Egbert Tholl, Süddeutsche Zeitung


(…) Für alle: ein Pauschallob. Drei Stunden vergehen selbst in anhaltender Corona-Maskerade hinter verpflichtenden FFP2-Masken in Frankfurt wie im Flug.

Karl Harb, www.sn.at (Salzburger Nachrichten)


(…) Das trotz allem nach wie vor (ein paar sozialkritischer Seitenhiebe besonders des Kammerdieners gibt es – Figaro lässt grüßen) etwas schmalbrüstige Libretto wird von Kratzer weder mit einer anderen Geschichte überschrieben, noch mit Bedeutungstiefsinn überfordert. Er lässt sich auf den leichtfüßig turbulenten Dreiakter ernsthaft ein, was bedeutet, dass er die Komödie mit souveräner leichter Hand bedient und zum Leuchten bringt. Obwohl er dabei auf jegliche Ausstattungsopulenz verzichtet, zündet das beim Publikum. Vor allem durch seine punktgenaue Personenführung, in die die von Kinsun Chan so witzig wie hochmusikalisch choreographierten vier Tänzerpaare und der ebenso bewegungsfreudige, von Tilman Michael einstudierte Chor integriert sind.
(…) Ein Opernspaß für trübe Zeiten ist dieser Abend allemal. Im bejubelten, spielfreudigen Ensemble konnten sich vor allem Liviu Holender als wendiger Diener, Susan Bullock als unternehmungslustige Mutter Magdelone und auch Michael Porter als Leander besonders profilieren.

Joachim Lange, www.concerti.de


(…) Eine hübsche kleine Geschichte – und Tobias Kratzer hat einen echten Kracher daraus gemacht. (…)

Bettina Kneller, Main-Echo Aschaffenburg


(…) Der nachdenklichste Moment passiert ganz ohne Text. Im drit­ten Akt stellt eine Pantomime ei­ne treulose Dreiecksgeschichte von Venus, Mars und Vulcanus tänzerisch nach. Jeronimus, der bislang so streng-konservative Ko­penhagener Bürger, schaut zu und beginnt zu ahnen, dass es hier um ihn selbst geht, seine ver­drängten Lüste und Begierden, und dass die Welt nicht so keusch ist wie er sich das vorstellt – ja, warum soll er da eigentlich nicht selbst übergriffig werden, auf der Maskerade, die zur Disco mutiert und im Kostümrausch alle Anstandsgrenzen überwindet? Alfred Reiter geht in dieser Rolle vollkommen auf, singt und spielt einfach hinreißend. (…)

Andreas Bomba, Frankfurter Neue Presse


(…) Der Regisseur Tobias Kratzer stellt den großen Maskenball des dritten Aktes ins Zentrum seiner Inszenierung und plötzlich nimmt die vorher etwas bemühte Komödienhandlung richtig Fahrt auf. Dann beginnt nämlich das Spiel mit Identitäten, dann finden und verlieren sich Paare und manch einer lernt, die Welt und sich neu zu sehen. Die bunten Kostüme von Rainer Sellmaier, die Sportler, Musikerinnen und Comicfiguren zitieren, sind herrlich anzuschauen (…). Den Sängerinnen und Sängern, dem Orchester, den Tänzerinnen und Tänzern macht die Inszenierung sichtlich Freude. Und Michael McCown als Björn Borg oder Susan Bullock als Minnie Maus muss man einfach erlebt haben.

Bernd Zegowitz, Rhein-Neckar-Zeitung Heidelberg


Am königlichen Hof zu Kopenhagen hält man seinem berühmtesten Bediensteten auch 90 Jahre nach seinem Tod die Treue. Die Rede ist von Carl Nielsen, dem wichtigsten Komponisten Dänemarks in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und von Prinzessin Benedikte zu Dänemark, der Schwester des Staatsoberhaupts, Königin Margrethe II. von Dänemark. Sie kam aus Anlass der Premiere von Nielsens Maskerade an der Frankfurter Oper in die Mainmetropole und wohnte der Vorstellung bei. (…)

Bernhard Uske, Frankfurter Rundschau


(…) Es war demnach nur eine Frage der Zeit, bis diese Oper auch in Deutschland zur Aufführung kommt und wo, wenn nicht in der Oper Frankfurt, deren Publikum wie kaum ein zweites an Raritäten dieser Art gewöhnt ist und ihr Intendant Bernd Loebe diese als wichtigen Eckpfeiler der Spielplanpolitik seines Hauses betrachtet.
(…)
Nielsens Maskerade bietet dank seinen zahlreichen kleinen und mittelgroßen Rollen die Gelegenheit gerade für die Sänger*innen des Ensembles sich zu beweisen und dem Publikum zu präsentieren. Dies wurde hier vortrefflich genutzt, wobei einmal wieder die hohe Qualität des Frankfurter Ensembles zum Vorschein kam, mit einigen Namen, die man sich merken sollte. (…)

Alexandra Richter, www.orchestergraben.com


(…) Der Applaus für die Raritätenpremiere jedenfalls fällt treffend heiter bis hörbar hingerissen aus.

Axel Zibulski, Rhein-Zeitung


(…) Aber die eigentliche Witzigkeit und Situationskomik kommt durch die Neuübersetzung von Martin G. Berger zustande, der für einige Obszönitäten auch Buhs bekam. Es ist eine ins Spiel integrierte, relativ große Übertitelungsanlage, die seine Neudichtungen transportiert und einen erfrischend heutigen (…) Jugendslang in die Oper bringt, wie man ihn auch bei modernen Opern noch nie erlebt hat. Es wird dabei auch mit Freude gegendert, Beispiel: „Rings herum, das ist nicht schwer / Niemand weiß mehr: Ist das sie oder er?“ Und das alles in einem Reim-Tsunami, der sich gewaschen hat. (…)

Friedeon Rosén, www.der-neue-merker.eu


(…) Dabei hat der Unsinn (…) ja Methode und ist der Versuch einer Nachdichtung, die im ak­tualisierenden Reim-Exzess, der den Unterleib einbezieht, sub­versive Dada-Energien spüren lässt. Bis man diese Energien der ansonsten anhaltend gefei­erten Maskerade, vor allem einer großartigen Ensembleleis­tung, auf sich wirken lassen kann, muss man natürlich erst mal selbst die Maske anlegen und sich an die Tuchfühlung ge­wöhnen: Vollbesetzung. (…)

Volker Milch, Darmstädter Echo


(…) Tobias Kratzer (…) inszeniert in Frankfurt eine federleichte, in den präzise gehüpften Tändeleien (Choreografie: Kinsun Chan) fast musicalwendige Komödie. Nach durchrauschter Nacht ruhen Leander und Diener Henrik in weißen Pants inmitten von Rainer Sellmaiers stufig gerahmter Bühne. Bald fügen sie sich als topfitte Unterwäschemodels in Nielsens tänzerische Applikationen. Eine Türen- und Spiegelkomödie, die den Anbruch einer neuen Zeit nur vorsichtig andeutet.

Nikolaus Schmidt, Badische Neueste Nachrichten


(…) Das richtige Stück also zum richtigen Zeitpunkt – entspre­chender Beifall!

Andreas Bomba, Offenbach-Post

(…) GMD Sebastian Weigle und das Frankfurter Opern- und Museumsorchester füllten bereits die Ouvertüre mit reichlich Melancholie und prägten den Abend mit einer atmosphärischen und gleichermaßen zurückhaltenden Interpretation. Der Fokus lag auf einen schwermütigen Schönklang, ließ durchaus heitere Phrasen zu, ging dann aber wieder ganz in der Tragik des Stücks auf. Besonders im Vorspiel zum dritten Akt betonte Weigle die Nähe der Musik Humperdincks zu Wagner.
Die Mezzosopranistin Katharina Magiera trat als gesanglich und visuell fast zu schön geratene Hexe auf. Mit wohlig samtener und klar artikulierter Mezzostimme zählte ihre Darstellung zu den besten des Abends. (…) Iain MacNeil gab in der Rolle des Spielmann ein Bild des unerschütterlichen Optimismus ab. Mit ansteckend frohmütiger Rollengestaltung und kraftvoll satter Baritonstimme überzeugte er sowohl szenisch als auch stimmlich auf ganzer Länge und schuf einen Schlussgesang auf die Königskinder, der direkt ins Herz stach.
Es scheint nicht zuletzt dem Frankfurter Intendant Bernd Loebe geschuldet zu sein, dass diese Oper erneut auf die Bühne in Frankfurt zurückkehrt. Bei seinen Tiroler Festspielen in Erl hat Loebe die Königskinder kürzlich in einer Neuinszenierung gezeigt – interessanterweise mit verblüffend ähnlicher Besetzung – so kann man ihm sicherlich eine persönliche Affinität zu diesem unterschätzten Werk zuschreiben. Es ist ihm und dem Frankfurter Opernhaus mit seiner einzigartigen Spielplanpolitik – mit unzähligen Raritäten, Wiederentdeckungen und Uraufführungen – zu verdanken, dass das Publikum erneut in den Genuss dieser anrührenden Inszenierung kommt und die zu Unrecht aus dem Repertoire verdrängte Oper von Humperdinck (…) erleben darf.

