Spielplan

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Die Zauberin

Peter I. Tschaikowski 1840–1893

Oper in vier Akten
Text von Ippolit W. Schpaschinski
Uraufführung 1887, Mariinski-Theater, Sankt Petersburg

In russischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Einführungen eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Holzfoyer und als Video

Musikalische Leitung Valentin Uryupin

Nastasja Asmik Grigorian
Fürst Iain MacNeil
Die Fürstin Claudia Mahnke / Elena Manistina (11.12. musikalisch, 14., 18., 21.12.), Verena Rosna (11.12. szenisch)
Prinz Juri Alexander Mikhailov
Mamyrow / Kudma Frederic Jost
Nenila Zanda Švēde
Iwan Schuran Božidar Smiljanić
Foka Dietrich Volle
Polja Nombulelo Yende°
Balakin Jonathan Abernethy
Potap Pilgoo Kang
Lukasch Kudaibergen Abildin
Kitschiga Magnús Baldvinsson / Serhii Moskalchuk (8.1.)
Paisi Michael McCown / Alexey Egorov (11.12.)
Künstler Aslan Diasamidze

°Mitglied des Opernstudios

(…) Vasily Barkhatov, eine Art russischer Wunderknabe der Opernregie, hört der Musik genau zu und erschafft zusammen mit seinem Bühnenbildner Christian Schmidt eine neue Welt, die aber passgenau mit der Originalhandlung harmoniert. (…)
Alle Partien sind wie oft in Frankfurt hervorragend besetzt, in der Mitte steht, für alles und alles der Bezugspunkt, Asmik Grigorian. Man kann den Titel der Oper auch mit „Die Bezaubernde“ übersetzen, dann weiß man, was Grigorian macht. Ihr Anderssein ist warme Menschlichkeit, ihr sängerdarstellerischer Instinkt reines Wunder bis ins Detail jeder kleinsten Geste, jeder unscheinbarsten Phrase. Das System vernichtet den reinsten, schönsten, leuchtendsten, strahlendsten Menschen.

Egbert Tholl, Süddeutsche Zeitung


(…) Nicht minder faszinierend ist die Bühnenpräsenz von Claudia Mahnke mit dem großformatigen Hass als Fürstin. Von der angesagten Indisposition lässt der Fürst des Iain MacNeil nichts spüren. Im Gegenteil: Für die Verbindung von baritonalem Wohllaut und Versorgung des Schäferhundes mit Leckerlis ist ihm die Bewunderung des Publikums sicher. Die proteinreiche Kraftnahrung, die sich sein Sohn Prinz Juri auf der Bühne mischt, wird diesen nicht aus der pathologischen Mutterbindung retten. Alexander Mikhailov macht diese Tragik mit dem Nachdruck seines samtweich timbrierten Tenors deutlich und registriert früh, dass in seiner Familie etwas sehr gründlich schiefläuft. Wie schief, zeigt das Ende. Nur so viel sei verraten: Es wird sehr blutig. Und man möchte eigentlich noch einmal zurückspulen.

Volker Milch, Wiesbadener Kurier


(…) Dazu kommt Frederic Jost mit bildschönem, klug geführtem Bass als Mamyrow, ein zehnköpfiges, durch die Bank brillantes Nebenrollenensemble und der von Tilman Michael fantastisch einstudierte Chor. (…)

Andreas Falentin, www.die-deutsche-buehne.de


(…) Da sollte man sich nicht zu sehr hineinsteigern, aber man muss schon sagen, dass es schwierig ist, sich nicht hineinzusteigern, wenn Asmik Grigorian es ist, die diese Liebe aus freien Stücken und mit ihrem makellosen, fein abgetönten Sopran hinaussingt. Nastasja, was für eine Partie für diese große Sängerdarstellerin. Mit erschütterndem Ernst und mitreißender Freundlichkeit wirft sie sich in die Rolle eines Menschen, der das Leben kennt. Und der eine Freiheit propagiert, die nicht ihrerseits Zwang ausübt (wie Carmens, zum Beispiel, Carmen wirkt im Vergleich überhaupt merkwürdig – kleinlich), sondern die großmütig und vernünftig ist. Es wird ihr nichts helfen, wie gesagt.
Asmik Grigorian ist ein Dreh- und Angelpunkt dieser aber auch ansonsten höchst facettenreich besetzten Aufführung, die – so erzählte es Intendant Bernd Loebe bei der Vorstellung der Spielzeitpläne – ihr eigener Vorschlag war. Ein toller Vorschlag. Im großen Ensemble ist sie die einzige, die ihre Rolle schon gesungen hat, aber die Begeisterung des Publikums sollte durchschlagend genug sein, um Nachahmungen anzuregen. Es gibt keinen Grund, schon wieder auf Eugen Onegin zu setzen, wenn Die Zauberin, ein paar Jahre später, 1887, in Sankt Petersburg uraufgeführt, in den Blick genommen werden könnte. Tschaikowski mochte sie sehr. (…)

