Lyrisches Drama in vier Akten
Text von Edouard Blau, Paul Milliet und Georges Hartmann nach dem Roman Die Leiden des jungen Werther (1774) von Johann Wolfgang von Goethe
Uraufführung am 16. Februar 1892, Hofoper, Wien
Originalproduktion der De Nederlandse Opera Amsterdam in Kooperation mit der Opéra Lyon
In französischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Einführungen aktuell nur als Video (verfügbar auf YouTube)
Musikalische Leitung Takeshi Moriuchi
Werther Gerard Schneider
Charlotte Gaëlle Arquez
Sophie Heather Engebretson
Albert Domen Križaj
Johann Iain MacNeil
Le Bailli Franz Mayer
Schmidt Brian Michael Moore
Die Frankfurter Oper nimmt Jules Massenets Werther wieder ins Programm und kann mit Gerard Schneider einen in jeder Hinsicht überragenden Debütanten in der Titelpartie präsentieren. Ihm zur Seite gelingt Gaëlle Arquez als Charlotte ein weiteres Debüt der sensationellen Art: Wie sie die schwierige Rolle der zur inneren Passivität verdammten Geliebten mit größter darstellerischer Finesse beglaubigt und dabei ihrem vollen Mezzosopran immer wieder neue Schattierungen abgewinnt, ist allein den Besuch des Abends wert.
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Heather Engebretson ließ in ihrem Hausdebüt als kindlich-muntere Sophie ihre unverwechselbar kernige Sopran-Stimme aufleuchten, die ihr am Hessischen Staatstheater Wiesbaden bereits die Partie der Konstanze (Serail) und Verdis Violetta eingebracht hat. Neben sängerischer Genauigkeit zeigten die Novizen Iain MacNeil und Brian Michael Moore als Johann und Schmidt großen Spaß an ihrer dämonischen Groteske (…).
Bettina Boyens, Offenbach-Post
(…) Die schönste und kultivierteste Stimme des Abends präsentierte zweifellos das neue Ensemble-Mitglied Domen Križaj. Der junge slowenische Sänger reüssierte bereits mit einem erfolgreichen Lieder-Recital und verlieh nun dem chancenlos liebenden Albert die noble Erscheinung. Markant, herrlich timbriert strömte der dunkle Bariton in prächtigen Farbnuancen und ausdrucksstarker Klangbalance dahin und sicherte sich den Beifallszenit. (…)
Gerhard Hoffmann, www.der-neue-merker.eu
(…) Einer schwierigen Aufgabe sah sich (…) Studienleiter Takeshi Moriuchi im Orchestergraben gegenüber, der dem von 64 auf nur 26 Musiker reduzierten Opern- und Museumsorchester trotzdem fülligen Schmelz inklusive Verismo-Einsprengsel abzutrotzen hatte. Ein Unterfangen, das bis auf minimale Cello-Ungenauigkeiten farbig und ideenreich gelang, wobei ihm die dynamischen Aufwallungen der letzten beiden Akte besonders intensiv glückten. (…)
Bettina Boyens, Frankfurter Neue Presse
(…) Die prägnante und schlüssige Personenregie hat sich auch in der Wiederaufnahme erhalten, was ein Verdienst von Alan Barnes ist, der die szenische Leitung der aktuellen Aufführungsserie innehat. Zusammen mit der gekonnten Lichtregie von Joachim Klein, die vor allem starke Effekte auf dem hinteren Teil der Bühne erzeugt, entstehen so sehr beeindruckende Schlaglichter auf die Personen.
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Das auf 26 Musiker pandemiegerecht geschrumpfte Orchester wird von Takeshi Moriuchi umsichtig geleitet. Die reduzierte Besetzung bringt es mit sich, dass das Klangbild transparenter als gewohnt erscheint. Das kommt dem analytischen Interpretationsansatz des Dirigenten entgegen. Französische clarté bestimmt seine Haltung, welche der Musik die Anmutung epigonenhafter Wagner’scher Klangräusche austreibt. (…)
Michael Demel, www.deropernfreund.de
Der Rechtspraktikant Werther leidet unter den gesellschaftlichen Zwängen und sehnt sich nach Entgrenzung. Keine menschliche Verbindung kann ihm Halt geben, bis er die bereits verlobte Charlotte kennenlernt ... Goethes Die Leiden des jungen Werther gilt als Hauptwerk jener Gefühlskultur, die als »Empfindsamkeit« in die Literaturgeschichte einging. Der Briefroman, an dessen Ende ein Selbstmord steht, geriet zum größten Medienskandal des 18. Jahrhunderts und sorgte dafür, dass sich eine ganze Generation in den Werther’schen Farben Gelb und Blau kleidete. Jules Massenet und seinen Librettisten gelang mit dem Drame lyrique in vier Akten, das an seinen dramatischen Höhepunkten den Verismo vorausahnen lässt, eine der eindrücklichsten Bearbeitungen des Stoffes.
Regisseur Willy Decker lotet die Diskrepanz zwischen der Sehnsucht der Liebenden und ihrer Realität, zwischen Hoffnung und Resignation im abstrakten Raum von Wolfram Gussmann aus. In Gelb- und Blautönen entfaltet sich auch visuell jene musikalisch sensibel geschilderte Traumsphäre, in welcher die realitätsferne Liebe von Werther und Charlotte einzig existieren kann.
OPER FRANKFURT ZUHAUSE
In unserem neuen Talk-Format »Zwischen Tür und Angel« erhalten Sie spannende Hintergrundinformationen des Opernalltags abseits der großen Bühne. Einen Talk mit Takeshi Moriuchi zu »Werther« finden Sie ab sofort auf Youtube.