Alexandra Richter, www.bachtrack.com


(…) Die zweite Wiederaufnahmeserie soll nun bereits die letzte sein. Dass diese Produktion eine Frankfurter Herzensangelegenheit ist, zeigt sich in der erneuten Übernahme der musikalischen Leitung durch Generalmusikdirektor Weigle. Er animiert das gut aufgelegte Orchester wieder zu jenem warmen Sehnsuchtston, der bereits bei der Premiere einen unwiderstehlichen Sog erzeugt hatte: herrlich aufblühend bei der Erweckung von Liebesgefühlen zwischen den verkannten Königskindern und mit ans Herz rührender Wehmut bei ihrem tragischen Scheitern. Der Farbenreichtum der Partitur wird zur vollen Pracht entfaltet, ohne dass der Dirigent sich in Details verlöre. Das Orchester breitet für die Sänger einen opulenten Klangteppich aus, deckt sie aber niemals zu. (…)

Michael Demel, www.deropernfreund.de

(…) Für die „jahreszeitenbedingt“ in­disponierte Zanda Švēde ließ die Oper nachmittags als Ersatz Dshamilja Kaiser einfliegen, die von der Bühnenseite konzertant sang, während Švēde auf der Bühne da­zu tanzte, mimte und die Lippen bewegte. Damit rettete die Mezzo­sopranistin die vierte Wiederauf­nahme des Kassenschlagers.
Denn wenn vor der Oper Frank­furt lange Einlass-Schlangen ste­hen, weiß man: Es ist Barrie-Kosky-Zeit. Der australische Regis­seur hat in Frankfurt mit Bizets „Carmen“ einen Welthit gelan­det (…). Seine kultig-glitzernde Revue hat sich durchgesetzt und wurde zum Pu­blikumsmagnet über die Mainme­tropole hinaus. So standen sich jetzt auch bei der vierten Wieder­aufnahme geduldige Zuschauer die Beine in den Bauch.
Sie wurden nicht enttäuscht: neben dem erfolgreichen „Play­back“ durch Dshamilja Kaiser, die auch spielend die girrend into­nierte, fast operettenhafte Früh­fassung der Habanera bewältigte, überzeugten auch die wenigen „Neueinsteiger“: Adriana Gonzá­lez' überragende „Messa di voce“-Fähigkeiten machten sie zu einer wunderbar sensiblen Micaëla (...).

Bettina Boyens, Frankfurter Neue Presse

Was für ein Lieder­abend! Jamie Bartons wunderbare Stimme, großartige Bühnenpräsenz, ein Programm zum Entde­cken und auch Genießen. Wehmut schwingt mit, wenn die ame­rikanische Mezzosopranistin mit Purcell anhebt und die Wirkung der Musik preist: „für eine Weile vertreibt sie alle Sorgen"! Von Franz Schubert schiebt sie die „Holde Kunst" nach, Musik, die einen in eine bessere Welt ent­rückt.
(…)
Jamie Barton hatte viel Text vorzutragen, sie verkörperte die­se Musik in glutvoller Tiefe und dramatischer Höhe mit Gespür für Witz und Abgründe und de­ren ständigem Wechsel. Schlim­mer kann es ja nicht mehr wer­den. Was für ein Liederabend!

Andreas Bomba, Frankfurter Neue Presse


(…) An der Seite von Barton, die vor ein paar Wochen ihren 40. Geburtstag feierte, also der Pianist und Komponist [Jake] Heggie, dessen erste Oper Dead Man Walking (nach dem auch erfolgreich verfilmten Buch von Helen Prejean) sich seit ein paar Jahren auf den Spielplänen festsetzt. Anfang 2022, so Gott will, wird nicht so weit weg in Koblenz Gelegenheit sein, das Werk zu bestaunen. Barton und er sind schön aufeinander eingespielt, Heggies Liedern gehört die gesamte zweite und damit sehr amerikanische Hälfte.
Denn das sind durchweg effektvolle, keine Musical-nähe scheuende Nummern. Den Pandemie-Eindrücken folgt unter anderem ein Katzen-Schlager, in dem Barton schnurrt und miaut, dass es eine Art hat. Schließlich folgt ein zweiter Heggie-Zyklus, Iconic Legacies, der sich auf Museums-Erinnerungsstücke von First Ladies bezieht. Der Librettist und Autor Gene Scheer hat daraus kleine Gedichte gemacht, eine lebhafte Abfolge von Erinnerungen tragischer und neckischer Natur, mit denen Barton verspielt und liebevoll umgeht. Das Kunstlied, es lebt weiter.

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau

Über allem Hexenzauber Liebe
Christof Loy und Sebastian Weigle führen Nikolai Rimski-Korsakows kaum je gespielte Oper Die Nacht vor Weihnachten in Frankfurt zum triumphalen Erfolg
(…)

Uwe Schweikert, Opernwelt


(…) Der Regis­seur Chris­tof Loy (…) hat sich vom Frank­fur­ter Inten­dan­ten Bernd Loebe gewünscht, Rimski-Korsa­kows Märchen Die Nacht vor Weih­nach­ten nach einer Erzäh­lung von Niko­laj Gogol insze­nie­ren zu dürfen. Als Er­gebnis ist nun eines der größ­ten Thea­ter­wun­der der Frank­fur­ter Opern­ge­schich­te zu bestau­nen. (…)

Jan Brachmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung


(…) Ziehen Sie Ihre Maske auf, kaufen Sie Ihr Zugticket, oder schnallen Sie sich in Ihrem Flugzeugsitz an, um sich auf den Weg nach Frankfurt zu machen und diese Inszenierung zu sehen. Unsere Herzen brauchen Wärme, und sie versieht diesen Job besser als jeder Schnaps.

Shirley Apthorp, Financial Times (Übersetzung: Oper Frankfurt)


(…) Rimski-Korsakow griff (wie Humperdinck in einer anderen großen Weihnachtsoper, die sich in der Konkurrenz, und das sagen wir nicht jeden Tag, warm anziehen muss) auch nach Vorhandenem, sowohl für die fidelen jahreszeitgemäßen Koljada-Lieder – hier namentlich zu einer Sammlung ukrainischer Volkslieder – als auch die geistliche Besinnung.
Diese klassische Kunstvolkstümlichkeit funktioniert unmittelbar, zumal Rimski-Korsakow sie delikat orchestriert – vor allem den klirrenden Frost überirdisch funkeln lässt (Kristalle wie Sterne), und das Frankfurter Opern- und Museumsorchester lässt es unter Generalmusikdirektor Sebastian Weigle auch funkeln und strahlen. Munter und aufgedreht wird es musikalisch, derb wird es im Grunde genommen nie – man könnte schon, Weigle und Regisseur Christof Loy sind sich offenkundig einig darin, es nicht zu tun. Der Komponist sorgt ohnehin für ständige Abwechslung, strapaziert keinen Einfall über, hat lieber noch einen und noch einen. Die beiden längsten, überhaupt die einzigen beiden langen Arien bekommt Oksana, die kapriziöse, dann aber sehr verliebte junge Frau. Ewig will man ihr zuhören, ewig will man dem in engelhafte Höhen getriebenen Sopran von Julia Muzychenko zuhören. Ihre Oksana ist reizend, sie ist eitel, sie will die Schuhe der Zarin, aber dann will sie vor allem den Tenor und Schmied Wakula, und das ist leicht nachzuvollziehen, denn Georgy Vasiliev, auch er bei seinem Frankfurt-Debüt, ist und singt enorm rodolfohaft. (…)

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) Neben den Huldigungen der Hofdamen – es dürfte in der russischen Oper kaum schönere Gesangsgirlanden geben – macht der Chor der Oper Frankfurt mit seinem Direktor Tilman Michael aus jedem seiner Auftritte ein Fest. (…)

Roland H. Dippel, www.die-deutsche-buehne.de


(…) In einem Brief an den hessischen Ministerpräsidenten bat der Frankfurter Opernintendant Bernd Loebe vor kurzem flehentlich: "Bitte zerstören Sie nicht, was wir in Jahrzehnten aufgebaut haben!" Fürs Weiterspielen tut das Haus alles, testet Zuschauer selbst. Diese explodieren am Ende dieser herrlichen Aufführung geradezu vor Glück.

Egbert Tholl, Süddeutsche Zeitung


(…) Christof Loy inszenierte die pantheistische Märchenoper aus dem Jahre 1895 mit geschmackvoller Opulenz. In Johannes Leiackers sternenreichem Weltenkosmos mit Riesenmond erzählt er die Geschichte vom braven Schmied Wakula, der auf dem Rücken des Teufels nach Moskau reitet, um für seine anspruchsvolle Verlobte Oksana die goldenen Schuhe der Zarin zu erbitten. Diese Bedingung hatte ihm die selbstverliebte Oksana für die Heirat gestellt.
Ursula Renzenbrinks von russischer Folklore inspirierten Kostüme, der komplette Zarenhof von Katharina der Großen in detailgetreuen Roben und neun teils klassische Tänzerinnen und Tänzer bildeten den Rahmen für die Verbindung von christlicher Vorweihnachtsstimmung mit Gestalten heidnischer Sonnenwendmythologie. Vier russische Gäste in den Hauptpartien verstärkten in ihren Hausdebüts den präzis intonierenden Chor des Hauses, weitere fünf Frankfurter Solisten und das hervorragend von Sebastian Weigle disponierte Opernorchester (…).

