(…) Viel dunkle Magie (…) in Händels Zauberoper Amadigi, in der ausschließlich vier hohe Stimmen gegeneinander antreten: [Regisseur] Andrea Bernard versetzt sie ins autoritäre Spa-Reich von Wellness-Intrigantin Melissa, der Elizabeth Reiter mit Präzision und nicht nachlassender Rachsucht überragenden Ausdruck verleiht. Schön zu erleben, wie Ensemble und Gäste stimmlich und szenisch aufs Ganze gehen: Der schwarze Countertenor Brennan Hall ringt fesselnd echt mit Rivale Dardano (eindrückliches Debüt von Beth Taylor), der angeblichen Untreue seiner Geliebten (kraftvoll: Kateryna Kasper) und den Zudringlichkeiten Melissas. (…)
Bettina Boyens, Frankfurter Neue Presse
(…) Und um Verliebte und Verrückte geht es auch in den folgenden drei Stunden. Andrea Bernard löst recht geschickt das Libretto-Problem, dass hier nur gebarmt, gefleht und gelitten wird, und dass ein weiteres Paar fehlt, um die Verwirrung wirklich zu würzen. So beschränken sich die Hindernisse, bis Amadigi endlich seine Oriana in den Armen hat, auf die Zaubertricks von Melissa, die aber nicht als Bühnenmagie, sondern als psychologische Manipulationen vorgeführt werden. Am Ende geht die ins Wasser, auch Dardano kommt durch seinen Exfreund Amadigi zu Tode. Wird das Paar auf dieser Grundlage glücklich werden können? (…)
Manuel Brug, www.brugsklassiker.de
(…) Im Grunde aber passt die Produktion in die Reihe der Frankfurter Händel-Inszenierungen, die fast alle für einen modernen, dramaturgisch und theatralisch ambitionierten Umgang mit der Barockoper stehen. (…)
Karl Georg Berg, Die Rheinpfalz
(…) Roland Böer führt (…) das Frankfurter Opern- und Museumsorchester mit sicherer Hand durch die barocke Partitur, so dass es am Ende großen und verdienten Beifall für alle Beteiligten gibt. (…)
Thomas Molke, www.omm.de
(…) Das singende Quartett, vier Rollendebüts: höchst engagiert. Als Titelheld ist der außerordentlich jugendlich wirkende Brennan Hall zu erleben (…). Kateryna Kasper ist seine Oriana, die bei aller Sanftheit über einen beherrschenden Sopran verfügt – ein neckischer Kommentar zur Beziehung zwischen den beiden, die im Spiel nur zart angedeutet wird. (…) Mächtig und prächtig Elizabeth Reiter als Melissa, ein überzeugendes Rivalinnen-Duell auch der Soprane. Als Dardano spielt Beth Taylor das Androgyne großartig aus, dazu passt ihr Mezzo, die tiefste Stimme des Abends. Ihre Arie „Pena tiranna“, eine namhaftere dieser Opernrarität, erinnert ja zum Verwechseln an die Rinaldo-Arie „Lascia ch’io piango“ und ist damit ein Zugpferd des Abends. (…)
Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau
(…) Das Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter der Leitung von Roland Böer sorgte mit prägnantem, kontrastreichem Spiel für starke emotionale Impulse. (…)
Während Elizabeth Reiter als Melissa gleißende Koloraturen und rachedurstig explodierende Spitzentöne abfeuerte und Beth Taylor als Dardano mit glutvoller, männlich gefärbter Altstimme auftrumpfte, lieferte Kateryna Kasper als Oriana mit ihrem hellen Sopran ein lyrisches Gegengewicht. (…)
Silvia Adler, Darmstädter Echo
(…) Die drei Frauen (…) sind eine Wucht: Beth Taylor als Dardano mit sattem, aber beweglich-ausgeglichenem Mezzosopran, Elizabeth Reiter als von Eifersucht zernagte Melissa, deren Abgang trotz alledem zu Tränen rührt, und Kateryna Kasper als zärtlich liebende, aber arg gebeutelte Oriana, die sängerisch alle Gefühlsgrenzen ausloten muss.
Bernd Zegowitz, Badische Neueste Nachrichten
(…) An vorderster Stelle zu nennen ist Kateryna Kasper in der Partie der Oriana. Die Frankfurter Stammsopranistin befindet sich aktuell auf dem Höhepunkt ihrer stimmlichen Fähigkeiten. Mit einem herrlich runden, honigsüßen Ton umschmeichelt sie ihren Geliebten. Verzierungen, Melismen und Koloraturen werden mit einer staunenswerten Makellosigkeit dargeboten. Sie erscheinen bei der Kasper nicht als Vokalkunststückchen, sondern als selbstverständlicher, ja notwendiger Teil ihrer Gestaltungskunst. Schon diese beglückende Gesangsleistung wäre Grund genug für den Besuch der Produktion. (…)
Michael Demel, www.deropernfreund.de
(…) Elizabeth Reiter bewegt sich in dieser Rolle, als sei sie jene Melissa, die sich krampfhaft an ein im Glas herumschwimmendes Herz klammert und über ihre Ohnmacht, Amadigi nicht herumdrehen zu können, verzweifelt. Ihre Ausbrüche sind stimmgewaltig, mit Strahlkraft und aller geforderten Härte, dramatisch ihr Tod. Melissa taucht ein in die Quelle der wahren Liebe. Während sie untergeht, singt sie so hauchfein wie der Dunst über dem Wasser. Eine sanfte Welle spült ihren Körper weg, unendliche Ruhe breitet sich aus, das Orchester verklingt. Stille. Händel verstand sich darauf, menschliche Qualen in allen Schattierungen und über lange Schwelltöne hinweg in der Musik abzubilden. Elizabeth Reiter füllt diese Partie mit großartiger Stimmkunst und darstellerischer Überzeugung aus. (…)
Christiane Franke, www.klassik.com