Der Zar lässt sich fotografieren /
Die Kluge
Kurt Weill (1900–1950)
Carl Orff (1895–1982)
Der Zar lässt sich fotografieren
Opera buffa in einem Akt
Text von Georg Kaiser
Uraufführung 1928, Neues Theater, Leipzig
Die Kluge. Die Geschichte von dem König und der klugen Frau
Zwölf Szenen
Text von Carl Orff
Uraufführung 1943, Opernhaus, Frankfurt am Main
In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Einführungen eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Holzfoyer und kurz vor der Premiere als Video
Im Rahmen dieser Neuinszenierung findet am 4. Juni um 11 Uhr im Holzfoyer die 9. Kammermusik statt.
Musikalische Leitung Yi-Chen Lin
Der Zar lässt sich fotografieren
Der Zar Domen Križaj
Die falsche Angèle Juanita Lascarro
Angèle Ambur Braid
Der Gehilfe AJ Glueckert
Der Boy Helene Feldbauer°
Der falsche Gehilfe Andrew Bidlack
Der falsche Boy Karolina Makuła
Der Anführer Peter Marsh
Der Begleiter des Zaren Alfred Reiter
Fünf Verschwörer Hyunjung Kim, Istvan Balota, Sakhiwe Mkosana, Lennart S. Kost, Alexander Winn
Zwei Kriminalbeamte Dietrich Volle, Iain MacNeil
Die Kluge
Die Kluge, Tochter des Bauern Elizabeth Reiter
Der König Mikołaj Trąbka
Der Bauer Patrick Zielke
Erster Strolch Andrew Bidlack
Zweiter Strolch Iain MacNeil
Dritter Strolch Dietrich Volle
Der Mann mit dem Esel AJ Glueckert
Der Mann mit dem Maulesel Sebastian Geyer
Der Kerkermeister Alfred Reiter
°Mitglied des Opernstudios
Die Freude am Spiel mit Theaterformen, Erzähltraditionen und Konventionen des Musiktheaters teilen Kurt Weill und Carl Orff. Während sich der eine 1928 mit Der Zar lässt sich fotografieren auf das Gebiet der komischen Oper begibt, schafft der andere mit Die Kluge Anfang der 40er Jahre ein heiter-ernstes Sinnspiel, in dem sich Märchen, Volkstheater und bayerische »Kumedi« miteinander verbinden.
Im Zentrum der Handlung von Weills turbulentem Einakter steht ein Zar, auf den in einem Pariser Fotoatelier ein Attentat verübt werden soll. Zwischen dem Aristokraten und einer Mitverschwörerin, die sich als Fotografin Angèle ausgibt, entwickelt sich ein für den Machthaber lebensgefährlicher Flirt … Als echte Zeitoper lässt Weills Werk populäre Unterhaltungsmusik anklingen und integriert technische Innovationen wie das Grammophon, auf dem der zum Hit avancierte Tango Angèle abgespielt wird.
Mit einem vergleichbaren Schwung und doch in ganz anderem Duktus entwickelt Carl Orff seine Zwölf Szenen. Er greift dafür auf das Grimm’sche Märchen Die kluge Bauerntochter zurück, jene Geschichte vom König und der klugen Frau, die sich in unzähligen Varianten weltweit wiederfindet. Von der Sprache ausgehend, radikal und raffiniert primitiv zielt Orffs Die Kluge auf eine plastische Bühnenwirksamkeit. Dabei reicht die Palette des Ausdrucks vom gesprochenen über das rhythmisierte Wort bis hin zur Kantilene. Durch die Verwendung von Knittelversen entsteht eine kunstvolle Volkstümlichkeit, die immer wieder in die Persiflage kippt.
In Weills »Zar-Oper« wird das Geschehen von einem Herrenchor in Frack und Zylinder kommentiert. Bei Orff äußern sich Shakespeare-hafte Strolche in bänkelsängerischen Ensembles zu den Ereignissen – und so hörte das Publikum der Frankfurter Uraufführung im Jahr 1943 aus ihrem Mund die Worte: »Tyrannis führt das Zepter weit« …
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