Bettina Boyens / Wieland Aschinger, www.musik-heute.de


(…) Sagenwelten haben es im Westen schwer. Doch langsam finden seine [Nikolai Rimski-Korsakows] Opern auch hier wieder Gehör, wenn sich auch niemand erinnern kann, die Weihnachtsoper in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland erlebt zu haben.
Die Oper Frankfurt holte das Versäumnis mit einer hinreißenden Produktion nach, die jetzt schon als Wiederentdeckung der Saison gefeiert werden darf. (…)
(…) Wobei man nicht weiß, was mehr zu bewundern ist: die Flugchoreographie von Ran Arthur Braun oder die Unerschrockenheit der schwerelos durch die Lüfte schwebenden und purzelnden Sänger.

Nikolaus Schmidt, Badische Neueste Nachrichten


(…) Die meisten Hauptpartien werden von russischen Muttersprachlern gesungen, von ausnahmslos charaktervollen Stimmen, die überwiegend sowohl an der Oper Frankfurt als auch in ihren Partien debütieren. Georgy Vasiliev singt den Schmied Wakula mit stämmigem Tenor, Julia Muzychenko malt als Oksana ihre beiden Arien lyrisch feinfühlig aus, Alexey Tikhomirov gibt deren Vater Tschub mit hünenhaftem Bass. Den arg machtlosen Teufel mit Anzug und freier Brust färbt Andrei Popov geschmeidig, Enkelejda Shkoza singt und spielt die Mutter Solocha mit herzhaftem Mezzosopran. (…)

Axel Zibulski, Wiesbadener Kurier


(…) Christof Loy gelingt ein sinnliches Spiel voller Humor und Leichtigkeit. Ins harmonische Schlussbild reiht sich selbst der Teufel ein – unbedeutend geworden. Welch schöne Illusion!

Andreas Bomba, Frankfurter Neue Presse

Annette Dasch und Johannes Martin Kränzle singen die Hauptpartien, Generalmusikdirektor Sebastian Weigle dirigiert: Das klingt nach Gala-Vorstellung, und die Gesangsleistungen der beiden Gastsänger lassen auch keine Wünsche übrig. Was aber an der Oper Frankfurt in der aktuellen Wiederaufnahmeserie der Lustigen Witwe zu bewundern ist, geht weit über Staraufgebot mit süffigen Operettenmelodien hinaus. Dafür sorgt schon die raffinierte Inszenierung von Claus Guth. Er bedient zwar lustvoll sämtliche Operettenklischees von falscher Folklore über schmissige Tanzeinlagen bis zu schenkelklopfender Komik samt Slapstick und dreht insbesondere die Klamaukschraube noch ein paar Windungen weiter. (…)

Michael Demel, www.deropernfreund.de

Bei seinem Lieder­abend an der Oper Frankfurt nimmt der kanadische Bassbari­ton Gordon Bintner sein Publi­kum mit edlem Schmelz, vorzüg­licher Stimmführung und schil­lernder Ausdruckspalette für sich ein. Besonders Schubert liegt ihm im klaren Ausdruck – aber auch die Don Quichotte-Raritäten eines Jacques Ibert und die Shakespeare-Vertonungen von Gerald Finzi. (…)

Bettina Boyens, Frankfurter Neue Presse


Möglich, dass auf der Opernbühne der Tenor das Maß aller Dinge ist. Beim Liederabend aber regiert am Ende doch der Bariton, gerne auch ein leichter, wunderbar beweglicher Bassbariton wie der des Kanadiers Gordon Bintner. Die penible Stimmkultur, die das Kunstlied verlangt, verbindet er mit dem Vergnügen am rasch auch Opernhaften, nicht dem pathetischen Anteil daran, sondern dem spielerischen, innigen, dem kleinen, aber ausbaufähigen Drama, das die Selbstironie nicht aus dem Blick verliert.
Wie bezaubernd ist es zudem, einem Menschen zuzuhören und zuzusehen, der so offensichtlich gerne auf der Bühne steht. Eine Ehre an dieser Stelle, die wenigen zuteil wird: Als Ensemblemitglied durfte er gleichwohl einen Liederabend im Opernhaus bestreiten. An seiner Seite sein Landsmann Michael McMahon, auf dem Programm eine beherzte Mischung, auch bei den großen Namen klugerweise nicht unbedingt die Gassenhauer. (…)

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau

(…) Wer an den kommenden Abenden ins Bockenheimer Depot pil­gert (…), um ChaplinOperas zu erleben, geht sicherlich wegen Charlie Chaplin hin, der Ikone des Stummfilms, den mit Musik zu unterfüttern man inzwischen wieder gelernt hat. Easy Street, The Immigrant und The Adventurer sind drei von zwölf er­folgreichen 25-Minuten-Filmen, die Chaplin 1916/17 für die Firma „Mutual Films“ produzierte; die Mischung aus Komik und Larmoyanz und mit Slapstick deftig ge­würzter Sozialkritik etablierte die „Tramp“-Figur mit Melone und Bambusstöckchen. Der mutige Verlierer, der am Ende immer ge­winnt – und sei es nur, sehr ame­rikanisch, die Freiheit.
Benedict Mason freilich hatte vor über 30 Jahren nichts weniger im Sinn, als dazu „Filmmusik“ zu schreiben. Seine Partituren wol­len dem Film ein eigenständiger Partner sein, keine Begleitung. Ein Austausch zwischen zwei Ebe­nen, die unterschiedlicher nicht sein können. Hier der Film als ein für allemal festgelegter Ablauf fixierter und immer gleicher Bilder; dort die in diesen Rahmen eingespannte Live-Musik. Ein „Semi-Oper-Filmspiel" nannte der britische Komponist diese Kunst und feierte mit ihr 1989, bei der Premiere in der Alten Oper, rauschenden Erfolg. Schon damals spielte das Ensemble Modern. (…)

Andreas Bomba, Frankfurter Neue Presse


(…) Das Projekt ChaplinOperas stammt von 1989, uraufgeführt in der Alten Oper Frankfurt zum 100. Geburtstag Chaplins. Jetzt ersetzt es im Bockenheimer Depot die Uraufführung von Hauke Berheides und Amy Stebbins’ The People Out There, von der Oper Frankfurt angesichts der Corona-Lage verschoben.
Ein Ersatz, keine Notlösung. Das Ensemble Modern wird von Franck Ollu geleitet und ist total in Schwung. Vor dem Leinwand-Spektakel ein Spektakel mit musizierenden sowie singenden, schreienden, keuchenden, ächzenden, keckernden und pfeifenden EM-Mitgliedern, das ebenfalls sehenswert ist. Hörenswert ohnehin, denn sie geben alles. Ein Spaß für das Publikum ist harte Arbeit für die Leute auf der Bühne. Auch der Bariton Holger Falk und die Sopranistin Eva Resch müssen reden und singen und beides zugleich. Das hat pandämonische Züge, und die Texte wollte man noch einmal in Ruhe hören, überhaupt wollte man die 80 Minuten sofort noch einmal erleben, weil man natürlich auch viel lacht und abgelenkt ist wie die Polizei und die teuflische Schlägertype, denen Chaplin immer wieder entschlüpft.

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau

Auch der Liederabend mit Tamara Wilson war schon einmal geplant, für den Lockdown-Dezember 2020, als sich kein Mensch vorstellen konnte, dass im Januar 2022 die Reihen im Frankfurter Opernhaus wieder dermaßen schütter besetzt sein würden. Jetzt trifft es sich, dass die amerikanische Sopranistin dieser Tage die Ariadne für die wenigen Glücklichen an der viertelvollen Bayerischen Staatsoper München singen wird und zuvor in Frankfurt Station machen konnte. Am Klavier die Frankfurter Repetitorin Anne Larlee als feinsinnige Kumpanin für ein munteres, geradezu antiresignatives Programm.
Tamara Wilsons auch in höchsten Höhen gleißend klare Stimme ist für übergroße US-amerikanische Opernhäuser wie gemacht, umso bewunderungswürdiger, wie sie die Durchschlagskraft zu dosieren weiß und so ganz weich und sanft durch das „Dämmergrau in der Liebe Land in ein blaues, mildes Licht“ vordringt, denn auch Richard Strauss hat sich in den Programm-Mix geschoben. Er beginnt mit einem spätromantischen Block – Hugo Wolf, Strauss und Erich Wolfgang Korngold, aber eigenwillig eröffnet durch „Nocturne“ des recht vergessenen Österreichers Joseph Marx. Das blendende Deutsch Wilsons dokumentiert ihre teils schon verwirklichten Wagner-Interessen. Der Perfektionismus amerikanischer Sängerinnen zeigt sich aber auch an den unwagnerisch natürlichen Auslauten. (…)

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau

(…) Regisseur David Hermann verbindet Arnold Schönbergs Einakter Von heute auf morgen und Frank Martins Jedermann-Monologe mit der Erwartung (ebenfalls Schönberg) zu einer Geschichte, bei der die Beziehung zweier Menschen ebenso im Mittelpunkt steht wie die Frage, was uns der Schutz dieses Glücks wert ist. Der narrative Coup: Schönbergs Begleitmusik zu einer Lichtspielszene. Im Sinne einer Verwandlungsmusik und unter Verwendung klassisch-filmischer Elemente (Projektionen, Zeitraffer) sehen wir der Kernfamilie aus dem Einakter dabei zu, wie sie sich im Laufe der Zeit entzweit: Die Frau verlässt das gemeinsame Haus, Mann und Kind (Bühnenbild und gekonnter Einsatz der Frankfurter Drehbühnen: Jo Schramm). Der (Jeder-)Mann bleibt allein zurück in einem Geisterhaus, in dem sich die Styropor-Essensboxen zu einem Mahnmal moderner Einsamkeit getürmt haben. Nach seinem Tod kehrt die Frau zurück (Erwartung) und zerbricht letztlich an ihrem Leben. Ein düsteres Gesamtbild, das in seiner Geschlossenheit überzeugt, wenn es auch jeglichen Hoffnungsschimmer vermissen lässt.
(…)
Alexander Soddy führt das Frankfurter Opern- und Museumsorchester souverän, mit viel Verständnis und Kenntnis für die Stilistik dieser Musik. Trotz aller Düsternis: ein großer Opernabend, der uns die volle Tragik der menschlichen Existenz vor Augen führt.

