(…) Um 19 Uhr und siebzehn Minuten war es soweit: in der Frankfurter Oper öffnete sich der Vorhang zum Start der neuen Saison und zugleich zur ersten Vorstellung, die seit dem Lockdown im März, der das Ende des regulären Betriebs gebracht hatte, möglich war. Zudem war es der erste Abend der neuen Corona-Ordnung, die mit Abstandsregelungen, Masken- und Meldepflicht den allermeisten Besuchern schon aus anderen Zusammenhängen vertraut sein durfte. (…)
Bernhard Uske, Frankfurter Rundschau
(…) Statt der ursprünglich 56 Musiker ließen sich nur 21 im Graben und als Fernorchester ausmachen. So konnte die rhythmussicher intonierende ukrainische Dirigentin Oksana Lyniv bei ihrem präzisen Hausdebüt auf nur drei erste Violinen zurückgreifen.
Bellinis Opus Magnum selbst, das Berühmtheit erlangte durch seine sich unendlich windenden Melodien, erklang auf pausenlose, gute zwei Stunden herunter gekürzt. Alle wesentlichen Nummern blieben unter der szenischen Leitung von Caterina Panti Libprovici zwar erhalten, aber ohne Wiederholungen.
Dafür entschädigten die frei singenden Solisten für alle pandemiebedingten Restriktionen. Allen voran begeisterte die stimmlich immer aufs Neue erblühende Brenda Rae in ihren raffiniert nervösen Tüllkleidern Christian Lacroix's. Francesco Demuro als ihr Geliebter Arturo schraubte seinen Spinto-Tenor samt dreigestrichenem „f“ dazu in beglückende Höhen. Viel Gefühl setzte der polnische Bariton Andrzej Filończyk bei seinem Rollen- und Hausdebüt als Nebenbuhler Sir Riccardo Forth ein, ebenso wie der kräftige, lyrische Tenor Tianji Lin als Roberton. Aufhorchen ließ die noble Stimmeleganz, die Karolina Makuła für ihre Enrichetta bereithielt.
Bettina Boyens, Frankfurter Neue Presse
(…) Viril, effektvoll, trotz Reduzierung höchst qualitativ präsentierte sich der mit Masken dekorierte Opernchor (Tilman Michael). (…)
Gerhard Hoffmann, www.der-neue-merker.eu
(…) So präsentiert die Oper Frankfurt zum Saisonbeginn eine geradezu festspielwürdige Besetzung in den vier Hauptpartien. (…)
Am Ende merkt man Publikum wie Ensemble die Freude darüber an, dass wieder gespielt werden durfte. Bei einem voll besetzten Haus wären sicher jede Arie und jedes Duett dieser außerordentlichen Sängerriege vom Publikum mit Jubelstürmen bedacht worden. Doch Bravorufe führen zum erhöhten Aerosol-Ausstoß und sind in Corona-Zeiten tabu. Auch lässt sich mit wenigen hundert auf Lücke sitzenden Zuhörern kein ordentlicher Beifallssturm entfachen. Anfängliche Versuche von Szenenapplaus wurden im Laufe der Vorstellung schließlich aufgegeben. Auch der Schlussbeifall wirkte anders als sonst, weniger lautstark, aber inniger. Er transportierte mehr als bloße Anerkennung für künstlerische Leistungen, nämlich: Dankbarkeit.
Michael Demel, www.deropernfreund.de