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau


(…) Dirigent Valentin Uryupin stürzt mit dem Frankfurter Opern- und Museumorchester die Zuhörer in aufwühlende, gegensätzliche Emotionen: volksliedhaft schlicht, ja sentimental, dann wieder mit kraftvoller Energie, manche Chöre unsichtbar im Hintergrund wie flüsternde innere Stimmen der Figuren. Dann wiederum macht sich eine sich immer mehr aufgepeitschte Ausgelassenheit im Wirtshaus von Natasja breit. (…)

Bernhard Doppler, www.tagesspiegel.de


(…) Der Chor der Oper Frankfurt, trainiert von Tilman Michael, zeigt sich in Bestform. Für eine atemraubende Revue beim Fest sorgen, gleich nach Freiheitsballade und  Wodkaexzess, fünf Tänzer, die in rabenschwarzen Tüll-Tutus über Tisch und Bänke springen und beim Handstand-Überschlag ihre revolutionsroten Unterhosen vorzeigen, bösartigerweise bedruckt mit einem feschen Hammer-und-Sichel-Emblem. (…)

Eleonore Büning, www.van-magazin.de


(…) Am Ende Begeisterungsstürme, wie sie selbst an der Oper Frankfurt Seltenheitswert haben.

Roland H. Dippel, www.nmz.de (neue musikzeitung)

Die Macht der Liebe siegt über die Liebe zur Macht: eine Utopie, die scheitert.

Wie ein Thriller in vier Teilen entwickelt sich Tschaikowskis siebte Oper. Sie verbindet ein Liebes- und Eifersuchtsdrama mit politischen Ränkespielen und religiösen Verstrickungen, zeigt die Ohnmacht der Mächtigen ebenso wie den Opportunismus des Volkes. Um eine Außenseiterin kreist die Handlung. Die Witwe Nastasia, genannt Kuma, betreibt außerhalb der Stadt Nischni Nowgorod einen Gasthof, in dem alle Schichten der Gesellschaft zusammentreffen. Sie fasziniert die Gäste mit ihrer Offenheit und ihrem Freiheitsdrang. Mamyrow, ein intriganter Geistlicher und Berater des Fürsten, bezichtigt Kuma der Zauberei und klagt sie wegen Unsittlichkeit an. Er bringt den Fürsten dazu, Kumas Gäste zu inspizieren, doch es gelingt ihr, den Fürsten für sich zu gewinnen und seinen Berater lächerlich zu machen. Während Mamyrow die Eifersucht der Fürstin schürt, versucht der Fürst, Kuma zur Liebe zu zwingen. Doch sie hat sich in Juri, den Sohn des Fürstenpaares, verliebt. So wird Kuma zum Spielball einer zerrütteten Herrscherfamilie. Am Ende wird sie von der hysterischen Fürstin vergiftet. Der eifersüchtige Fürst wiederum tötet seinen Sohn und wird wahnsinnig.

Tscharodejka – wörtlich übersetzt »Die Bezaubernde« – entstand zwischen Eugen Onegin und Pique Dame und wird bis heute nur selten aufgeführt, obwohl sie Tschaikowski selbst für sein bestes Werk hielt. Die Partitur glänzt und zeigt einen progressiven Musikdramatiker mit verschiedenen Gesichtern: Der dramatischen Handlung entsprechend wählt er Akt für Akt andere musikalische Mittel. Leidenschaftliche Charaktere, einfühlsame Melodien, eine brilliante Orchestrierung und dramatische Ensembleszenen bestätigen seine bedingungslose Liebe zu »seiner« Zauberin.

Mit freundlicher Unterstützung