Dimitra Will, www.orpheus-magazin.de


(…) Das Bespielen des gesamten Gespensterbaus findet vor allem im ersten Teil statt, Von heute auf morgen. Elizabeth Sutphen und Sebastian Geyer sind das jüngere Paar, junge und bewegliche Körper und Stimmen. Letztere zugleich mit raumfüllendem Volumen, Sutphens Sopran strahlend und bei Bedarf zickig und zackig, Geyers Bariton sonor und charaktervoll. Denn es geht rund. Nach einer Abendgesellschaft kehren die beiden leicht angetrunken, überdreht, erschöpft zu Haus und Kind zurück und streiten nach Pärchenart. Er ist entzückt von einer anderen Frau, die eigene scheint ihm nun hausmütterlich und uninteressant. Sie lehrt ihn Mores, indem sie sich kurzfristig in eine so aufreizende wie wurschtige Femme fatale verwandelt. Sibylle Wallum hat sich einen originellen Kostümzauber dafür überlegt, die bizarre Zerlegung des braven Negligés entspricht dem Zerlegen des Hauses.
Zudem zeigt sich, dass die Frau ihrerseits von einem Sänger angeflirtet worden ist. In jeder Hinsicht gewinnt sie die Oberhand im Ehezank, auch wenn es sich um eine Art Fricka-Sieg handelt, indem die Männerfantasien nicht entkräftet, aber doch als alltagsinkompatibel entlarvt werden. Und eine Frau anscheinend nur entweder Familienmutter oder Luder sein kann. Hermann aber ironisiert das aufs Witzigste. Der Auftritt von Freundin und Sänger, die sich das Pärchen doch noch angeln wollen, ist der Auftritt zweier Zombies, Brian Michael Moore und Juanita Lascarro als grandiose Schauergestalten, gegen die sich das Paar zur Wehr setzen muss. (…)

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) Den Schlusspunkt der packenden, dramaturgisch rundum gelungenen Collage, deren stilistische Divergenzen das Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter der Leitung von Alexander Soddy mit funkenschlagender Intensität und geschärftem Formsinn zu einer farbintensiven, spannungsgeladenen Einheit ballt, bildet Schönbergs Monodrama Erwartung.

Silvia Adler, Opernwelt


(…) Großartig!

Bernd Zegowitz, Die Rheinpfalz


(…) Die Klänge (…) liefern zwei existenzielle Einsamkeitsmusiken aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: für ihn die sechs Monologe, die Frank Martin nach Hugo von Hofmannsthals Jedermann komponierte; für sie Schönbergs Erwartung aus dem Jahr 1909.
Der Bariton Johannes Martin Kränzle verleiht Martins Klage enorme Eindringlichkeit, lotet mittels expressiver Textdeutung das ganze Spektrum zwischen Angst und Todessehnsucht, Aufbäumen und Schicksalsergebenheit aus. Nicht minder beeindruckt die Sopranistin Camilla Nylund, die angesichts der dramatischen Anforderungen von Schönbergs Monodram nie unter Überdruck gerät, sondern die Gefühlsumschwünge mit reicher, weich ausgesungener Farbpalette nachzeichnet. (…)

Michael Stallknecht, Süddeutsche Zeitung


(…) Die agile Sopranistin Elizabeth Sutphen, von Sibylle Wallum sehr variabel eingekleidet, und der Bariton Sebastian Geyer haben sich zuvor als junges Paar souverän durch die kontrapunktische Linienführung bewegt. Ihr Kind (Anthony Ritts) ist Opfer und Stichwortgeber. Brian Michael Moore und Juanita Lascarro scheinen als gruselige Gegenspieler des Eheglücks, dessen Gefährdungen Arnold Schönberg schon in erster Ehe erlebt hat, einem Horrorfilm entsprungen zu sein. (…)

Volker Milch, Wiesbadener Kurier


(…) Da ist er also, der neue Ansatz, das Spielen mit zum Teil isoliert bekannten Versatzstücken, die so, zusammengefügt von David Hermann, in Frankfurt einen ganz neuen, überraschenden Opernabend ergeben können.
(…)
Nylund und Kränzle erfüllen jetzt also mit der Kraft ihrer Persönlichkeiten Vokalszenen, die plötzlich einen evidenten Zusammenhalt aufweisen. Und doch wohltuend unterschiedlich klingen. Die Oper als Abenteuerspielplatz neu kombinierter Einakter und Solonummern. Ein Pasticcio, wie früher in der Barockzeit, der sachlich-intensiven, gelungenen Art. Musiktheater eben. Ja, wir haben auf das Heute gewartet. Doch Mysterien des sich Auseinanderlebens bleiben.

Manuel Brug, www.brugsklassiker.de


(…) Joachim Kleins Hitchcock-Licht, das mit düsterem Schattenspiel Urängste weckt und Jo Schramms beständig rotierendes, in seine Einzelteile zerfallendes Holzhaus sind bedeutende eigene Player in dieser Inszenierung. (…)

Bettina Boyens, Offenbach-Post


(…) Zwei große Sängerschauspieler [Camilla Nylund und Johannes Martin Kränzle] machen diesen verblüffend schlüssigen Abend zum Ereignis, Mannheims scheidender Generalmusikdirektor Alexander Soddy leitet das hörbar auf der Stuhlkante sitzende Frankfurter Opern- und Museumsorchester souverän und mit viel Sinn für impressionistische Farben und feinste Zwischentöne, grobschlächtige Effekte vermeidend. Ein großer Wurf.

Regine Müller, www.nmz.de (neue musikzeitung)

(…) Mit dieser gut besetzten und vorzüglich musizierten Wiederaufnahme einer intelligent inszenierten und optisch eindrucksvoll ausgestatteten Produktion bietet die Oper Frankfurt ein willkommenes Gegenmittel zu der sich breit machenden Corona-Depression.

Michael Demel, www.deropernfreund.de

(…) Das Raritätenkabinett Oper Frankfurt hat neuerlich eine Wissenslücke geschlossen. (…)

Manuel Brug, www.brugsklassiker.de


Begeisterte Zustimmung erntete Gioachino Rossinis Bianca e Falliero am Sonntagabend in Frankfurts Opernhaus. Knapp 600 Besucher auf Plätzen im strengen Schachbrettmuster erlebten die konzentrierte Inszenierung von Tilmann Köhler, der den venezianischen Spionagethriller in die Gegenwart transportierte.
(…)
Alle überragenden Solisten debütierten in ihren Rollen, während die amerikanische Sopranistin Heather Phillips zusätzlich ihr umjubeltes Frankfurt- und Europadebüt gab. Die schottische Mezzosopranistin Beth Taylor in der Hosenrolle Fallieros erntete dank ihrer kraftvollen und zugleich koloraturwendigen Stimme ebenso Bravostürme wie alle drei Sänger aus dem Frankfurter Ensemble: Bassbariton Kihwan Sim zeigte sich mit seinem wankelmütigen Capellio in gewohnter Höchstform, ebenso wie Božidar Smiljanić als despotischer Doge von Venedig, während Tenor Theo Lebow mit der Bewältigung seiner schwierigen Koloraturpartie des Contareno ein Meisterstück gelang. (…)

Bettina Boyens / Wieland Aschinger, www.musik-heute.de


(…) Alles in allem ein großer Abend, der bewies, dass Bianca e Falliero seine musikalischen Meriten hat. Einmal mehr wurde der Mut des Intendanten Bernd Loebe zu einem Spielplan voller Raritäten und Entdeckungen belohnt.

