Operngänger haben bemerkt, dass dem freizügigen Titelhelden von Mozarts Don Giovanni im Verlauf des Werkes keine amouröse Eroberung gelingt. Christof Loys faszinierende Neuproduktion an der Oper Frankfurt könnte erklären, warum das so ist. (…)
George Loomis, International New York Times (Übersetzung: Oper Frankfurt)
(…) Regisseur Christof Loy hatte es geschafft, die in unzähligen Varianten (scheinbar) ausinterpretierte „Oper der Opern“ nochmals gleichsam ganz neu zu erzählen. (…)
Hans-Klaus Jungheinrich, Frankfurter Rundschau
(…) Durchweg spannend ist diese bei Loy absolut ernste Operngeschichte durch seine gewissenhafte Personenregie, die echte und künstliche Gefühle dicht an den emotionalen Strängen der Musik extrahiert. (…)
Klaus Ackermann, Offenbach-Post
(…) Johannes Leiacker hat für die Rückführung auf den Urmythos einen schlossähnlichen Saal gebaut, dessen Erscheinungsbild mit dem Alter des Titelhelden konform geht: Der Lack ist ab, der Salon baufällig, die Rückwand notdürftig geflickt. Ursula Renzenbrinks Kostüme und das Licht Olaf Winters beschwören eine bisweilen traumschöne Atmosphäre, die auf die spanischen Tirso-de-Molina-Zeit Anfang des 17. Jahrhunderts verweist. (…)
Bettina Boyens, Gießener Allgemeine Zeitung
(…) Christian Gerhaher singt einen introvertierten Don Giovanni, der seiner Ausweglosigkeit ab und an zu entkommen sucht. Gerade die melancholische Färbung der Partie gelingt Gerhaher fabelhaft. Brenda Rae ist eine wunderbar desillusionierte Donna Anna mit herrlichen piani und bruchlosen Höhen, Martin Mitterrutzner ein schlanker, überaus geschmeidiger Ottavio, Simon Bailey ein spielfreudig-rustikaler Leporello und Robert Lloyd ein mächtiger Komtur.
Bernd Zegowitz, Rhein-Neckar-Zeitung Heidelberg
(…) Mit Regisseur Christof Loy, einem der hellsichtigsten, subtilsten Rollenbefragern, bei dem Sänger sehr viel zulassen können, ohne dass dies ausgenutzt würde, glückt Gerhaher eine verstörende, bestechende Charakterstudie. Seine Stimme hat er dafür ergrauen lassen. Ein Gesang, verhangen, abgedunkelt, wie unter einer dünnen Lage Spinnweben. Ab und zu, in der „Champagner-Arie“, auch im Rezitativgespräch mit Leporello, belfert es aus Gerhaher heraus. Giovannis Wut, man versteht, ist nur mühevoll unterdrückt. Das Ständchen im zweiten Akt beginnt Gerhaher so zärtlich, so fein nuanciert, wie man es wohl noch nie gehört hat, um dann das Stück in sich zusammenfallen zu lassen. Diesem Giovanni möchte man nicht im Dunkeln begegnen. Einmal schaut er aus dem Fenster, wünscht sich fort. Doch da ist keine Sonne mehr, nur kaltes Mondlicht.
(…) Diese Giovanni-Studie brennt sich ein. Irgendwann, im Rückblick, nennt man solche Aufführungen wohl denkwürdig.
Markus Thiel, Münchner Merkur
(…) Man muss dieser Theorie nicht unbedingt folgen, um die dramaturgische Schlüssigkeit und Stimmigkeit, die ausgefeilte Personenregie und die heute leider selten gewordene Ernsthaftigkeit dieser Produktion zu schätzen.
