Wer hat die Stabsstelle »Zukunft der Städtischen Bühnen« beauftragt?
Die Stadtverordneten beauftragten im Frühjahr 2018 den Magistrat mit einer Untersuchung zur Sanierung des Bestandsgebäudes am Willy-Brandt-Platz:
Gemeinsamer Antrag der Fraktionen von CDU, SPD und Die GRÜNEN im Römer NR 539 vom 16.3.2018 — »Sanierung oder Neubau der Städtischen Bühnen Frankfurt (SBF)«: https://www.stvv.frankfurt.de/download/NR_539_2018.pdf
Dazu Beschluss der Stadtverordnetenversammlung: https://www.stvv.frankfurt.de/download/PAR_2619_2018.pdf
Für diese Untersuchung wurde die Stabsstelle »Zukunft der Städtischen Bühnen« unter der Leitung des Architekten Michael Guntersdorf von Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig ins Leben gerufen. Oberbürgermeister Peter Feldmann verfügte, dass alle Ämter und Betriebe der Stadt Frankfurt die neu gegründete Stabsstelle bei ihrer Arbeit unterstützen sollten.
Die Stabsstelle nahm im Herbst 2018 ihre Arbeit auf.
Wie lautet der Prüfauftrag?
Der Prüfauftrag beinhaltete folgende Fragen:
- ist eine bauliche Sanierung unter maximalem Erhalt des Bestandes möglich und wirtschaftlich?
- können Funktionen ausgelagert werden?
- senkt eine bestandswahrende Sanierung die Kosten?
Für die fachliche Erarbeitung und Prüfung der unterschiedlichen Varianten wurden externe Experten hinzugezogen. Zum einen das Planerteam, das für die Machbarkeitsstudie 2017 die Bestandsaufnahme erstellt hatte. Dieses bestand aus einem Architekturbüro mit langjähriger Erfahrung in Bau und Sanierung von Theaterbauten, einem erfahrenen Ingenieurbüro für Haustechnik, Brandschutzgutachtern, Tragwerksingenieuren, Logistikplanern sowie Organisationsfachplanern.
Wie lautet das Ergebnis des Prüfauftrags?
Es sind zwei Sanierungsvarianten untersucht worden:
I. BASIS-Sanierung:
Die Gebäudestruktur wird beibehalten, das Nötigste saniert und modernisiert. Die Gesamt-Investitions-Kosten werden auf rund 826 Millionen Euro geschätzt (dabei entfällt ein Großteil der Baukosten auf die Erneuerung der Haustechnik).
Aufgrund der nicht beseitigten Mängel der Gebäudestruktur sind keine Verbesserungen im Betrieb möglich. Während der Bauzeit müssen beide Spielstätten in eine Interimsspielstätte umziehen, wodurch hohe Kosten entstehen. Diese Variante ist, da wesentliche Gebäudemängel bleiben, trotz der hohen Kosten nicht zukunftsfähig, damit auch nicht wirtschaftlich und nicht nachhaltig.
II. VERBESSERTE Sanierung:
Hierbei würde eine Verbesserung der betrieblichen Abläufe in begrenztem Umfange möglich, z.B. wird die Andienung verbessert. Die Öffnung des Gebäudes wäre zumindest in Teilen umsetzbar, so dass es für die Öffentlichkeit auch außerhalb der Spielzeiten teilweise nutzbar wäre. Die Gesamt-Investitions-Kosten werden hierfür auf rund 918 Millionen Euro geschätzt. Nachteil: Sehr teuer bei nur relativ geringfügigen Verbesserungen. Es bleibt ein altes Gebäude mit strukturellen Mängeln. Wesentliche Verbesserungen der künstlerischen Bedingungen sind auch in dieser Variante nicht möglich. Zudem müsste auch in dieser Variante für beide Sparten eine Interimsmöglichkeit gefunden werden. Auch diese Variante ist nicht zukunftsfähig, nicht wirtschaftlich und nicht nachhaltig.