Uwe Schweikert, Opernwelt


(…) Ernst und Span­nung dieses Abends stra­fen alle deut­schen Rossi­ni-Klischees Lügen. (…)

Wolfgang Fuhrmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung


(…) Die amerikanische Mezzosopranistin Heather Phillips gibt in Frankfurt ein beschwingtes Europa-Debüt, eine interessante Darstellerin fern von Holde-Mädchen-Opernklischees. Dem Waghalsigen des Gesangsparts ist sie gewachsen, und dass sie gelegentlich in Höhen und im Kräfteaufteilen an ihre Grenzen zu stoßen scheint, dürfte den überdurchschnittlichen Anforderungen der Partie geschuldet sein. Beth Taylors Mezzo hat spektakuläre Tiefen und souveräne Höhen, ein großer Auftritt.
(…)
Die Abfolge einer ausführlichen Musik des sanften und weniger sanften Aufbegehrens und Jammerns bietet trotz der gewissen Ebenmäßigkeit Bravourarien, durchgefeilte Ensembles und anspruchsvolle, unter der Leitung von Tilman Michael auch anspruchsvoll dargebrachte Chöre. Die Rossini-Crescendi sind mitreißend, Dirigent Giuliano Carella versteht sich im Verein mit dem Opern- und Museumsorchester auf den Zauber dieser immer etwas abgepufferten, immer nur scheinbar naturgewaltig freien Wucht. Das passt zum Thema, mit dem Regisseur Tilmann Köhler der ausführlich bespielten Klaviatur des Leidens beizukommen versucht: die gesamte Oper bei ihm ein Befreiungsversuch Biancas aus einer beklemmend engen, dabei unbehaglichen und kalten Welt. Das hat immer Aktualität, wenn auch derzeit wieder eine besondere. Bianca e Falliero war an der Oper Frankfurt jedoch tatsächlich schon vor bald zwei Jahren vorgesehen, ein frühes Corona-Opfer in einer Phase, als man dachte, in ein paar Wochen sei der Spuk vorbei. (…)

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) Theo Lebow schafft es in der Partie des Contareno hinter all den eleganten Linien, den glasklaren Koloraturen, den sauberen Spitzentönen den skrupellosen, falschen Machtmenschen durchscheinen zu lassen. (…)
Bianca e Falliero ist (…) Rossini vom Feinsten, gesungen und gespielt auf einem Niveau, das extrem hoch ist. Frankfurt ist Italien.

Bernd Zegowitz, Rhein-Neckar-Zeitung Heidelberg


(…) Das sorgfältig geprobte Opern- und Museumsorchester spielt in Hochform, umsichtig angefeuert und stets die Sänger (in kleineren Rollen: Božidar Smiljanić und Carlos Andrés Cárdenas) unter­stützend von Giuliano Carella. Die Bühne (Karoly Risz) bietet an­gemessene Resonanzräume; halb­runde Wandsegmente lassen sich zu Kreisen oder Halbkreisen zu­sammenschieben, es gibt auf die­se Weise Innen und Außen, Vorne und Hinten. Das berühmte Quar­tett im zweiten Akt findet ebenso Platz wie der in mehreren Rollen tätige, von Tilman Michael stu­dierte, prächtig singende Chor. (…)

Andreas Bomba, Offenbach-Post


(…) Das Frankfurter Opern- und Museumsorchester zaubert unter der Leitung von Giuliano Carella einen prickelnden Rossini-Sound aus dem Orchestergraben, so dass es für alle Beteiligten großen Beifall gibt. (…)

Thomas Molke, www.omm.de


(…) Ein wenig durchdrungen von (…) Ironie scheint auch die Regie von Tilmann Köhler mit ihren parodistisch überzeichneten Figuren zu sein. Rossinis „goldene Töne“ erweisen sich in diesen drei Stunden als trag­fähiger und bestätigen einmal, mehr die glückliche Hand des Frankfurter Intendanten Bernd Loebe, wenn es um die Wieder­entdeckung von vergessenem Repertoire geht. Der Schlussap­plaus kann sich (…) hören lassen. (…)

Volker Milch, Darmstädter Echo


(…) Vordergründig geht es um einen artistischen Wettbe­werb von halsbrecherischen Kolo­raturen. In Wahrheit aber toben die Gefühle. Sie verstecken sich in der hohen Schule des Gesangs und wollen nun zum Ausdruck, nein: zum Ausbruch kommen. Vom Schweben im siebten Liebeshimmel bis zu rasender Wut, vom Aufschrei verzweifelter Enttäu­schung bis zum finalen Glück.
Der dreistündige, großartige Abend am Frankfurter Opernhaus führt dies exemplarisch vor. (…)

Andreas Bomba, Frankfurter Neue Presse


(…) Giuliano Carella animierte das Frankfurter Opern- und Museumsorchester zu einem weich gerundeten und präzise inspirierten Klang. Sensibel vernehmbar waren die anschwellenden Paukenwirbel unter den Holzbläser-Parallelen der Ouvertüre. Später blieb auch in den aufregendsten Koloratursequenzen Raum für die feine Auffächerung von Balancen und Farben. Dank Carella konnten die Sänger die ihnen abverlangten Drahtseilakte sogar mit einer gewissen Lockerheit angehen. (…)

Roland H. Dippel, www.nmz.de (neue musikzeitung)


(…) Insgesamt eine gelungene Produktion einer sehr lohnenden Rossini-Rarität.

Elisabeth Richter, Deutschlandfunk Kultur heute


(…) Das vollkommene Opern­glück entfaltet sich in dieser Spielplanrarität, wenn Chor und Orchester sich zu einem überwältigenden Crescendo steigern und die Bühne dazu so rot glüht wie die Musik. Das Happy End ergibt sich schließlich nicht aus Zweisamkeit, sondern aus Biancas Abschied von toxischer Männlichkeit. Hinter ihr schließt sich der Bühnenzylinder um Vater und Bräutigam, und vor ihr liegt die Zukunft. Die Aussichten in die­ser Oper sind besser als jene vor ihr.

Volker Milch, Darmstädter Echo


(…) Die Regie (Tilmann Köhler) denkt durchaus auch in politischen Kategorien, Rebellion gegen die ungerechten Verhältnisse, Protest im bürgerlichen Kostüm (Susanne Uhl), die anfangs so zarte Bianca mutiert gar zur Straßenkämpferin.
Zum Schluss schließt sie die Wand hinter sich. Erschöpfung? Befreites Glück? Ausgrenzen des Elends? Für einen Moment? Für immer? Sängerisch und musikalisch unterhält der Abend bestens und auf höchstem Niveau. (…)

Andreas Bomba, Hanauer Anzeiger

(…) Die packende Musik von Ri­chard Strauss trägt diesen Abend. Wie schon zur Premiere vor 19 Jahren steht GMD Sebastian Weigle am Pult, das Orchester wächst über sich hinaus. Die Dra­matik könnte packender, aufge­wühlter nicht sein, die klangliche Welt auch in den intimeren Passa­gen nicht süßer, bunter und schil­lernder. (…) Die Gesangsbeset­zung dürfte im internationalen Opernbetrieb derzeit ihresgleichen suchen. (…) Stürmische Ovationen!

Andreas Bomba, Frankfurter Neue Presse


(…) An dieser wohl endgültig letzten Wiederaufnahme einer Kult-Produktion ist alles stark: Der üppige Orchesterklang, die außerordentliche Sängerbesetzung bis in die kleinste Nebenrolle hinein und das monumentale und dabei wandlungsfähige Bühnenbild. Die finale Gelegenheit, sich diesem akustischen und optischen Rausch hinzugeben, sollte man sich nicht entgehen lassen.

Michael Demel, www.deropernfreund.de

(…) Morisons Stimme ließ angenehme Tiefen und sichere Höhen hören, und individuelle Spuren einer Rauheit, die dann bei Mahler wie weggeblasen war. Sie betonte das Natürliche noch mehr, das das Kunstlied in seiner ganzen Künstlichkeit ja will. Wenn Catriona Morison singt, dass die Schwalben kommen, aber sie nicht weiß, woher, dann glaubt man es ihr aufs Wort. Ihre Haltung: Hingabe ohne Süßlichkeit. Die Textverständlichkeit herausragend (…).

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) Morisons Stimme, sonst auf moderaten Salonton bedacht, verstand sich bei Mahler auf Ausbrüche von Kraft und Leidenschaft.
(…) Ihr zur Seite saß mit Malcolm Martineau ein wie immer aufmerksamer Premium-Liedbegleiter, dem man genauso gerne zuhörte.

Andreas Bomba, Frankfurter Neue Presse

(…) Fedora als großes Kino. (…)

Rolf Fath, www.operalounge.de


(…) Fedora wird in Deutschland nicht besonders häufig aufgeführt. Aber die lukullische, intelligente Inszenierung von Christof Loy belegt, dass es um Gewohnheiten geht, nicht um die Sache.
(…) Der jubelnde Beifall in einem vollen Haus selbstverständlich: uneinholbar. Den Mitwirkenden müssen die Herzen geklopft haben, sogar beim Zuhören war es so.