Glänzend charakterisiert ist etwa die vibrierende Donna Elvira mit der glutvollen Juanita Lascarro. Respekt heischt die strenge Vornehmheit von Donna Anna mit der festspielwürdigen Brenda Rae. Als Don Ottavio symbolisiert Martin Mitterrutzner wie auf einer eigenen Klanginsel den emotionalen Gegenpol zu Don Giovanni. Der Leporello von Simon Bailey erhält gerade in seiner federnd leicht gesungenen Registerarie eine ungewöhnliche psychologische Deutung, wenn er statt Hohn und Spott zunehmend Mitleid für Donna Elvira empfindet und sich angewidert von seinem Herrn distanziert. (…)
Lotte Thaler, Neue Zürcher Zeitung
(…) Bejubelt wurden vor allem Martin Mitterrutzner als Don Ottavio und Brenda Rae in der Rolle der Donna Anna. Wundervoll gestaltet sie mit ihrem klaren Sopran die Arie „Crudele? Ah no! mio bene!“, deren Piano selbst in den höchsten Tönen deutlich bleibt. (…)
Susanne Döring, Darmstädter Echo
(…) Björn Bürger, erst seit Kurzem im Frankfurter Ensemble, entwickelt sich prächtig. Sein Masetto lässt den Giovanni ahnen. Für 2016 ist er in Glyndebourne als Barbier von Sevilla gebucht – kein Experiment, sondern ein klarer Weg. (…)
Stephan Mösch, Opernwelt
(…) Simon Bailey (…) sang den Leporello mit frei fließendem Bassbariton, ausgesprochen nuanciert und stets mit auf dem Atem liegender Stimme.
(…)
Ebenfalls einen vorzüglichen Eindruck machte der junge Bariton Björn Bürger, der als Masetto darstellerisch und vokal überzeugte. Sein warmes und flexibles Timbre führte er technisch sicher und schlackenlos. (…)
Lars-Erik Gerth, Maintal Tagesanzeiger
(…) In einer kurzen Ansprache klärt Intendant Bernd Loebe den Fehlalarm auf.
Zurück zu Mozart: Eigentlich ist dieser Zwischenfall ein Glücksfall, denn so kann man ein zweites Mal erleben, wie emotional-bewegend Rollendebütantin Brenda Rae den Larghetto-Teil ihre Arie gestaltet. Ihre grandiose Donna Anna ist das i-Tüpfelchen in einem geschlossen-kultivierten Ensemble. (…) Grazia Doronzio ist mit silbernem, schwerelosem Sopran der Archetyp einer Zerlina und gibt ebenso ihr Rollendebüt wie Björn Bürger als Masetto, der in der eher kleinen Rolle so dynamisch und kraftvoll auftritt, als sänge er den Titelhelden. Stark! (…) Nur kurz im Einsatz, aber das höchst effektiv, ist der Chor des Hauses, einstudiert von Markus Ehmann. (…)
Christoph Broermann, www.opernnetz.de
(…) Ein fulminantes Solisten-Ensemble, eine tiefgreifende Regie, ein wunschlos glücklich machender Opernabend!
Annika Täuschel, BR-Klassik / Leporello
(…) nicht nur war wieder einmal das staunenswert hohe, inzwischen fast einzigartige Ensembleniveau in Frankfurt zu bewundern.
Da war auch wieder das flüssige, schlüssige, immer theaterpraktisch, doch auch dunkle wie zärtliche Momente gekonnt setzende Dirigat von Generalmusikdirektor Sebastian Weigle. Das weich abfedernde, trotzdem plastisch konturiert spielende Orchester. Und da waren die stimmigen, an Kontur gewinnenden, nur um zwei Gäste ergänzten Vokalisten. (...)
Manuel Brug, Die Welt
(…) Im Saal wird beglückend gesungen, das Orchester unter Sebastian Weigle zeigt sich wie gewohnt in Bestform. (…)
Wertung: TOLL
Josef Becker, Bild Frankfurt
(…) der Dirigent findet für jede Arie und jedes Ensemble den passenden, charakteristischen Ton, und oft nimmt er ganz bewusst die Lautstärke zurück. (…)
Susanne Benda, Stuttgarter Nachrichten
(…) Sebastian Weigle ist am Pult des hochpräzise mit der Szene abgestimmten Frankfurter Opern- und Museumsorchesters nicht darauf aus, die Partitur mit Dauer-Furor aufzumischen. Er lauscht gleichsam, musikalisch feinsinnig auf der Seite von Loys klug differenzierender Inszenierung, in sie hinein und kostet dabei auch das Innehalten und die reflektierende Stille aus. (…)
Joachim Lange, www.nmz.de
(…) was für ein schöner, reicher Mozart tönte aus dem Graben vom Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter Sebastian Weigle: Alles war durchhörbar und detailgenau, rund im Klang, doch nie eingeebnet. Selbst bei langsamen Tempi herrschte große Binnenspannung.
Klaus Kalchschmid, Die Rheinpfalz
(…) Einhelliger Beifall für alle. Diese stimmige, herausragende Produktion wird auf Jahre der Oper Frankfurt ein volles Haus bescheren.
Andreas Bomba, Frankfurter Neue Presse