Die jeweiligen Gesamtkosten enthalten neben den Investitionskosten für Sanierung und Neubau auch die Kosten für Interim, angemessene Risikozuschläge sowie die aktuell zu erwartende Baupreissteigerung.
Da beide Sanierungsvarianten ein völlig unbefriedigendes Ergebnis erbrachten (Kosten stehen in keinem vernünftigen Verhältnis zu den erreichbaren Ergebnissen) wurden in einem weiteren Schritt zwei Neubauvarianten untersucht:
- Neubau Doppelanlage am Willy-Brandt-Platz. Dabei werden Baukosten von rund 495 Millionen Euro erwartet. Die Gesamt-Investitions-Kosten werden auf rund 874 Millionen Euro für ein optimiertes Gebäude geschätzt, das die künstlerischen, betrieblichen und publikumswirksamen Abläufe bestmöglich umsetzt. Zudem könnte ein auch städtebaulich wirksamer Entwurf die angestrebte Aufwertung des Willy-Brandt-Platzes befördern.
- Neubau einer Spielstätte am Willy-Brandt-Platz und Neubau einer weiteren Spielstätte an einem anderen innerstädtischen Standort. Erwartete Baukosten von rund 511 Millionen Euro. geschätzte Gesamt-Investitions-Kosten von rund 809 Millionen Euro. Da nur eine Interimsspielstätte notwendig wäre, sind die Gesamtinvestitionskosten niedriger als bei der Doppelanlage, die zwei Interimsspielstätten erfordert.
Wie setzen sich die Kosten zusammen?
Die jeweiligen Gesamtkosten enthalten neben den Investitionskosten für die eigentlichen Planungs- und Baumaßnahmen auch die Kosten für die Interimsspielstätten, angemessene Risikozuschläge, aktuell zu erwartenden Baupreissteigerungen während der Projektlaufzeit.
Wie kann das Gesamtprojekt finanziert werden?
Mit der grundlegenden Richtungsentscheidung der Stadtverordneten können nun die unterschiedlichen Möglichkeiten für eine Finanzierung ausgelotet werden. Dabei sind mehrere Modelle denkbar.
Die Stadt Frankfurt wird auch eine Beteiligung des Landes Hessen und des Bundes sowie andere Möglichkeiten untersuchen.
Sind die Berichte der Untersuchung zur Sanierung öffentlich?
Folgende Berichte sind öffentlich verfügbar: die Zusammenfassung der Machbarkeitsstudie von 2017, der Bericht der Stabsstelle »Zukunft der Städtischen Bühnen«, der die Ergebnisse der Untersuchung zur Sanierung zusammenfasst, der Planerbericht und die Berichte zum Interim, zum Produktionszentrum sowie zu den Kosten:
https://kultur-frankfurt.de/portal/de/Presse/ZukunftStaedtischeBuehnen/2581/0/0/0/161.aspx
Wie unterscheidet sich die Untersuchung zur Sanierung 2019 von der Machbarkeitsstudie von 2017?
Die Untersuchung zur Sanierung 2019 der Stabsstelle baut auf die Machbarkeitsstudie von 2017 auf. Der ergänzende Prüfauftrag sollte klären, ob eine Sanierung unter maximalem Erhalt des Bestandes der Theaterdoppelanlage am Willy-Brandt-Platz möglich und wirtschaftlich ist. In diesem Kontext wurde auch geprüft, ob über eine Auslagerung von Funktionen die Schaffung der erforderlichen Flächen für die notwendige Gebäudetechnik und zur Erfüllung gesetzlicher Auflagen erreicht kann. Dabei war zu beachten, dass im Gegensatz zur Machbarkeitsstudie keine zusätzlichen Funktionen am Willy-Brandt-Platz untergebracht und im Volumen der bestehenden Kubatur geplant werden.
Die aktuelle Untersuchung geht davon aus, dass für eine Sanierung oder einen Neubau der jetzigen Theaterdoppelanlage ohne Unterbrechungen oder Zwischennutzungen das Gebäude am Willy-Brandt-Platz vollständig leergezogen wird.