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) als Frankfurter Erstaufführung war nun die Premiere von Fedora am dortigen Opernhaus ausgewiesen. Zwar handelt es sich dabei um die Übernahme einer Inszenierung, die Regisseur Christof Loy 2016 für die Königliche Oper Stockholm erarbeitet hat. Aber wie ein zweiter Aufguss wirkt sie ganz und gar nicht. Viel zu hoch ist ihre szenische Dichte und Vielschichtigkeit, mit der in Frankfurt eine starke und packende musikalische Umsetzung korrespondiert.
Den starken Rahmen dafür bietet Herbert Murauers Bühnenaufriss – und zwar im Wortsinn. Denn egal, ob im winterlichen St. Petersburg des ersten Akts, wo Fedora mit der Tötung ihres Verlobten konfrontiert wird, oder im Frühling von Paris, wo sie den Grafen Loris Ipanow als Täter entlarven und in eine Falle locken will, bevor sie sich in ihn verliebt: Stets prägt ein riesiger Bilderrahmen die Bühne. Mal ist dahinter als Tableau vivant eine Salonszene um einen Pianisten und Chopin-Neffen zu sehen, der später als Agent enttarnt wird, mal ist Fedoras Gesicht in schonungsloser filmischer Nahaufnahme darauf projiziert, nicht immer live, manchmal zeitlich leicht verzögert, manchmal aus dem Nebenraum. Bilder können täuschen, nicht nur das macht Loy mit ganz großer Regiehandwerkskunst, perfekter Personenführung und immer exaktem Timing deutlich.
Nadja Stefanoff, seit acht Jahren Ensemblemitglied am Staatstheater Mainz, hält bei ihrem Debüt an der Oper Frankfurt solchen Nahaufnahmen szenisch und mimisch locker stand. (…)

Axel Zibulski, Rhein-Zeitung


(…) Natürlich steht und fällt der Abend mit der Titelheldin. Nadja Stefanoff hat den Wechsel aus dem Mezzo-Fach in die „lirico spinto“-Sopranpartien beeindruckend vollzogen: ihre Bühnenerscheinung vereint genau das rollengerechte Maß an herbem Selbstbewusstsein, leidenschaftlicher Frau und souveräner Grande Dame, also vom dolce piano in harten Furor. (…)

Wolf-Dieter Peter, www.nmz.de (neue musikzeitung)


(…) Jonathan Tetelman glänzt als von der Geliebten verratener Mörder mit kraftvoll strahlendem, gleichwohl geschmackvoll eingesetzten Tenor. (…)

Johannes Breckner, Darmstädter Echo


(…) Die beiden Urkomödianten des Frankfurter Ensembles, Nicholas Brownlee als französischer Diplomat und Bianca Tognocchi als Gräfin Olga Sukarew, machen nicht nur auf zwei blauen Drahteseln Bella Figura, sondern auch bei spritzigen Gesangsduellen im Pariser Salon.
Am Pult verschmilzt Debütant Lorenzo Passerini die rezitativischen Passagen, die unzähligen kurzen Affekt-Arien, sommerli­che Schweizer Choridylle und die vielen, nur kurz angerissenen So­listenporträts zum effektvollen Gesamtklang.

Bettina Boyens, Frankfurter Neue Presse


(…) Bis in die kleinsten, aus dem Ensemble besetzten Rollen hinein ist die Frankfurter Fedora stimmig, musikalisch ein Plädoyer für den in Deutschland oft geringgeschätzten italienischen Verismo und szenisch eine Oscar-verdächtige Meisterleistung.

Bernd Zegowitz, Die Rheinpfalz


(…) Die Frankfurter Premiere ist ei­ne neu besetzte Übernahme von Christof Loys filmisch präziser Regie für das Königliche Opern­haus in Stockholm (2016). Hinter dem süffigen Lila von Herbert Murauers Brokattapete sind viele Türen eingearbeitet, vor allem aber ein großer Goldrahmen, dessen Inhalt nicht nur als Leinwand dient, sondern auch als Panora­mafenster in weitere Welten. Dra­maturgisch von Giordano meis­terlich arrangiert, untermalt dort im Paris-Akt Mariusz Kłubczuk als Chopin-Imitant mit einem Live-Notturno das Geständnis von Loris, den Verlobten Fedoras ermor­det zu haben. Und empfängt die freiwillig aus dem Leben schei­dende Fedora am Ende im diffu­sen Zwischentotenreich samt kindlich tröstendem Schweizer Bergknaben (Rocco Schulz), der zur Wirklichkeit ihrer Primadonnengarderobe überleiten wird. (…)

Bettina Boyens, Offenbach-Post


(…) Giordanos Fedora hätte musikalisch durchaus einen festen Platz im Standardrepertoire neben Andrea Chenier verdient. Die Frankfurter Inszenierung sollte man sich daher nicht entgehen lassen.

Thomas Molke, www.omm.de

Ein Lohengrin auf Bayreuther Niveau

Wer bis jetzt versäum­te, sich an der Oper Frankfurt Wagners Lohengrin als sehnsuchtsvolles Kinoflimmern anzu­sehen, hat noch in diesem April Gelegenheit dazu. Zu hören gibt es in dieser dritten und letzten Wiederaufnahme viel, was sonst nur auf dem Grünen Hügel Maßstäbe setzt: In erster Linie das eindringliche Dirigat von GMD Sebastian Weigle, der zum ersten Mal den Taktstock in dieser klug- ironischen Inszenierung Jens-Daniel Herzogs in die Hand nimmt: Mystisch entrücktes, betörendes Streicherschwellen schon im Vorspiel, jederzeit glänzend disponierte, makellose Blechfraktionen, ein cineastisch wonnevolles Ausreizen sämtli­cher Partitureffekte und ein atemberaubendes Vorspiel zum dritten Akt: Was Weigle und sein Orchester hier bieten sind drei Minuten reinstes Wagner-Glück.
Unter Tilman Michael zeigen sich Chor und Extrachor in konzentrierter Bestform. (…)

Bettina Boyens, Frankfurter Neue Presse


(…) Neben dem so wunderbar sauber spielenden Frankfurter Opern- und Museumsorchester haben auch der von Tilman Michael einstudierte und mit grandioser Klangkultur aufwartende Chor und der Extrachor der Oper Frankfurt entscheidenden Anteil am Gelingen dieser dritten und letzten Wiederaufnahme der hochspannenden Inszenierung von Jens-Daniel Herzog in der stimmigen Ausstattung durch Mathis Neidhardt. Sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen! (…)

Kaspar Sannemann, www.oper-aktuell.info

(… ) Die fabelhafte Aufbereitung dieser exzellenten Regieleistung bietet unverändert großes Vergnügen. Musikalisch wird die Premierenbesetzung in der aktuellen Wiederaufnahme durchweg übertroffen. Das Publikum bleibt über die gesamte Dauer von dreieinhalb Stunden (inklusive einer Pause) am Ball, belohnt die vielen Bravourstücke mit Szenenapplaus und feiert am Ende alle Beteiligten.

Michael Demel, www.deropernfreund.de

(…) Die Wiederaufnahme knüpft bruchlos an den überwältigenden Eindruck der Premierenserie an. Das bestens aufgelegte Orchester badet erneut geradezu im fein ausdifferenzierten Klangrausch. Die geforderten Protagonisten werden dabei niemals zugedeckt, sondern können vor der schillernden Klangkulisse ihr Stimmpotential zur Ausformung starker Rollenporträts nutzen. In nur 90 Minuten Spieldauer gerät das Publikum in den Bann der Musik und wird regelrecht narkotisiert, so dass es nach dem abrupten Schlussakkord einige Sekunden benötigt, um zu erfassen, dass es tatsächlich vorbei ist. Der dann einsetzende Applaus steigert sich zum ungeteilten Jubel. (…)

Michael Demel, www.deropernfreund.de

Stell’ dir vor, du erwachst, und alles war nur ein Traum. Der Klimawandel. Die Pandemie. Der Krieg. Nein, an diesem Abend erwachen wir nicht aus einem Traum. Es war nur Verführung, großartiges Theater. (…)

Andreas Bomba, Frankfurter Neue Presse


A Midsummer Night’s Dream von Benjamin Britten ist starke Musik. Sinnlich, verträumt, verspielt, vieldeutig im Subtext, am Ende zauberhaft versöhnlich. Mit frenetischem Applaus hat das Premierenpublikum die jüngste Frankfurter Opern-Inszenierung dieser Shakespeare-Adaption im Bockenheimer Depot gefeiert.
Das Klangabenteuer beginnt am rechten Bühnenrand. Dirigent Geoffrey Paterson gestaltet gestenreich, was sich im Orchester zusammenfügt. Auf- und abrollende Glissandi versetzen die Hände des ersten Stars an diesem Abend in fiebrige Bewegungen. Es ist der Kinderchor der Oper Frankfurt. Álvaro Corral Matute hat ihn auf diese Rolle stimmlich vorbereitet, [fast] durchweg Mädchen. Glockenrein ist ihr Gesang, harmonisch ihre Bewegungen zur Musik.
(…) ein ausnahmslos hervorragend besetztes Ensemble, das die Entfesselung im Spiel mit der Lust am kunstvollen Gesang überzeugend verband und in Mimik und Gestik ausdrückte, was die Musik jenseits des Klangs suggerierte. Und mit dem Schauspieler Frank Albrecht in der Rolle des Puck beschwor Fassbaender Shakespeares Geist herauf.

