(…) Vasily Barkhatov, eine Art russischer Wunderknabe der Opernregie, hört der Musik genau zu und erschafft zusammen mit seinem Bühnenbildner Christian Schmidt eine neue Welt, die aber passgenau mit der Originalhandlung harmoniert. (…)
Alle Partien sind wie oft in Frankfurt hervorragend besetzt, in der Mitte steht, für alles und alles der Bezugspunkt, Asmik Grigorian. Man kann den Titel der Oper auch mit „Die Bezaubernde“ übersetzen, dann weiß man, was Grigorian macht. Ihr Anderssein ist warme Menschlichkeit, ihr sängerdarstellerischer Instinkt reines Wunder bis ins Detail jeder kleinsten Geste, jeder unscheinbarsten Phrase. Das System vernichtet den reinsten, schönsten, leuchtendsten, strahlendsten Menschen.
Egbert Tholl, Süddeutsche Zeitung
(…) Nicht minder faszinierend ist die Bühnenpräsenz von Claudia Mahnke mit dem großformatigen Hass als Fürstin. Von der angesagten Indisposition lässt der Fürst des Iain MacNeil nichts spüren. Im Gegenteil: Für die Verbindung von baritonalem Wohllaut und Versorgung des Schäferhundes mit Leckerlis ist ihm die Bewunderung des Publikums sicher. Die proteinreiche Kraftnahrung, die sich sein Sohn Prinz Juri auf der Bühne mischt, wird diesen nicht aus der pathologischen Mutterbindung retten. Alexander Mikhailov macht diese Tragik mit dem Nachdruck seines samtweich timbrierten Tenors deutlich und registriert früh, dass in seiner Familie etwas sehr gründlich schiefläuft. Wie schief, zeigt das Ende. Nur so viel sei verraten: Es wird sehr blutig. Und man möchte eigentlich noch einmal zurückspulen.
Volker Milch, Wiesbadener Kurier
(…) Dazu kommt Frederic Jost mit bildschönem, klug geführtem Bass als Mamyrow, ein zehnköpfiges, durch die Bank brillantes Nebenrollenensemble und der von Tilman Michael fantastisch einstudierte Chor. (…)
Andreas Falentin, www.die-deutsche-buehne.de
(…) Da sollte man sich nicht zu sehr hineinsteigern, aber man muss schon sagen, dass es schwierig ist, sich nicht hineinzusteigern, wenn Asmik Grigorian es ist, die diese Liebe aus freien Stücken und mit ihrem makellosen, fein abgetönten Sopran hinaussingt. Nastasja, was für eine Partie für diese große Sängerdarstellerin. Mit erschütterndem Ernst und mitreißender Freundlichkeit wirft sie sich in die Rolle eines Menschen, der das Leben kennt. Und der eine Freiheit propagiert, die nicht ihrerseits Zwang ausübt (wie Carmens, zum Beispiel, Carmen wirkt im Vergleich überhaupt merkwürdig – kleinlich), sondern die großmütig und vernünftig ist. Es wird ihr nichts helfen, wie gesagt.
Asmik Grigorian ist ein Dreh- und Angelpunkt dieser aber auch ansonsten höchst facettenreich besetzten Aufführung, die – so erzählte es Intendant Bernd Loebe bei der Vorstellung der Spielzeitpläne – ihr eigener Vorschlag war. Ein toller Vorschlag. Im großen Ensemble ist sie die einzige, die ihre Rolle schon gesungen hat, aber die Begeisterung des Publikums sollte durchschlagend genug sein, um Nachahmungen anzuregen. Es gibt keinen Grund, schon wieder auf Eugen Onegin zu setzen, wenn Die Zauberin, ein paar Jahre später, 1887, in Sankt Petersburg uraufgeführt, in den Blick genommen werden könnte. Tschaikowski mochte sie sehr. (…)
Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau
(…) Dirigent Valentin Uryupin stürzt mit dem Frankfurter Opern- und Museumorchester die Zuhörer in aufwühlende, gegensätzliche Emotionen: volksliedhaft schlicht, ja sentimental, dann wieder mit kraftvoller Energie, manche Chöre unsichtbar im Hintergrund wie flüsternde innere Stimmen der Figuren. Dann wiederum macht sich eine sich immer mehr aufgepeitschte Ausgelassenheit im Wirtshaus von Natasja breit. (…)
Bernhard Doppler, www.tagesspiegel.de
(…) Der Chor der Oper Frankfurt, trainiert von Tilman Michael, zeigt sich in Bestform. Für eine atemraubende Revue beim Fest sorgen, gleich nach Freiheitsballade und Wodkaexzess, fünf Tänzer, die in rabenschwarzen Tüll-Tutus über Tisch und Bänke springen und beim Handstand-Überschlag ihre revolutionsroten Unterhosen vorzeigen, bösartigerweise bedruckt mit einem feschen Hammer-und-Sichel-Emblem. (…)
Eleonore Büning, www.van-magazin.de
(…) Am Ende Begeisterungsstürme, wie sie selbst an der Oper Frankfurt Seltenheitswert haben.
Roland H. Dippel, www.nmz.de (neue musikzeitung)