Christiane Franke, www.klassik.com


(…) Die Menschen (…) stehen auf dem finsteren Boden der Tatsachen und des spannend ausgeleuchteten (Jan Hartmann), aber nackten Depots: Junge Leute halt, aber das ist auch nicht wenig. Denn unter der Regie von Brigitte Fassbaender bleibt es nicht beim neckischen Ausstattungstheater, das ist lediglich die Grundlage für das pulsierende zwischenmenschliche Miteinander, das Einander-Umkreisen, das Neugierig-Sein und, ja, auch die Angst voreinander. Puck, der Frechdachs, hat in Frankfurt fast immer Angst.
(…)
Die Feenwelt ist durch die äußere Transformation zugleich aller herkömmlicher menschlicher Regulierungen enthoben, während die Menschen sich selbst zu spielen scheinen, so natürlich (jedenfalls: vertraut) wirken sie. Jede Sphäre bleibt für sich: Monika Buczkowska und Danylo Matviienko, Tamara Gura und Michael Porter sind Helena und Demetrius, Hermia und Lysander, die sich alle im Wald verlieren und wiederfinden oder überhaupt finden müssen. (…)
Keine Knallchargen, sondern Menschen bei Fassbaender auch die Handwerker. Menschen, die etwas können, aber schauspielern können sie nicht. Mit mächtigem Bass führt Barnaby Rea sie als „Lasst mich den Löwen auch noch spielen“-Zettel an. Ihm wird diesmal besonders derb mitgespielt, indem die Inszenierung die Doppelbedeutung des englischen Wortes „Ass“ ausnutzt. Seine Kumpane, Magnús Baldvinsson und Brian Michael Moore, Gabriel Rollinson, Theo Lebow und Jonathan Macker, sind ihrerseits auf Draht. Wie in der insgesamt erstklassigen Besetzung nichts vergeudet wird, keiner beiseite bleibt (in einem Stück, in dem andauernd jemand beiseite bleibt). (…)
Der geschmeidige Countertenor Cameron Shahbazi und die Sopranistin Kateryna Kasper stellen das pompöse Elfenkönigspaar dar, Thomas Faulkner und Zanda Švēde sind nachher das hier friedfertige weltliche Paar Theseus und Hippolyta. Kurz währen die Irritationen (…), lange währt das Happyend.
Fassbaender klärt sogar auf, was aus dem indischen Knaben wird. Das hat einen immer ein wenig belastet, das Kind, das in der Gemengelage überflüssig wird. Einmal aber muss alles gut werden. Diesmal ist es so weit. Das Glück, sieh an, ist nicht banal, es ist zum Weinen schön.

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) Was aber ist, wenn man beim Erwachen jemand anderen liebt als beim Einschlafen? (…) Selbstbewusste Frauen, ungestüme Männer, aber die Liebe schlägt um in Zank und Streit. Krieg eben, handgreiflich, befeuert durch die deftig lautma­lerische Musik. Es kommt noch besser in diesem imaginären Wald-Athen. Theseus (Thomas Faulkner) und Hippolyta (Zanda Švēde) wollen heiraten. Sechs Handwerker, an ihrer Spitze Peter Quince (Magnús Baldvinsson) und der Weber Bottom (Barnaby Rea, dem die Kostümbildnerin Anna-Sophie Lienbacher nicht Eselsoh­ren, sondern einen dicken Hin­tern auf den Kopf setzt), werden dazu ein Laientheater in Szene setzen, um die drei Stunden zwi­schen Hochzeitsessen und Zubett­gehen zu verkürzen.
Diese höchst traurige Komödie um Pyramus und Tisbe und den Mond, eine Wand und einen Löwen wirkt wie improvisiert, die Sänger dürfen schauspielern und mal richtig dick auftragen, um­werfend komisch, unbeschreib­lich absurd. Die unbeteiligten Paare nehmen auf den mittler­weile fragmentierten Bühnenele­menten Platz und kugeln sich vor Lachen. Wie auch das Publikum. (…)

Andreas Bomba, Offenbach-Post

(…) Dass es am Ende zu fast grenzenlosem Jubel kam, lag im Be­sonderen an der außergewöhnli­chen künstlerischen Persönlich­keit Orliński, der sich sowohl stimmlich als auch körperlich sehr beweglich in Szene setzte. (…) Er dürfte ei­ner der führenden Countertenöre der Gegenwart sein, der noch da­zu mit einer sehr sympathischen Ausstrahlung ausgestattet ist. (…)

Matthias Gerhart, Frankfurter Neue Presse


(…) Phänomenal war die pianistische Stimme Michal Biełs, die von klarster Kontur und schweifender, entspannter Melodik war.

Bernhard Uske, Frankfurter Rundschau

Bravochöre brandeten Heather Engebretson entgegen, als sie am Sonntagabend nach ihrem überragenden Debüt von Puccinis Madama Butterfly an der Frankfurter Oper allein vor den Vorhang trat. Ihre tief bewegende Verkörperung der japanischen Geisha Cio-Cio-San, der sie mit mutigem Körper- und Stimmeinsatz tragische Größe verlieh, ließ niemandem im vollbesetzten Opernhaus kalt. (…)

Bettina Boyens / Wieland Aschinger, www.musik-heute.de


(…) Fabelhaft an ihrer Seite nun die japanisch-amerikanische Mezzosopranistin Kelsey Lauritano als todernste, ungemein präsente Suzuki. Sie trägt Kammerzofenmontur, denn alles Japanische ist abgedrängt, die Fremdheit der Kulturen, die gerade in Suzukis ersten Auftritten mit Pinkerton glasklar sich spiegelt, entwickelt sich von selbst, nicht durch exotisierende Accessoires. Das ist mutig, und es funktioniert weitgehend.
(…)
Konsul Sharpless ist der andere kluge, mitleidige Beobachter (natürlich viel mächtiger als Suzuki, aber als amerikanischer Mann dann doch auf der Seite des amerikanischen Mannes), mit milder Noblesse gesungen und gespielt von Domen Križaj. Als Ersatz für Evan LeRoy Johnson als Pinkerton sprang der Italiener Vincenzo Costanzo kurzfristig in die Produktion ein, macht das gut, wirkt stimmlich zunächst leicht gebremst, bietet aber starke, reine Höhen und ist auch für die nächsten zwei Vorstellungen eingeplant. [Regisseur] Schlathers Sympathien, um das noch einmal zu sagen, gehen nicht mit diesem Landsmann, beide übrigens in kurzen Hosen, Pinkerton bei seiner Hochzeit, Schlather beim Premierenbeifall.
Jenseits des zentralen Quartetts zahlreiche teils feine, teils flüchtigere Vignetten, Hans-Jürgen Lazar wird in Erinnerung bleiben als markanter, ungemütlicher Goro, weit entfernt von der possierlichen Karikatur, als die der Heiratsvermittler sonst oft auftritt. Mit Kihwan Sim als wutschnaubendem Onkel Bonze nimmt der kulturelle Clash einmal wirklich Fahrt auf. (…)

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) Doch der sonstige musikdramatische Horizont wurde von Dirigent Antonello Manacorda und dem Frankfurter Opern- und Museumsorchester vielfältig aufgespannt: da war ein unsentimental schneller Einstieg fern aller Räucherstäbchen-Schwelgerei, da waren feine Piano-Ziselierung um Blütenzauber, Summ-Chor und Morgendämmerung – und dann fulminante Dramatik im Zwischenspiel wie im Finale. (…)

Wolf-Dieter Peter, www.nmz.de (neue musikzeitung)


(…) Und dann ist da plötzlich im zweiten Akt das Kind. Abgöttisch verehrt von Cio-Cio San als Zeugnis ihrer Liebesillusion mit Pinkerton. Als er bei seiner Rückkehr an der Seite seiner richtigen amerikanischen Frau auch noch dieses gemeinsame Kind ausgeliefert haben will, begeht sie vor dessen Augen Selbstmord. Die davor geschobene Wand verdeckt ihn gnädig vor unseren Augen. Wir sehen nur den allein gelassenen Jungen mit schlenkernden Beinen auf dem Stuhl sitzen. Das ist das grausamste Bild des Abends. R.B. Schlather inszeniert die Tragödie der an ihren Illusionen scheiternden Menschen. Überflüssiger Exotismus spielt da wahrlich keine Rolle mehr. (…)

Bernd Künzig, SWR 2 / Journal am Mittag


(…) Bloß kein Japan-Kitsch dachte sich in Frankfurt auch Regisseur R.B. Schlather, dem mit Bühnenbildner Johannes Leiacker ein Pu­rist ersten Ranges und mit Diri­gent Antonello Manacorda ein ausdauernder Puccini-Forensiker zur Seite stand. Gemeinsam for­mulierten sie die universelle Sen­dung: Käufliche Liebe gibt es auch heute überall, nicht nur im Nagasaki der Jahrhundertwende. (…)

Bettina Boyens, Frankfurter Neue Presse


(…) In dieser völlig reduzierten Ausstattung, die jedes fernöstliche Kolorit ausblendet, erzählt der amerikanische Regisseur R.B. Schlather Puccinis 1904 an der Mailänder Scala uraufgeführte Operntragödie ganz auf die Personenführung hin konzentriert; die japanische Tänzerin Sonoko Kamimura stand ihm dabei choreografisch zur Seite. Wie in einem Kammerspiel auf weit offener Bühne lassen sich in Frankfurt die beiden so unterschiedlich sich entwickelnden Akte verfolgen. Der erste, in dem Cio-Cio-San sich für Pinkerton von ihrer Familie und ihrer Religion lossagt, endet mit dem finalen Liebesduett in dem einzigen Illusionsraum, den Schlather in seiner Inszenierung zulässt. Nicht nur über der Bühne, sondern auch im Zuschauerraum leuchtet der Sternenhimmel des Opernhauses so kräftig, dass die Fallhöhe zum zweiten Akt, der drei Jahre später spielt, noch einmal vergrößert wird. Er ist ein einziges Warten auf Pinkertons Rückkehr. Durch die absolute Reduktion der szenischen Mittel wirkt es umso belastender, wenn Cio-Cio- San verarmt, nur mit ihrer Dienerin Suzuki und dem zwischenzeitlich geborenen Sohn auf dessen amerikanischen Vater wartet. (…)

Axel Zibulski, Wiesbadener Kurier


(…) Der böse Kern der Geschichte, den R.B. Schlather auf der nackten, kalten Bühne freilegt, rührt nicht, er schmerzt. (…)

Michael Demel, www.deropernfreund.de

(…) Pier Giorgio Morandi, der bei der Wiederaufnahme das Opern- und Museumsorchester leitete, ging mit viel Gespür und Temperament an die Materie und holte aus dem Orchester alles an Farbe und Opulenz heraus. Aber auch die Solisten wirkten äußerst sou­verän, markant. Andreas Bauer Kanabas als kraftvoller Marchese und die zarte Izabela Matuła als eine sehr glaubwürdige und sensible Donna Leonora. Ihrer Schlüsselrolle stand Željko Lučić als Don Carlo zuverlässig zur Seite. Alfred Kim als Alvaro und Bianca Andrew als Preziosilla wa­ren weitere gute Besetzungen, auch der geradlinige Simon Bailey als Fra Melitone. (…)

Matthias Gerhart, Frankfurter Neue Presse

(…) Das Publikum erlebt perfektes, beglückendes Musiktheater mit Darstellern, die auch in einer Premiere nicht leidenschaftlicher agieren könnten.

Michael Demel, www.deropernfreund.de


(…) Die Opernfreunde erlebten erstmals den Kieler Generalmusik-direktor Benjamin Reiners am Pult des Opernorchesters. Er brachte viel Gespür für die farbige, abwechslungsreiche Musik mit und war sowohl bei der Barockoper als auch beim 1918 uraufgeführten Blaubart mit viel Sachverstand und künstlerischer Überzeugungskraft bei der Sache. Das Orchester musizierte hörbar gerne mit diesem Künstler. (…)

Matthias Gerhart, Frankfurter Neue Presse

Regisseurin Tatjana Gürbaca verwandelte ihr Debüt an der Oper Frankfurt am Sonntagabend in einen szenischen Triumph. (…) Im Verein mit Bühnenbildner Klaus Grünberg zeigte sie die Irrfahrten und die Heimkehr des Odysseus ausgehend von einer Ausgrabungsstätte, in der einer der touristischen Besucher zum Protagonisten Odysseus bestimmt wird. Nach und nach legen Gürbaca, Grünberg und die temperamentvolle Kostümbildnerin Silke Willrett so alle Schichten und Geschichten des europäischen Urmythos frei. (…)

Bettina Boyens / Wieland Aschinger, www.musik-heute.de


(…) Es ist das Verdienst der Oper Frankfurt, das Werk wieder in seiner Komplexität zur Diskussion gestellt zu haben; und es ist zu hoffen, dass von dieser Frankfurter Erstaufführung zumindest eine kleine Dallapiccola-Renaissance ausgehen wird.
Dallapiccola, seit seiner Jugend fasziniert von der Schönberg-Schule, hatte sich seine höchst individuelle Form der Zwölftontechnik angeeignet, die tonale Berührungspunkte nicht meidet, eine ungewöhnliche Klangfarbigkeit entwickelt (manchmal klingt es wie erweiterter Debussy) und in der durchweg gesanglichen Stimmführung das italienische Erbe keineswegs verleugnet.
Dass die Frankfurter Oper dem gerecht wird, das orchestrale und sängerische Niveau von hoher Qualität ist, war zu erwarten; der Chor, ein Hauptdarsteller des Stücks, unter der Leitung von Tilman Michael leistet Großartiges; das Museumsorchester, dirigiert von Francesco Lanzillotta, schillert in allen Farben. Es ist jedoch Tatjana Gürbacas Inszenierung, die auch den existenzialphilosophischen Aspekten von Dallapiccolas eigenem Libretto gerecht wird. (…)

Wolfgang Fuhrmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung


(…) Iain MacNeil, der über einen stattlichen und gar nicht defensiven, lichten Bariton verfügt, spielt den Titelhelden als eher passiv wirkende, tatsächlich jedoch in einer stetigen Suchbewegung und unaufdringlichen Selbstbehauptung begriffene Figur. Er schaut zwar gelegentlich skeptisch drein, erscheint aber vor allem vorbehaltlos, ein leeres Gefäß, der Mensch an sich. (…)

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) Mit unverkennbar italienisch geprägtem Sinn für das Kantable erkundet Dallapiccola die Möglichkeiten sämtlicher Stimmfächer. Da ist beispielsweise Katharina Magiera, die mit sämigem Alt in die Tiefengründe von Kirke und Melantho steigt, die dramatisch ergreifende Claudia Mahnke, der Ulisse als seiner toten Mutter im Hades begegnet, der süffige Tenor von Brian Michael Moore als Eumäos oder der markant virile Danylo Matviienko als Freier Antinoos. Sie alle bleiben aber letztlich Episode, während Iain MacNeil als Ulisse alles zusammenhält, mit einem herrlich bronzen gesättigten Bariton, der in der Höhe eine fast tenorale Wärme verströmt. Der noch recht junge Sänger übermittelt nicht nur die Selbstexegesen seiner Figur mit markanter Textverständlichkeit, sondern bindet sie auch stimmlich unter makellose Legatobögen.
Es gehört zur Programmpolitik des Frankfurter Intendanten Bernd Loebe, immer wieder unbekanntere Musiktheaterwerke vorzustellen. Dallapiccolas Ulisse erweist sich dabei als eines, das im Konzertsaal vielleicht besser aufgehoben ist als auf der Bühne, aber die Auseinandersetzung unbedingt lohnt. Weil Ulisse, dieser Niemand auf der Suche nach sich selbst, noch immer unser Zeitgenosse ist.

Michael Stallknecht, Süddeutsche Zeitung


Seit mehr als 40 Jahren galt sie als unspielbar: Luigi Dallapiccolas eigenwillige Zwölfton-Oper Ulisse aus dem Jahre 1968. Zu literaturlastig sei sie, zu lyrisch, zu wenig dramatisch und überhaupt: voll von trockener, philosophischer Intertextualität und musikalischen Selbstzitaten des italienischen Komponisten.
All das schreckte Regisseurin Tatjana Gürbaca bei ihrem Operndebüt in Frankfurt nicht. Wo andere Probleme sahen, findet sie eine offene Erzählweise. Die sich verwischenden Grenzen von Realität und Traum, von Erinnerung und Gegenwart nutzt sie für ihre symbolhaltige Bildersprache. (…)

Bettina Boyens, Frankfurter Neue Presse


(…) Kaum hoch zu loben ist der Frankfurter Opernchor. Er spielt eine Hauptrolle in dieser Klangschöpfung mit hochkomplexem Singen und Sprechen und tut dies mit der Inbrunst einer Bach-Passion. Einfach fabelhaft. (…)

Bernd Künzig, SWR 2 / Journal am Mittag


(…) Regisseurin Tatjana Gürbaca erzählt die Reise des Odysseus zu sich selbst mit starken, phantasiereichen, auch provokativen Bildern, in denen die Geschlechterrollen der Untoten in der Unterwelt aufgehoben sind und sogar die sexuelle Orgie bei der Rückkehr nach Ithaka kräftig, deutlich, aber nicht peinlich gezeichnet wirkt. (...)

Axel Zibulski, Wiesbadener Kurier


(…) Man muss lange zurückgehen, vielleicht bis zu Harry Kupfers Iwan Sussanin, um sich an eine Arbeit zu erinnern, die dem Opernchor eine choreografisch derart vielfältige Hauptrolle einräumt hat. Ob als Odysseus’ rudernde Gefährten, sensationshungriger Hofstaat oder als sich in Zeitlupe hereinwälzende, aus Toten bestehende Styx-Welle – hier ist er wichtigster Handlungsträger, lebendiger Teil des offenen Bühnenbildes und wird damit zu Odysseus ständigem Gegenüber.
Jeder der vielen Solisten gibt an diesem Abend sein schwieriges Rollendebüt. Dass die Oper Frankfurt die meisten aus dem Ensemble besetzen kann – Odysseus’ Mutter Antikleia verkörpert keine Geringere als Claudia Mahnke – spricht für sich.
Francesco Lanzillotta im Orchestergraben erzeugt aus den hypnotischen Zwölftonreihen ein raffiniertes Meereswogen und lässt Flöten, Vibrafon und Celesta samt grundierender Kontrabass-Flageoletts nicht nur in Nausikaas Traumsequenzen belcantoartig schimmern.

Bettina Boyens, Offenbach-Post

Die kernige, kraftvolle Stimme des deutsch-rumänischen Bari­tons Konstantin Krimmel sorgte für einen markanten Schlusspunkt der Sai­son der Liederabende im Frankfurter Opernhaus. (…)
Von Vorteil war das makellose Zusammenwirken mit seinem Klavierpartner Ammiel Bushakevitz (…).

Matthias Gerhart, Frankfurter Neue Presse


Wenn der Bariton die ideale Lage für das Kunstlied ist – und das ist sie unterm Strich –, so stellt Konstantin Krimmel immer noch eine Besonder­heit in seinem Fach dar. Er ist noch nicht dreißig, aber seine Stimme hat nicht nur die behände Schönheit, die ihn zu einem großartigen Figaro macht, son­dern auch donnernde Durchschlagskraft. Dazu verfügt er über die Kultur, näm­lich Kontrolle, die ihm für seine Lieder­abende Nuancierungen aller Art erlaubt, sehr unangestrengt dargeboten. Es wäre fürchterlich perfekt, wenn es nicht auch so sympathisch wäre. (…)

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau